0798 - Der Hausmeister
klappen.«
»Gut«, sagte Suko, »dann werde ich mich später wieder melden.«
»Oder ich mich.«
»Was hast du für ein Gefühl?«
»Es hält sich in Grenzen.«
»Bei mir auch, John.« Suko steckte das Gerät wieder ein und räusperte sich. Wenn ihm jemand sagte, dass man sich an Gestank gewöhnen konnte, würde er dem Mann nicht glauben. Er hatte sich nämlich nicht daran gewöhnt. Der Geruch war einfach widerlich und legte sich schwer auf seine Lungen. Da war frische Luft gut.
Suko hatte Mühe, das Fenster zu öffnen. Es war nicht einfach, den Griff zu drehen. Auch er war verklebt, das Fenster klemmte dann, als er es aufzerrte, und sofort hallte ihm vom Schulhof der Lärm zahlreicher Kinderstimmen entgegen. Suko riskierte es auch, sich weit aus dem Fenster zu beugen, weil er zunächst tief Luft holen musste.
Die Pause war vorbei. Er hatte nur noch den Rest der hellen Kinderstimmen gehört, und jetzt, wo sich keine Kinder mehr auf dem Hof befanden, wirkte er leer, verlassen und irgendwo auch düster.
Das mochte an den noch kahlen Platanen liegen, die so dunkel wirkten, als wären sie mit Asche bestäubt worden.
Nicht weit entfernt hockten einige Vögel auf dem krummen Ast und schauten zu Suko rüber. Der Himmel zeigte eine herrliche Frühlingsfarbe, und auch die Märzsonne verwöhnte mit ihrer Kraft.
Suko dachte daran, dass es heute genau der falsche Tag war, um Dienst zu tun. Er hätte irgendwo im Wald Spazierengehen sollen oder an einer einsamen Stelle am Ufer sitzen und gegen den Himmel schauen, über den flatterige, weiße Wolken zogen.
Stattdessen wartete er auf den Geist eines Killers.
Suko drehte sich um, schloss das Fenster wieder und starrte in die schmutzige Küchenwelt. Er fragte sich, wie ein Mensch in diesem dreckigen Durcheinander nur leben konnte. Zu ihm passte auch der alte, stumpfe Linoleumboden, auf dem niemand mehr ausrutschen konnte.
Würde der Geist überhaupt erscheinen?
Diese Frage hatte er sich des öfteren gestellt. Es gab eigentlich keinen Grund für ihn, es sei denn, man ging von dem Prinzip aus, dass es den Täter immer wieder an den Ort der Schandtaten zurückzog.
Möglicherweise wollte er wirklich nach einer bestimmten Methode vorgehen und das Mädchen sich hier in die Wohnung holen.
Er fragte sich auch, wie es möglich war, dass der Geist des Toten keine Ruhe gefunden hatte. Es gab verschiedene Spekulationen darüber, warum ein Geist keine Ruhe fand. Oftmals weil er eben eine schwere Schuld auf sich geladen hatte und diese noch abbauen musste. So war es zumindest in den klassischen Spukgeschichten.
Hier verhielt es sich anders.
In diesem Fall zeigte der Geist keine Reue. Hier wollte er etwas Schreckliches vollenden und die Schule zu einem Ort des Todes machen. Suko hatte dem Fenster den Rücken zugedreht. Er ging jetzt vor, durchwanderte die Küche und blieb an der Tür stehen.
Daneben stand der Stuhl, auf dem die gefesselte Dinah gesessen hatte. Als Suko daran dachte, stieg der Zorn in ihm hoch. Wütend schüttelte er den Kopf, legte die Hand auf die Türklinke und stellte wiederholt fest, dass auch sie von einem widerlichen Schmier bedeckt worden war.
Er zog die Tür trotzdem auf.
Der Flur war klein, sehr klein. Mit einem Schritt konnte die Wohnungstür erreicht werden, was Suko allerdings nicht tat. Er blieb in der düsteren Enge des Flurs stehen und hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
Er hielt den Atem an!
Suko lauschte in sich hinein, spitzte aber auch die Ohren, um sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. War jemand hier, oder hielt er sich zurück?
Er atmete tief durch. Noch sah er nichts, er spürte auch nichts, keine Bedrohung, hörte keinen Laut, und doch war er nicht mehr allein, das merkte er genau.
Jemand hatte ihn gefunden.
Wenn es stimmte, dann konnte das einfach nur Ewald Trigger, der Hausmeister, sein.
Suko drehte sich um.
Er sah nichts. Die Düsternis des kleinen Flurs hielt ihn umklammert. Die Luft war grau wie Spinnweben, aber das heisere Flüstern stammte nicht von ihm.
Eine andere Stimme hatte sich gemeldet!
Auf seinem Rücken spürte er eine gewisse Spannung. Da zog sich die Haut zusammen, wieder ein Zeichen dafür, dass er sich nicht weit von einem Ziel entfernt befand.
Er drehte sich. Suko wusste nicht, was er tun sollte, wenn ihm der Geist plötzlich gegenüberstand. Er besaß kein Kreuz, mit dem er ihn hätte vertreiben können, vielleicht reichte die Dämonenpeitsche auch, denn sie hatte er in seinen
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