0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
Gespräch verwickeln konnte.
Der Ober brachte das Wasser. Ein anderer erkundigte sich nach seinen Wünschen.
Suko lächelte und gab die Bestellung auf, die der Ober kurz notierte. Gleichzeitig fragte er nach dem Wein.
»Darauf möchte ich als Fahrer verzichten.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Obwohl Suko nicht zu dem Kreis der hier sonst Speisenden zählte, ließen sie es ihn nicht spüren.
Wohl fühlte sich Suko nicht. Immer wenn er eine Krawatte trug, kam er sich eingeklemmt vor. Dann hatte er das Gefühl, allmählich erwürgt zu werden.
Suko schräg gegenüber saßen an einem Vierertisch Geschäftsleute.
Da wurde nicht nur gegessen, sondern auch getrunken. Ein Mann und eine Frau betraten das Lokal, schauten sich um, wurden zu einem Tisch gebeten und mit sehr großer Höflichkeit behandelt, obwohl die Frau aussah, als hätte sie in ihrem Leben auch andere Orte kennen gelernt als Luxus-Schuppen.
Der Mann war wesentlich älter und erlebte wahrscheinlich seinen dritten Frühling.
Für einen Moment fühlte Suko den Blick der Frau auf sich gerichtet. Da lag etwas Abschätzendes in den Augen, ein gewisser Ausdruck, ein leicht verhangener Blick, der ihm wieder Recht gab, was die Einschätzung dieser Frau betraf. Sie war eine Spur zu auffällig mit den großen Ohrringen, den gefärbten Haaren, die einfach einen zu harten Kontrast zu der hellen Haut bildeten. Und geschminkt war sie alles andere als dezent.
Suko wurde abgelenkt, weil ein weiterer Gast das Lokal betrat. Es war eine Frau um die Dreißig, die ihre Garderobe vorn abgegeben hatte und ein blaues Strickkleid mit dem Ansatz eines weiten Rollkragens trug.
Die Lady war hier bekannt. Obwohl die Ober leise sprachen, verstand Suko den Namen.
Sie wurde mit Mrs. Green angesprochen, und man geleitete sie zu Sukos Nebentisch, wo sie ihren Platz einnahm und den Obern lächelnd zunickte. Auch Suko wurde durch ein Nicken begrüßt, und er lächelte knapp zurück.
Den Inspektor ließ seine gute Beobachtungsgabe auch hier nicht im Stich. Er sah, dass sich Linda Green zwar locker gab, man erkannte, dass sie sich in Restaurants wie diesen hier bewegen konnte, aber sie wirkte doch leicht verkrampft, und der Blick ihrer grauen Augen war irgendwie unruhig.
Einige Male strich sie auch durch das dunkelblonde Haar. Es umgab ihren Kopf in dichten Wellen. Da hatten zwei Kämme wohl Mühe, die Strähnen zu halten.
Sie faltete die Hände und schaute sich um. Suko sah sie im Profil, das kleine Kinn stand ziemlich energisch vor, die Nase hatte einen weichen Schwung, und auf der Wange sah der Inspektor einen Hauch von Rouge.
Insgesamt machte Linda Green auf ihn einen netten, nicht arroganten Eindruck.
Er dachte daran, dass John und Jane schon früher losgefahren waren als er. Wahrscheinlich befanden auch sie sich schon in der Nähe des Ziels. Im Gegensatz zu Suko würden sie, wenn es sich dann ergab, in diesem Landhaus-Hotel übernachten. Er aber wollte Linda Green auf den Fersen bleiben, und Suko baute auch darauf, dass sich sehr bald eine Gelegenheit ergab, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Während Linda Green die Speisekarte gereicht bekam, wurde Sukos Suppe serviert. Er bedankte sich mit einem Nicken, umfasste den Löffel, probierte und war überrascht, wie gut ihm diese Essenz schmeckte. Die Köche hier verstanden ihr Handwerk, das musste man ihnen lassen. Suko aß mit gutem Appetit und vergaß dabei seine eigentliche Aufgabe. Es war auch schlecht vorstellbar, dass ein brutaler Mörder diese wirklich außergewöhnliche Atmosphäre störte, aber Suko wusste auch, dass gewisse Kräfte auf bestimmte Umgebungen keine Rücksicht nahmen.
Er leerte seinen Teller und sparte auch nicht mit Lob, als er abgeräumt wurde.
»Danke sehr, Sir.«
Mit einem Ohr hatte er mitbekommen, dass sich Linda Green für ein Menü entschieden hatte, und Suko wunderte sich, wie schlank sie bei ihrem Job geblieben war.
Er tupfte seine Lippen ab, drehte den Kopf wie zufällig nach rechts, und wie zufällig hatte auch Linda Green in seine Richtung geschaut. Beide waren überrascht, und beide lächelten etwas verlegen. Die Frau hatte ein Glas Weißwein vor sich stehen, sie hob es an und trank einen kleinen Schluck.
»Sie sind öfter hier?«, erkundigte sich Suko.
»Ja, kann man sagen. Zumindest esse ich nicht zum ersten Mal hier.«
»Ich allerdings schon.«
»Pardon, das habe ich bemerkt.«
»Oh – wieso? Benehme ich mich so schlecht?«
Linda Green lachte. »Nein, das natürlich nicht, aber man
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