0798 - Der Hausmeister
nichts. Eine andere Frage, Mister Rees. Was möchten Sie drehen?«
Er lächelte. »Wir nehmen einige Hausfrauengespräche auf. Es gibt da Frauen, die sich über bestimmte Dinge beklagt haben, und dar über wollen wir berichten.«
»Was genau?«
»Über eine Firma, die ihre Umweltauflagen nicht erfüllt. Wir sind ein Sender für die Menschen, gewissermaßen ein offener Kanal. Zu uns kann jeder mit seinen Sorgen und Problemen kommen, und wir versuchen, ihm zu helfen.«
»Drehen Sie selbst auch Filme?«
»Ja, ich habe meine Sendung. Ich bin«, er hob etwas verlegen die Schultern, als wäre es was Schlimmes, »ein Filmfreak. Ein besonderer Fan des phantastischen Films.«
»Auch Horror?«
»Kann man sagen.«
»Nun ja.« Ich runzelte die Stirn. »Manchmal ist der Horror im Leben schlimmer als der eines Drehbuchautors.«
»Mag sein, doch ich…«
Ich hob die Hand, weil sich mein Gerät gemeldet hatte. »Sie entschuldigen mich, Mister Rees.«
»Ja, natürlich.«
Ich drehte mich um und ging einige Schritte zur Seite. Vor der Treppe blieb ich stehen. Von unten her hörte ich den Gesang aus einer Kinderklasse.
Krasser hätte der Gegensatz nicht sein können. In der Tiefe die heile Welt und über mir jemand, der sich plötzlich in Lebensgefahr befand. Dass ich startete, sah auch Charles Rees. Wahrscheinlich begriff er die Welt nicht mehr, als ich wie ein Leichtathlet die Treppe hochstürmte…
***
Suko war in der schmalen Küche so weit wie möglich zurückgewichen. Er stand nun am Fenster und hatte der Scheibe den Rücken zugedreht. Der Geist des Hausmeisters hielt noch auf Distanz. Er hatte sich mit der Tür verbunden, jedenfalls sah es für Suko so aus, als würde er mit dem Gefüge eine Einheit bilden.
Geist und Materie.
Die Waffe war real. Er schwang sie vor wie ein Pendel, und beim Zurückschwingen kratzte sie mit der unteren Seite über den Boden.
Für den Geist war dies so etwas wie ein Startsignal, denn nun schob er sich vollends in den Raum.
Er stand da, er war durchscheinend, feinstofflich und doch hielt er die Axt fest.
Suko schluckte. Der Inspektor gehört zu den Leuten, die zumeist ihre Angst im Griff behielten. Vollständig schaffte das niemand, dafür waren die Menschen nicht gemacht, doch in dieser Situation stellte er fest, dass er die Furcht nicht im Griff hatte. Allein schon deshalb nicht, weil er dieser Erscheinung unterlegen war. Sie war kein Mensch. Zwar verließ sie sich auf menschliche Waffen, doch selbst konnte sie nicht mit einer solchen erledigt werden. Suko kriegte berechtigte Zweifel, ob ihm die Dämonenpeitsche etwas nutzte. Seine Hand lag zwar auf dem Griff, er hatte sie noch nicht hervorgeholt.
Suko sah den Geist des Hausmeisters zum erstenmal. Er erschrak über dessen Intensität, der konnte ihn sehr genau erkennen, beinahe detailliert, obwohl er im Prinzip nur in Umrissen zu erkennen war.
Doch es war alles vorhanden. Das Gesicht, der Körper, die Arme, auch die Beine, die Stirn, die glatten Haare, die Nase, die Ohren, sogar die Augen, jetzt allerdings leer.
Auch eine Kleidung war angedeutet. Es konnte so etwas Ähnliches wie eine Latzhose sein, da war er sich nicht sicher.
Wieder schwang das Beil vor.
Suko duckte sich ein wenig, hatte eine sprungbereite Haltung eingenommen, suchte auch nach einem Ausweg, den er nehmen konnte, wenn das Beil auf ihn zuflog, aber viel Platz blieb ihm nicht. Die Küche war einfach zu schmal, er hätte schon auf die Spüle hechten müssen. An der gegenüberliegenden Seite hingen die Schränke, ebenso schmutzig wie alles andere.
Leider gab es keinen Tisch. Die Fläche zwischen ihm und dem Hausmeister war völlig frei.
Der Geist bewegte sich vor. Er schwebte, er strahlte etwas ab, das auch Suko erreichte. Ein Kälteschauer, und der legte sich wie ein Reif um seinen Körper.
Suko hatte einen Teil seiner Hoffnung auch auf John gesetzt. Hoffentlich war er schnell genug, dann fiel ihm ein, dass der Geisterjäger sein Kreuz ja abgegeben hatte, und er fragte sich, wie sie den Geist jetzt stoppen sollten.
Wieder kratzte das Beil über den Boden. Es hörte sich an, als hätte jemand geröchelt.
Suko zog die Peitsche. Er musste einfach etwas tun. Die Beretta musste er vergessen, seinen Stab ebenfalls, vielleicht konnte er sich doch mit der Peitsche etwas Luft verschaffen.
Die drei Riemen bestanden aus der Haut eines mächtigen Dämons.
Er hatte Nyrana geheißen, war verstoßen worden, und Suko hatte diese einmalige Chance für sich genutzt. Er
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