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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sie - wegen Willard. Er ist ihr alter Kumpel. Das ist mir erst jetzt klar geworden. Swan hat’s uns praktisch erzählt, aber ich hab nicht gleich geschaltet. Willard hält seit seiner Zeit beim Nachrichtendienst enge Verbindung zur Panzertruppe. Mit wem hat er in all diesen Jahren gesprochen? Über Scheiß wie den sowjetischen Treibstoffverbrauch? Natürlich mit den Panzerleuten. Seit damals existieren Beziehungen. Deshalb war er wegen Kramer so besorgt. Ihm ist es nicht darum gegangen, die Army vor peinlichen Enthüllungen zu schützen. Er hat sich in erster Linie Sorgen wegen der Panzertruppe gemacht.«
    »Weil das seine Leute sind.«
    »Genau. Und deshalb sind Vassell und Coomer letzte Nacht getürmt. Sie sind nicht eigentlich geflüchtet . Sie haben Willard nur Zeit und Gelegenheit verschafft, uns zurückzupfeifen.«
    »Willard weiß natürlich, dass er unsere Reisegutscheine nicht abgezeichnet hat.«
    Ich nickte. »Klar weiß er das.«
    »Also stecken wir jetzt echt in der Scheiße. Wir haben uns unerlaubt von der Truppe entfernt und sind mit gestohlenen Reisegutscheinen unterwegs.«
    »Das kommt wieder in Ordnung.«
    »Wie genau?«
    »Wenn wir Ergebnisse vorlegen können.«
    »Werden wir denn dazu in der Lage sein?«
    Ich gab keine Antwort.
     
    Nach dem Mittagessen überquerten wir die Seine und kehrten auf Umwegen ins Hotel zurück. In unserer Freizeitkleidung und
mit den Samaritaine-Taschen sahen wir genau wie Touristen aus. Uns fehlte nur noch eine Kamera. Wir machten einen Schaufensterbummel auf dem Boulevard St-Germain und schlenderten durch den Jardin de Luxembourg. Wir sahen den Invalidendom und die École Militaire. Danach gingen wir die Avenue Bosquet entlang und kamen dabei bis auf fünfzig Meter an die Rückseite des Hauses meiner Mutter heran. Das erzählte ich Summer lieber nicht. Sie hätte keine Ruhe gegeben, bis ich reingegangen und sie besucht hätte. Wir überquerten die Seine nochmals, indem wir den Pont de l’Alma benutzten, und tranken Kaffee in einem Bistro in der Avenue de New York. Dann schlenderten wir die leicht ansteigende Avenue George V. hinauf zu unserem Hotel.
    »Siestazeit«, sagte Summer. »Danach Abendessen.«
    Ein Nickerchen war mir jetzt gerade recht. Ich streckte mich in dem blassblauen Zimmer auf dem Bett aus und schlief binnen Minuten ein.
     
    Zwei Stunden später weckte Summer mich, indem sie aus ihrem Zimmer anrief. Sie wollte wissen, ob ich irgendwelche Restaurants kannte. Paris ist voller Restaurants, aber ich war wie ein Idiot angezogen und hatte weniger als dreißig Bucks in der Tasche. Deshalb nannte ich ein einfaches Restaurant in der Rue Vernet. Ich rechnete mir aus, dass ich dort in Jeans und Sweatshirt essen konnte, ohne weiter aufzufallen und ohne ein Vermögen auszugeben. Und es war leicht zu Fuß zu erreichen. Keine Ausgaben für Taxis.
    Wir trafen uns wieder in der Hotelhalle. Summer sah noch immer wundervoll aus. Ihre neuen Sachen wirkten abends ebenso elegant wie nachmittags, nur die Baskenmütze hatte sie weggelassen. Ich trug meine wieder. Wir gingen die Avenue in Richtung Champs Élysées entlang. Ungefähr auf halber Strecke tat Summer etwas Seltsames: Sie ergriff meine Hand. Es wurde langsam dunkel, und wir waren von flanierenden Paaren umgeben. Ich vermutete, dass ihr das natürlich erschien. Es erschien
auch mir natürlich. Doch ich brauchte eine Minute, um zu merken, dass sie’s getan hatte, oder vielmehr zu erkennen, dass damit etwas nicht in Ordnung war. Sie benötigte dafür ebenso lange. Dann war sie verwirrt, sah zu mir auf und ließ meine Hand wieder los.
    »Sorry«, sagte sie.
    »Nicht nötig«, entgegnete ich. »Mir hat’s gefallen.«
    »Es ist einfach passiert«, erklärte sie.
    Wir gingen weiter und bogen in die Rue Vernet ein. Fanden das Restaurant. An diesem Januarabend war es halb leer. Der Besitzer führte uns zu einem Ecktisch mit Blumenvase und einer brennenden Kerze. Wir bestellten Wasser und einen Pichet Rotwein, um etwas zu trinken zu haben, während wir die Speisekarte studierten.
    »Sie sind hier zu Hause«, sagte Summer.
    »Eigentlich nicht. Ich bin nirgends zu Hause.«
    »Sie sprechen ziemlich gut Französisch.«
    »Ich spreche auch ziemlich gutes Englisch. Das bedeutet nicht, dass ich mich beispielsweise in North Carolina daheim fühle.«
    »Aber Sie mögen manche Orte lieber als andere.«
    Ich nickte. »Dieser hier ist in Ordnung.«
    »Haben Sie schon langfristige Überlegungen angestellt?«
    »Sie reden genau wie

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