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0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel

0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel

Titel: 0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denn Jane sah es jetzt deutlicher. Sehr genau sogar, und auf ihrem Rücken tanzte wieder das Eis in kleinen Körnchen.
    Ein Gesicht mit heller Haut, aber von zahlreichen kleinen Bahnen durchlaufen, sodass sie ein Muster aus dunklen, schmalen Bächen bildeten. Wie ein Spinnennetz, und die Erinnerung schoss in ihr hoch wie eine feurige Lohe.
    Das war der Killer!
    Im Lokal hatte sie ihn gesehen. Für einen Moment nur, aber es war unvergesslich gewesen.
    Rico Ramini!
    So konnte er heißen, wenn der Verleger Elton Freeman Recht mit seiner Vermutung hatte. Jane hatte den Namen bisher für sich behalten. Nur Lady Sarah kannte ihn noch, nicht aber John Sinclair. Ihn hatte sie damit überraschen wollen.
    Es sah dennoch anders aus. Vor seinem Mund hing etwas Schwarzes, das sie nicht erkennen konnte, das sich aber bewegte, als der Mann heftige Kaubewegungen machte.
    Ja, er kaute, und Jane glaubte sogar, das Schmatzen zu hören. Wie unter Zwang ging sie weiter, den Blick immer nur auf das widerliche Gesicht gerichtet, und sie hörte den dumpfen Laut. Er war begleitet von einem leisen Schmatzen oder Saugen.
    Jane konnte nicht sagen, was es war. Sie musste näher heran, was sie auch tat. Das Gesicht blieb. Es bewegte sich in seiner unteren Hälfte. Der Mund kaute weiter, das Geräusch drang durch die Scheibe. An der Außenseite klebte blutiger Schleim, der Gestank wurde unerträglich. Selbst die Scheibe hielt ihn nicht auf.
    Jane wusste plötzlich, wonach es roch.
    Nach altem Fleisch!
    Es war einfach grauenhaft.
    Sie würgte mit offenem Mund. Ein plötzlicher Schwindel ließ sie taumeln. Sie war auf einmal wehrlos. Und das gefiel ihr gar nicht.
    Hastig streckte sie den Arm aus und klammerte sich fest.
    Altes Fleisch, und es kam ihr vor, als hätte man es ihr in den Mund gestopft. Bis tief hinein in den Rachen, um daran zu ersticken. Sie hörte das Schaben, sah den dünnen Streifen aus Blut und Wasser, hörte das Schmatzen der Gestalt. Sie kaute mit einer wahren Begeisterung das Zeug, sie lutschte an dem Moderfleisch, riss noch einmal das Maul auf, und schluckte den Brocken wie ein ausgehungerter Hund.
    Dann tat sich nichts mehr.
    Es wurde still.
    Das Gesicht aber blieb. Der Mund hatte sich zu einem breiten Grinsen verzogen. In den Augen schimmerte eine düstere Botschaft, die nur Tod bedeuten konnte.
    Die Zunge leckte über die Lippen. Ein letztes, breites, wissendes Grinsen noch, dann zog sich das Gesicht zurück.
    Es schwebte wie ein Planet vorbei, es tauchte ein in die Finsternis der Nacht. Ein düsterer Todesbote, der gekommen war, um zu zeigen, wie mächtig er sein, konnte.
    Jane Collins blieb allein in der Küche zurück. Ihre Beine waren mit dem Boden verschraubt. Dieses Gesicht war zu scheußlich gewesen.
    Obwohl ihr selbst nichts geschehen war, fühlte sie sich voller Angst.
    Das Grauen hatte sie gezeichnet und bei ihr ebenso Spuren hinterlassen wie in diesem verdammten Gesicht. Es war für sie einfach nicht nachvollziehbar. Im Nachhinein ekelte sie sich davor. Sie konnte nicht anders reagieren.
    Sie schüttelte sich, doch der schlechte Geschmack blieb in ihrem Mund.
    Einige Male schluckte sie, aber er wollte nicht weichen.
    Dann ging sie zum Fenster und entdeckte an der Außenscheibe den dunklen Streifen, den das rohe, blutige Fleisch hinterlassen hatte. Die Flüssigkeit hatte sich gelöst, sie rann an der Scheibe entlang nach unten. Jane überwand sich selbst und öffnete das Fenster.
    Die kalte Luft raubte ihr beinahe den Atem. Sie glitt wie ein Eishauch durch den dünnen Stoff des Nachthemds und legte es wie eine zweite Haut auf ihren Körper.
    Sie roch den Rest.
    Auch die frische Luft hatte diesen ekligen Gestank nicht vertreiben können. Er drehte ihr bald den Magen um, aber er war auch der Beweis dafür, dass sie keinen Albtraum erlebt hatte. Das Gesicht des Mörders war bei ihr gewesen, es hatte sie noch einmal gewarnt.
    Beim nächsten Mal würde es nicht so »freundlich« sein. Dann musste Jane damit rechnen, dass sie den Tod fand. Diesmal war das Gesicht noch ohne Waffe gekommen. Später würde es das Messer mitbringen.
    Jane schauderte. Diesmal nicht nur wegen der Kälte. Sie schloss das Fenster, hatte noch immer das Gefühl, von diesem widerlichen Geruch umfangen zu sein.
    In den folgenden Sekunden öffnete sie den Kühlschrank, sah eine Flasche Milch, drehte den Deckel ab. Sie hielt die Flasche in ihrer zitternden Rechten, als sie trank.
    Die Milch spülte einen Teil des miesen Geschmacks weg. Leider blieb

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