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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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führten nach Süden und boten einen teilweisen Blick auf den Eiffelturm. Das eine war in Pastellblau gehalten, verfügte über einen Sitzbereich und ein Bad von der Größe eines Tennisplatzes. Das andere lag drei Türen weiter auf demselben Flur. Es hatte eine pergamentgelbe Einrichtung und einen schmiedeeisernen Romeo-und-Julia-Balkon.
    »Sie haben die Wahl«, sagte ich.
    »Ich nehme das mit dem Balkon«, erklärte sie.
    Wir stellten unser Gepäck ab, machten uns frisch und trafen uns eine Viertelstunde später in der Hotelhalle. Ich wollte zum Mittagessen, aber Summer hatte andere Ideen.

    »Ich möchte mir was zum Anziehen kaufen«, sagte sie. »Touristen laufen nicht im Kampfanzug herum.«
    »Dieser hier schon«, meinte ich.
    »Sie sollten mal ausbrechen«, schlug sie vor. »Ein bisschen leben. Wohin sollten wir gehen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. In Paris konnte man keine zwanzig Meter weit laufen, ohne an mindestens drei Boutiquen vorbeizukommen. Aber die meisten verlangten ein Monatsgehalt für ein einziges Kleidungsstück.
    »Wir könnten dem Bon Marché einen Besuch abstatten«, sagte ich.
    »Was ist das?«
    »Ein Kaufhaus. Wörtlich übersetzt heißt es billig.«
    »Ein Kaufhaus, das Billig heißt?«
    »Für mich gerade richtig.«
    »Und sonst?«
    »Samaritaine. An der Seine, am Pont Neuf. Es hat eine Dachterrasse mit herrlicher Aussicht.«
    »Klingt gut.«
    Es war ein langer Spaziergang die Seine entlang bis zur Spitze der Île de la Cité. Wir brauchten eine Stunde dafür, weil wir uns unterwegs alles ansehen mussten. Wir kamen am Louvre vorbei, schmökerten in den kleinen dunkelgrünen Kästen der Bouquinistes auf der Ufermauer.
    »Was heißt Pont Neuf?«, fragte Summer.
    »Neue Brücke«, antwortete ich.
    Sie betrachtete die alte Steinbrücke, die den Fluss überspannte.
    »Das ist die älteste Pariser Brücke«, erklärte ich ihr.
    »Warum heißt sie dann Neue Brücke?«
    »Weil sie mal neu war.«
    Wir traten in die Wärme des Kaufhauses. Wie in allen solchen Häusern kam zuerst die Kosmetikabteilung mit ihren verwirrenden Düften. Summer führte mich in den ersten Stock zu den Damenmoden hinauf. Ich machte es mir in einem Sessel bequem, während sie sich umsah. Sie blieb eine gute halbe Stunde
lang verschwunden. Als sie wieder auftauchte, war sie von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Schwarze Pumps, schwarzer enger Rock, weiß-grauer Pullover, graue bretonische Strickjacke. Dazu eine schwarze Baskenmütze. Sie sah umwerfend aus. Stiefel und Kampfanzug lagen in der Samaritaine-Tragetasche.
    »Jetzt sind Sie dran«, fordertete sie mich auf. Sie schleppte mich zu den Herrenmoden. Die einzigen Hosen mit fünfundneunzig Zentimetern Schrittlänge, die es dort gab, waren Jeanskopien aus Algerien. Dazu erstand ich ein hellblaues Sweatshirt und eine schwarze Bomberjacke aus Baumwollstoff. Die Militärstiefel behielt ich an. Sie passten zu den Jeans und erst recht zu der Bomberjacke.
    »Kaufen Sie sich eine Baskenmütze«, sagte Summer, also kaufte ich mir eine. Sie war schwarz und mit Leder eingefasst. Ich bezahlte alles mit US-Dollar zu einem ziemlich guten Umtauschkurs. Dann zog ich mich in einer der Kabinen um. Packte meinen Kampfanzug in die Samaritaine-Tasche. Warf einen Blick in den Spiegel, rückte die Baskenmütze keck zurecht und trat aus der Kabine.
    Summer schwieg.
    »Jetzt zum Mittagessen«, sagte ich.
    Wir fuhren ins Restaurant im achten Stock hinauf. Für die Terrasse war das Wetter zu kalt, aber von unserem Fensterplatz aus hatten wir praktisch dieselbe Aussicht. Wir konnten die Kathedrale Notre-Dame im Osten und den Tour Montparnasse weit im Süden sehen. Die Sonne schien noch immer. Paris war eine herrliche Stadt.
    »Wie hat Willard unseren Chevy gefunden?«, fragte Summer unvermittelt. »Woher hat er überhaupt gewusst, wo er ihn suchen musste? Die Vereinigten Staaten sind ein großes Land.«
    »Er hat ihn nicht gefunden«, entgegnete ich. »Jemand hat ihm gesagt, wo er steht.«
    »Wer?«
    »Vassell«, sagte ich. »Oder Coomer. Swans Sergeant beim XII. Korps hat meinen Namen genannt. Während sie dafür gesorgt
haben, dass Marshall verschwand, haben sie Willard in Rock Creek angerufen und sich darüber beschwert, dass ich in Deutschland bin und sie wieder belästige. Sie haben ihn gefragt, warum zum Teufel er mich hat reisen lassen. Und sie haben ihn angewiesen, mich zurückzupfeifen.«
    »Sie können einem Sonderermittler nicht vorschreiben, wohin er reisen darf.«
    »Doch, das können

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