0798 - Der Hausmeister
noch nicht aus der unmittelbaren Umgebung zurückgezogen hatte.
Der Geist blieb verschwunden.
Aber er lauerte. Er würde nicht aufgeben. Etwas anderes spukte ebenfalls durch meinen Kopf. Ich musste daran denken, dass Dinah von einem Krokodilkopf gesprochen hatte.
Wie kam sie darauf?
Ich war mir sicher, dass sie es sich nicht eingebildet hatte, und ich glaubte auch daran, dass ich irgendwann die Lösung finden würde…
***
Der andere Morgen!
Behaupten, gut geschlafen zu haben, konnte ich beim besten Willen nicht. Auch der Familie Cavendish war es so ergangen, aber wir konnten uns wenigstens frischmachen, denn in diesem unterirdischen Bereich gab es genügend Duschen.
Danach sprach ich von einem Frühstück. Auf große Begeisterung stieß ich bei den Erwachsenen nicht, aber Dinah jubelte auf. Sie hatte Hunger, und sie wollte auch hier unten essen, weil sie es ganz toll fand, in einer Zelle zu sein.
Ich war dafür, das Frühstück in meinem Büro einzunehmen, dort wurde es dann zwar eng, aber die Atmosphäre war familiär. Zudem war das Wetter umgeschlagen. Vom Himmel herab lachte eine strahlend helle Märzsonne.
Das Frühstück würde geholt werden, und ich hatte bereits mit meinem Büro telefoniert und Suko erwischt. Er war schon sehr früh gekommen. Zu Hause hatte ihn nichts mehr gehalten, und auch Glenda erschien, kaum dass wir unser Büro betreten hatten.
Sie bekam große Augen, als sie den Besuch sah. »Meine Güte, was ist denn hier los?«
»Frühstück«, erwiderte ich.
»Wie bitte?«
Ich setzte sie mit wenigen Sätzen in Kenntnis, und auch danach staunte sie nur weiter. Als das Frühstück aus einem nahe Café gebracht wurde, war sie direkt sprachlos.
»Das lasse ich mir gefallen, John. Können wir das nicht jeden Tag so machen?«
»Wäre zu überlegen.«
Anne Cavendish packte aus. Wie auch ihr Mann sah sie übermüdet aus. Nur Dinah ging es gut. Sie freute sich über das Essen und bejubelte die Cornflakes.
Wir Erwachsene blieben ernster, denn wir wussten genau, dass der Tag nicht so ablaufen würde, wie er begonnen hatte. Der Geist des Hausmeisters wollte seine Rache. Er wollte endlich das erfüllen, was ihm nicht gelungen war, und wenn ich daran dachte, schaute ich unwillkürlich Dinah an, die sich so herrlich unbefangen gab und ihre Cornflakes mit Milch gemischt hatte. Sie aß sie mit einem großen Appetit, nahm noch Nachschlag.
»Ich freue mich auch schon auf die Schule«, sagte das Mädchen.
»Warum denn?«, fragte ich.
»Da werden meine Freunde staunen, wenn ihr…«
Ich winkte ab. »Tu mir einen Gefallen, Dinah. Sag nichts, sag wirklich kein Wort darüber.«
Sie ließ den Löffel sinken. »Das ist aber blöd«, murmelte sie. »Wo es doch so anders ist.«
»Du kannst später alles erzählen.«
»Wann denn?«
»Wenn es vorbei ist.«
»Dauert das lange?«
Ich zuckte mit den Schultern.
Nach dem Frühstück nahm ich die beiden Erwachsenen zur Seite.
Auch Suko blieb bei uns. Dinah wurde inzwischen von Glenda Perkins im Vorzimmer unterhalten. Mein Freund und Kollege hatte seine Bedenken. »Ist natürlich eine irre Sache, die du vorhast.«
»Das meine ich auch«, pflichtete ihm Anne Cavendish bei. »Dinah wird von Ihnen als Lockvogel benutzt.«
Ich kam mir vor wie an den Pranger gestellt. Ein Argument dagegen fand ich nicht, deshalb stimmte ich ihr im Prinzip zu. »Da haben Sie schon recht, Mrs. Cavendish. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass wir in der Nähe sind und Ihre Tochter geschützt ist, durch mein Kreuz nämlich.«
»Und das soll reichen?«
»Immerhin hat es auch Ihr Leben gerettet, Mrs. Cavendish.«
Sie senkte den Kopf. »Trotzdem bleibt die Gefahr.«
»Das stimmt.«
»Gibt es denn keine bessere oder andere Lösung?«
»Mir fällt keine bessere ein. Aber Ihre Tochter wird geschützt sein, sollte sich der Geist zeigen. Er hat versucht, Dinah in der Schule zu töten, es ist ihm nicht gelungen. Es kann sein, dass sich das Ganze noch einmal wiederholen soll, dass er zurück in seine Dachwohnung kehrt, aber auch dort werden wir ihn erwarten. Wir werden nicht allein sein, Mrs. Cavendish.«
Ich hatte sie nicht überzeugt, und sie wandte sich an ihren Mann.
»Bitte, Don, sag doch auch etwas.«
Er hob die Schultern. »Meine Güte, ich bin Polizist.«
»Und auch Vater.«
»Richtig. Ich denke, dass es nur die eine Möglichkeit gibt, Trigger zu erwischen.«
Sie starrte ihn fast feindselig an. »Und wenn es schief geht, Don, wenn es schief geht«, wiederholte sie.
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