08-Die Abschussliste
Minuten geblieben. Und sie hatten kein Auto, haben auch keines angefordert.«
»Sie hätten ein Taxi oder ein Towncar mit Chauffeur nehmen können. Direkt von der Hotelhalle aus. Wir würden sie nie aufspüren. Silvester ist der hektischste Abend des Jahres.«
»Das wäre eine weite Fahrt gewesen«, gab ich zu bedenken. »Ziemlich teuer. Vielleicht würde der Fahrer sich deshalb daran erinnern.«
»Silvesterabend«, wiederholte sie. »Da sind Taxis und Towncars aus Washington in den umliegenden drei Staaten unterwegs. Zu allen möglichen verrückten Zielen. Das ist eine Möglichkeit.«
»Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Man nimmt kein Taxi für eine Fahrt, auf der man in ein Eisenwarengeschäft und ein Haus einbricht.«
»Das braucht der Fahrer nicht mitbekommen zu haben. Vassell oder Coomer oder beide könnten in Sperryville zu Fuß in dieser Sackgasse verschwunden sein. Fünf Minuten später wären sie mit dem Brecheisen unter dem Mantel zurückgekommen. Bei dem Haus wäre es ähnlich abgelaufen. Das Taxi hätte in der Einfahrt gehalten. Eingebrochen wurde auf der Rückseite des Hauses.«
»Zu riskant. Auch ein Washingtoner Taxifahrer liest Zeitung.
Vielleicht sogar gründlicher als andere Leute, während er an Standplätzen auf Kunden wartet. Er sieht die Story aus Green Valley, er erinnert sich an seine beiden Fahrgäste.«
»Sie haben kein Risiko vorausgesehen, mit keiner Meldung gerechnet. Weil sie dachten, Mrs. Kramer würde nicht zu Hause, sondern bei ihrem Mann im Krankenhaus sein. Und für sie war klar, dass die Washingtoner Zeitungen niemals über zwei belanglose Einbrüche in Sperryville und Green Valley berichten würden.«
Ich nickte. Erinnerte mich an etwas, das Detective Clark vor ein paar Tagen gesagt hatte. Ich habe meine Leute von Haus zu Haus gehen und die Bewohner befragen lassen. Auf der Straße waren ein paar Autos unterwegs.
»Vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir die Taxis überprüfen.«
»Die schlimmste Nacht des Jahres«, sagte Summer. »Auch für Alibis.«
»Das wäre verdammt cool, oder?«, sagte ich. »Zu solch einem Unternehmen mit dem Taxi zu fahren?«
»Nerven aus Stahl.«
»Warum sind sie gestern Abend abgehauen, wenn sie Nerven aus Stahl haben?«
Sie schwieg einen Augenblick.
»Das ist wirklich schwer nachzuvollziehen«, antwortete sie. »Weil sie nicht bis in alle Ewigkeit flüchten können. Sie müssen wissen, dass sie sich früher oder später umdrehen und zurückbeißen müssen.«
»Ganz recht. Und das hätten sie hier und jetzt tun sollen. Dies ist ihr Revier. Ich verstehe nicht, warum sie’s nicht getan haben.«
»Die Kerle werden kräftig zurückbeißen. Schließlich steht ihr ganzes Berufsleben auf dem Spiel. Sie sollten vorsichtig sein.«
»Sie auch«, sagte ich. »Nicht nur ich.«
»Angriff ist die beste Verteidigung.«
»Einverstanden.«
»Wir verfolgen sie also weiter?«
»Darauf können Sie Gift nehmen.«
»Wen zuerst?«
»Marshall. Von dem verspreche ich mir am meisten.«
»Weshalb?«
»Faustregel«, erklärte ich. »Man verfolgt den, den sie am weitesten weggeschickt haben, weil sie ihn für das schwächste Glied der Kette halten.«
»Jetzt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Als Nächstes fliegen wir nach Paris. Ich muss meine Mutter besuchen.«
19
Wir packten unsere Sachen, räumten die Zimmer in der Offiziersunterkunft und statteten Swan einen abschließenden Höflichkeitsbesuch ab. Er hatte eine Mitteilung für uns.
»Ich soll euch beide verhaften«, sagte er.
»Warum?«, fragte ich.
»Unerlaubte Entfernung von der Truppe. Willard hat einen Haftbefehl gegen euch erlassen.«
»Was, weltweit?«
Swan schüttelte den Kopf. »Nur für diesen Standort. Euer Wagen ist in Andrews aufgefunden worden, und Willard hat mit dem Transportation Corps gesprochen. Daher weiß er, dass ihr hierher unterwegs wart.«
»Wann hast du das Fernschreiben bekommen?«
»Vor einer Stunde.«
»Wann sind wir hier abgereist?«
»Eine Stunde davor.«
»Wohin?«
»Keine Ahnung. Das habt ihr nicht gesagt. Ich habe angenommen, ihr würdet nach Bird zurückkehren.«
»Danke.«
»Erzähl mir lieber nicht, wohin du wirklich willst.«
»Paris«, sagte ich. »Aus privaten Gründen.«
»Was geht hier vor?«
»Das wüsste ich selbst gern.«
»Soll ich euch ein Taxi rufen?«
»Das wäre nett.«
Zehn Minuten später saßen wir in einem weiteren Mercedes-Benz, der uns zum Flughafen brachte.
Von Frankfurt am Main nach Paris konnten wir mit
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