0799 - Zum Nachtisch kam der Teufel
bekommt einen Blick für Gäste, wenn man öfter essen geht.«
»Und Sie tun das?«
»Ja.«
»Dann sind Sie ein weiblicher Gourmet, Madam.«
»Das auch, aber ich esse beruflich viel außerhalb.« Sie fügte nicht hinzu, was sie 29 tat und Suko fragte auch nicht nach. Stattdessen erhob sie sich und stellte sich vor.
»Mein Name ist Green, Linda Green.«
»Wie angenehm.«
Sie lachte, wollte noch etwas sagen, aber ihre Vorspeise wurde bereits serviert. Ein aufgeschäumtes Hummersüppchen, dem sie sich widmete, und Suko hatte auch nicht vergessen, ihr einen guten Appetit zu wünschen. Dafür bedankte sie sich mit einem Nicken, probierte, nahm einen zweiten Löffel und wirkte dabei sehr konzentriert. Suko wusste, wer sie war, wie sie ihr Geld verdiente, nur hütete er sich davor, seine Identität preiszugeben.
Linda Green schien zufrieden zu sein. Anders jedenfalls war ihr Ausdruck nicht zu deuten. Sie leerte den Teller, und als der Ober kam, war sie sehr angetan, was sie ihm auch sagte.
»Ich werde es dem Koch mitteilen. Ein Lob aus berufenem Munde wird ihn freuen.«
»Das denke ich auch.«
Suko hatte einen Gesprächsfetzen entdeckt, den er wieder aufnahm, als der Ober verschwunden war. »Sie scheinen hier bekannt zu sein. Man legt auf Ihr Urteil wert. Pardon, aber ich hörte zufällig mit.«
»Ist auch nicht schlimm.« Sie tupfte ihre Lippen ab und trank einen Schluck Wein. »Ich esse beruflich, wenn wir schon dabei sind. Ich gehöre zu denen, die Restaurants testen.«
»Ach – sagen Sie nur!«
Sie lachte. »Es stimmt. Was wundert Sie?«
»Ihre Figur. Sie sind so schlank. Andere Frauen würden Sie beneiden.«
Linda Green nickte, wobei sie sich amüsierte. »Da haben Sie Recht, Suko, das ist die Frage, die mir am meisten gestellt wird. Aber ich habe es geschafft.«
»Trotz der Kalorien?«
»Auch das. Man muss nur wissen, wie man sie einsetzt, dann kann man wirklich alles essen. Zudem esse ich nur, wenn ich auch Hunger habe, und dann immer nur eine Mahlzeit am Tag, also eine warme Mahlzeit. Sie werden nicht erleben, dass ich am Abend noch schwere Dinge zu mir nehme. Ein Apfel, etwas Möhrensaft, das ist es dann.«
»Das schaffe ich nicht.«
Linda Green lächelte. »Wenn ich Sie so anschaue, dann haben Sie es auch nicht nötig. Sie treiben viel Sport, nicht?«
»Das kann man sagen.«
»Welchen?«
»Ach, eigentlich bin ich da nicht so festgelegt«, erwiderte Suko. Er wollte sich auf keinen Fall in irgendwelche Diskussionen über Tennis oder Golf einlassen, deshalb sagte er schnell: »Auch wenn es Sie enttäuschen wird, Kampfsport liebe ich.«
»Karate?«
»Auch.«
»Finde ich gut, denn auch ich habe mich dafür interessiert und zwei Kurse besucht.«
»Dann können Sie schon etwas?«
Sie lachte und strich durch ihre Haare. »Ja, etwas, aber es reicht leider nicht.«
»Für den Hausgebrauch sicher.«
»Kann man sagen«, gab sie zu. »Aber wissen wir denn, was uns noch alles widerfahren wird?«
»Nein. Allerdings mache ich mir da als Mann nicht so viele Sorgen, wie Sie als Frau sich wahrscheinlich machen werden, denke ich.«
»Da muss ich Ihnen Recht geben.« Linda Green schwieg. Sie schaute etwas betreten auf den Tisch mit der weißen Decke, trank den nächsten Schluck Wein hastiger, und Suko konnte sich gut vorstellen, an was sie jetzt dachte.
Ihre Gedanken würden sich um die toten Kollegen drehen, denn nur zwei waren noch am Leben.
»Wie lange machen Sie diesen Job schon?«, erkundigte er sich.
»Einige Jahre.«
»Und er macht Ihnen Spaß?«
»Ja… noch«, die Antwort war etwas zögernd gekommen. »Irgendwann werde ich ihn an den Nagel hängen und in die Redaktion gehen. Mein Gesicht ist einfach zu bekannt. Besonders in den Gourmet-Tempeln, die ich in gewissen Abständen besuche. Ich bin ja nicht immer nur in diesen erstklassigen Restaurants, ich teste auch andere, und da kennt man mich noch nicht so. Hier ist es mir unmöglich, inkognito zu erscheinen, aber das macht auch nichts. Die Küche hier ist exzellent.«
»Das habe ich auch herausgefunden.«
Die beiden Hauptgerichte wurden zur selben Zeit serviert. Linda Green hatte sich für das leichte Fischmenü entschieden. Sie bekam Seezunge in Champagnersoße. Der Reis bildete auf dem Teller einen Rand.
Suko war mit seinem Essen ebenfalls zufrieden. Zwei Kalbsfiletscheiben reichten ihm. Eine hellbraune Soße ertränkte nicht zu viel, das Gemüse war bissfest und frisch.
Beide waren zufrieden.
Suko aß und vergaß dabei seine
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