0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
vorbeugte. »Er hatte ein blutiges Gesicht, wie du mir erzählt hast. Wie kann es dazu gekommen sein? Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Da steckt mehr dahinter, Jane. Der Teufel. Er muss einen Draht zum Höllenherrscher gefunden haben oder aber zu einem anderen mächtigen Dämon. Für mich gibt es da keine andere Möglichkeit, wenn du verstehst.«
»Ich will dir nicht widersprechen.«
»Neunmal ist er getestet worden. Neunmal negativ. Da muss man schon ein dickes Nervenkostüm haben, um so etwas verkraften zu können. Ramini verkraftete es nicht. Er hat sich aus der Szene zurückgezogen, um nun aus dem Hintergrund zuzuschlagen, wie auch immer.«
»Ich beneide euch nicht um die Aufgabe und bin nur froh, dass du John Sinclair an deiner Seite hast. Stell dir vor, du wärst noch immer allein, wobei dieser Killer dann plötzlich erscheint und dich fertig macht, denn nun schließt sich der Kreis, denn du bist die einzige Zeugin, Jane.«
»Ich weiß.«
»Und morgen früh geht es los?«
»Ja, John kommt vorbei und holt mich ab.«
Sarah Goldwyn hob ihr Glas, hielt es in der Hand, trank aber nicht, sondern schaute auf die rote Oberfläche des Weins. »Eine Nacht liegt noch vor dir, Jane, und die kann sehr lang und gefährlich werden.«
Die Detektivin musste lachen. »Glaubst du denn, dass tatsächlich etwas passiert?«
»Ich rechne immer mit dem Schlimmsten. Ich kenne die Menschen sehr gut und mittlerweile auch ihre Abartigkeiten. Es kann grausam werden, Jane…«
***
An diese Worte musste Jane Collins denken, als sie einige Stunden später in ihrem Bett lag. Das Zimmer befand sich in der ersten Etage des Hauses, dazu gehörte noch ein relativ großes Bad, aus dem Jane gekommen war, bevor sie ihren Platz im Bett gefunden hatte.
Sie lag so, dass sie auf das Fenster schauen konnte. Es war wirklich ein mehr als ereignisreicher Tag gewesen. Normalerweise hätte sie todmüde sein müssen, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Jane war einfach zu überdreht.
Der Fall spukte ihr ständig durch den Kopf. Immer wieder sah sie das blutige Gesicht des Killers wie ein Gespenst durch das Grau des Zimmers huschen, wissend grinsend und dabei mit einem kalten, erbarmungslosen Blick, der allein auf Jane gerichtet war. In ihm lag ein grausames Versprechen, doch diese Bilder bildete sich Jane Collins ein, sie waren nicht echt.
Der Zeiger der Uhr näherte sich Mitternacht, als Jane aufstand und in die kleine Küche gehen wollte, um sich dort ein Glas Wasser zu holen. Sie tappte im Dunkeln aus dem Schlafzimmer, öffnete die Tür und fand sich in ihrem Wohnraum wieder, der mit hellen Möbeln eingerichtet war, wobei aber bunte Kissen und farbige Teppiche für genügend Farbe sorgten.
Sie blieb einen Schritt jenseits der Schwelle mit leicht gerunzelter Stirn stehen.
Irgendetwas störte sie.
Es hatte sich zwar äußerlich nichts verändert, aber es war doch etwas vorhanden, das ihr nicht passte.
Sie forschte nach dem Grund.
Ihre Blicke glitten durch den Raum. Jane hatte kein Licht eingeschaltet. Soweit sie im Dunkeln sehen konnte, stand jedes Möbel an seinem Platz. Die Ordnung konnte man beinahe schon als pedantisch bezeichnen. Sie bekam eine Gänsehaut.
Was hatte sich verändert?
Sie ging einen weiteren Schritt nach vorn. Ihr Nachthemd war leicht wie eine Feder. Unter dem Stoff war der fast nackte Körper als Silhouette mehr zu ahnen und nur dort etwas heller, wo der Slip saß.
Auf einmal wusste sie es.
Jane fühlte sich beobachtet!
Sie reagierte instinktiv, kreuzte die Arme vor der Brust. Eine reine Schutzbewegung, die ihr sicherlich nicht viel half, dennoch dafür sorgte, dass ihr ungutes Gefühl etwas verschwand.
Beobachtet! Hier, wo eigentlich niemand war…
Das konnte sie sich nicht erklären, und das war es auch nicht allein, wie sie bald feststellte. Noch etwas anderes störte sie. Nach einer kurzen Phase des Nachdenkens hatte sie den Grund gefunden.
Es lag am Geruch.
Innerhalb dieser vier Wände hatte sich ein fremder Geruch ausgebreitet, leicht süßlich, irgendwo schwer, den Atem behindernd.
So roch Blut!
Jane schluckte, als sie daran dachte. Danach schaffte sie sogar ein Lächeln, weil sie sich sagte, dass es Unsinn war, was sie sich da zurechtgesponnen hatte.
Nur verkrampfte ihr Lächeln, denn dieser widerliche Geruch blieb bestehen. Er war da, und er musste von jemandem hinterlassen worden sein. Bestimmt nicht von ihr.
Sie hatte Besuch bekommen. Jemand war
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