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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Vassell die Reisegutscheine selbst gegengezeichnet?«
    Der Hauptmann nickte.
    »Ja«, gab er zur Antwort. »Das hat er.«
    »Ich muss ihn sprechen«, sagte ich.
    »Er ist nach London geflogen.«
    »London?«
    »Zu einem kurzfristig anberaumten Gespräch im britischen Verteidigungsministerium.«
    »Wann ist er abgereist?«
    »Er ist mit Major Marshall zum Flughafen gefahren.«
    »Wo ist Oberst Coomer?«

    »Berlin«, erwiderte der Mann. »Auf Souvenirjagd.«
    »Erzählen Sie’s mir nicht«, sagte ich. »Er ist mit Vassell und Marshall zum Flughafen gefahren.«
    »Nein«, erklärte der Hauptmann. »Er hat den Zug genommen.«
    »Klasse«, sagte ich.
     
    Summer und ich gingen in den O Club, um zu frühstücken. Wir bekamen denselben Ecktisch wie am Vorabend und setzten uns beide mit dem Rücken zur Wand, um den Saal im Auge zu behalten.
    »Okay«, begann ich. »Swans Dienststelle hat um achtzehn Uhr zehn versucht, Marshalls Aufenthaltsort festzustellen. Fünfzig Minuten später war er nach Irwin abkommandiert und wieder eine Stunde später schon nicht mehr hier.«
    »Und Vassell hat sich nach London verdrückt«, fuhr Summer fort. »Und Coomer ist in einen Zug nach Berlin gesprungen.«
    »In den Nachtzug«, sagte ich. »Wer fährt nur so zum Spaß mit dem Nachtzug?«
    »Alle haben was zu verbergen«, stellte sie fest.
    »Außer mir und meinem Affen.«
    »Was?«
    »Die Beatles«, sagte ich. »Einer der Sounds des Jahrhunderts.«
    Sie sah mich nur an.
    »Aber was verbergen sie?«, fragte sie.
    »Wissen Sie’s?«
    Summer legte beide Hände flach auf den Tisch. Atmete tief durch.
    »Ich kann einen Teil davon sehen«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    »Die Tagesordnung«, sagte sie. »In der ist es um die Kehrseite der Medaille gegangen, von der Oberstleutnant Simon gestern Abend gesprochen hat. Simon hat sich triumphierend ausgemalt, wie die Infanterie die Panzertruppe zurechtstutzen
wird. Kramer muss das alles vorausgesehen haben. Zweisternegeneräle sind schließlich nicht dumm. Deshalb sollte es bei der Konferenz am Neujahrstag in Irwin um Abwehrmaßnahmen gehen. Sogar um Widerstand, denke ich. Sie wollen nicht aufgeben, was sie haben.«
    »Wäre auch verdammt schade drum.«
    »Allerdings. Wie Schlachtschiffkommandanten in der guten alten Zeit.«
    »Was hat also in der Tagesordnung gestanden?«
    »Sie war teils defensiv, teils offensiv«, erklärte sie. »Das liegt auf der Hand. Argumente gegen integrierte Verbände, Lächerlichmachen leichter Panzerfahrzeuge, Herausstreichen der eigenen speziellen Fähigkeiten.«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Aber das allein hätte nicht genügt. Das Pentagon wird in naher Zukunft mit Positionspapieren überschwemmt werden, die alle solchen Scheiß enthalten. Dafür, dagegen, wenn, aber und jedoch - alles todlangweilig. In der Tagesordnung muss noch etwas gestanden haben, das bewirkt hat, dass sie sich so verzweifelt bemühten, Kramers Exemplar zurückzubekommen. Was war das?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und weshalb sind sie gestern Abend geflüchtet?«, fragte Summer. »Inzwischen müssen sie Kramers Exemplar und alle übrigen Ausfertigungen längst vernichtet haben. Sie hätten also schamlos lügen können, um uns in Bezug auf ihren Inhalt zu beruhigen, oder Ihnen sogar ein gefälschtes Exemplar übergeben. Sie hätten sagen können: Bitte sehr, das hat dringestanden, überzeugen Sie sich selbst.«
    »Sie sind wegen Mrs. Kramer abgehauen.«
    Sie nickte. »Ich glaube weiterhin, dass Vassell und Coomer sie ermordet haben. Kramer kratzt ab, damit sind sie zuständig, und sie wissen, dass sie jetzt losziehen müssen, um allen herumliegenden Papierkram einzusammeln. Mrs. Kramer findet dabei als Kollateralschaden den Tod.«

    »Das klingt ziemlich logisch«, sagte ich. »Nur ist mir keiner der beiden besonders groß oder kräftig vorgekommen.«
    »Beide sind viel größer und stärker als Mrs. Kramer. Außerdem - in der Hitze des Gefechts, von Panik getrieben, das könnte zu falschen Untersuchungsergebnissen führen. Und wir wissen ohnehin nicht, wie gut die Leute in Green Valley sind. Vielleicht spielt dort irgendein praktischer Arzt für zwei Jahre den Leichenbeschauer, und was würde der schon wissen?«
    »Vielleicht. Aber ich sehe trotzdem nicht, wie es so abgelaufen sein könnte. Zieht man die Fahrtzeit von Washington nach Green Valley ab und zehn Minuten dafür, dass sie das Geschäft hätten finden und die Brechstange stehlen müssen, wären ihnen nur zehn

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