0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
lieber in ihren Wohnungen. Außerdem zeigten die Bäume noch eine schon abweisende Kahlheit. Ihre ersten Knospen waren mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. In den höheren Lagen schneite es wieder; der Winter wollte noch einmal zeigen, was in ihm steckte.
Das Läuten des Telefons riss Jane aus ihren Betrachtungen. Im Sessel sitzend fuhr sie herum und schnickte dabei mit den Fingern.
»Das ist Mister Freeman.«
Sarah Goldwyn lächelte nur. Sie schaute zu, wie Jane den Hörer abnahm und sich meldete. Sehr kurz nur hörte sie zu, dann sprach sie bereits, wobei sie der Horror-Oma einen triumphierenden Blick zuwarf. »Das finde ich toll, Mister Freeman, dass Sie sich gemeldet haben. Darf ich denn darauf hoffen, dass Sie etwas herausgefunden haben?«
Es folgten Minuten, in denen Jane nur zuhörte und dennoch nicht inaktiv blieb, denn bei der Fülle der Worte musste sie sich einfach Notizen machen. Sie kritzelte sie auf einen Zettel, stellte hin und wieder Zwischenfragen und bedankte sich schließlich für den Anruf, nicht ohne dem Verleger Hoffnung zu machen, dass sie den Mörder auch stellen würde.
»Du bist aber sehr mutig!«, stellte Sarah Goldwyri fest, als Jane aufgelegt hatte.
»Warum?«
»Nun ja, wer noch nicht mal richtig angefangen hat und schon von einem Erfolg spricht…«
Sie wehrte ab. »Augenblick bitte, so ist das nun nicht. Der Erfolg wird schon kommen, dafür kann ich garantieren. Erst einmal Folgendes.«
Sie schaute auf den Zettel, legte ihre Stirn in Falten und tippte mit dem Kuli gegen die Wange. Nach dem dritten Antippen und dem leisen Klicken der Kuli-Automatik stellte sie an Lady Sarah die entscheidende Frage. »Kennst du einen gewissen Rico Ramini?«
»Was? Ich soll den kennen?«
»War nur eine Frage.«
»Einen Mann, mit einem derartigen Namen? Nein, meine Liebe, den kenne ich nicht.«
»Ich kannte ihn auch nicht, Sarah, aber der Verleger hat ihn mir ans Herz gelegt.«
»Warum? Ist er der Killer?«
»Das weiß ich nicht«, murmelte Jane, »aber Mister Freeman wird den Namen nicht grundlos genannt haben. Der Drucker hat diesen Namen ausgespuckt, nachdem er mit den wichtigen Informationen gefüttert worden ist. Rico Ramini ist ein Koch. Freeman berichtete mir, dass er sich selbst für begnadet hält und sich dabei sicherlich überschätzt hat, weil seine Kochkunst den objektiven Kriterien der Prüfer nicht standgehalten hat. Sein Restaurant wurde von allen Testern besucht.«
»Soll ich raten?«, fragte Sarah.
»Bitte.«
»Sie haben ihm nicht eben die große Auszeichnung gegeben, denke ich mal.«
»Eben. Sie machten es schlecht.«
»Dürfen diese Leute das?«
Jane wiegte den Kopf. »Auch nicht so direkt, Sarah. Sie haben ja nicht geschrieben, dass dort das Essen nicht schmeckt, aber sie sind schon härter an die Sachen herangegangen. Sein Restaurant fiel nicht einmal unter ferner liefen, es fiel glatt durch. Das Essen war so schlecht, dass eine Erwähnung in einem Restaurant-Führer ein blanker Hohn gewesen wäre. Das hat dieser Mann nicht verdaut.«
»Bedrohte er den Verleger?«
»Wohl nicht direkt. Er hat ihm nur einen Brief geschrieben, dass diese Sache noch nicht beendet wäre. Mister Freeman hat den Schrieb weggeworfen.«
»Schade.«
»Finde ich auch.«
Lady Sarah trank einen Schluck Rotwein. »Ist das alles gewesen, was du von Ramini erfahren hast?«
»Ja, im Prinzip schon.«
»Was heißt im Prinzip.«
Jane hob die Schultern. »Elton Freeman wollte nicht mit der Sprache heraus. Es gab da gewisse Gerüchte, dass Ramini in seinem Restaurant eine besondere Fleischsorte verwendet hatte und auch eben nur für besondere Gäste.«
Sarah kriegte einen Schauer. »Und…?«
Jane hob die Schultern. »Tut mir Leid. Du kannst dir alles darunter vorstellen, aber ich weiß nichts Genaues.«
Scharf atmete die Horror-Oma durch die Nase. »Ja, das habe ich mir schon gedacht.«
»Wie meinst du das?«
Sarah winkte ab. »Nichts. Eine andere Frage: Wo befindet sich sein Restaurant?«
»Jetzt kommen wir zum Schluss. Er hat es nicht mehr. Nach dem letzten Besuch eines Testers und nach dessen vernichtendem Urteil hat er es aufgegeben.«
»Was tut er jetzt?«
Jane hob die Schultern. »Das weiß wohl keiner. Ich habe Freeman nicht danach gefragt – Jedenfalls hörte ich von ihm, dass Rico Ramini spurlos verschwunden ist.«
»Und seine Rachetour begonnen hat.«
»Das sagen wir. Nur muss es bewiesen werden.«
»Du hast ihn doch gesehen, Jane«, sagte Lady Sarah, als sie sich
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