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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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vier Tagen beerdigen, denke ich. Kannst du bleiben?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber ich komme wieder.«
    »Okay. Ich bleibe ungefähr eine Woche hier. Vielleicht finde ich ihr Testament. Die Wohnung müssen wir wahrscheinlich verkaufen. Oder willst du sie behalten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will sie nicht. Du?«
    »Ich sehe keine Möglichkeit, sie zu nutzen.«
    »Es wäre nicht recht gewesen, wenn ich sie ohne dich besucht hätte«, sagte ich.
    Joe schwieg.
    »Wir waren vergangene Woche da«, fuhr ich fort. »Das hat ihr gefallen.«
    »Glaubst du?«
    »Wir haben uns amüsiert. So wollte sie es haben. Sie hat sich bewusst Mühe gegeben und deshalb vorgeschlagen, ins Polidor zu gehen. Auch wenn sie dort kaum einen Bissen angerührt hat.«
    Er zuckte nur mit den Schultern. Wir tranken schweigend unseren Kaffee. Ich versuchte ein Croissant, hatte aber keinen Appetit zu essen und ließ es auf meiner Untertasse liegen.
    »Das Leben ist wirklich verrückt«, sinnierte Joe. »Ein Mensch lebt über sechzig Jahre, tut alles Mögliche, weiß alles Mögliche, empfindet alles Mögliche, und dann ist’s plötzlich aus. Als hätte es das alles nie gegeben.«
    »In unserer Erinnerung lebt sie weiter.«
    »Nein, wir werden uns an Teile ihrer Persönlichkeit erinnern.
An einige Aspekte, die sie uns sehen lassen wollte. An die Spitze des Eisbergs. Den Rest hat nur sie gekannt. Deshalb existiert dieser Rest ab sofort nicht mehr.«
    Wir steckten uns noch eine Zigarette an und saßen uns schweigend gegenüber. Dann machten wir uns langsam auf den Rückweg.
     
    Als wir ihr Haus erreichten, befand sich der Sarg bereits im Corbillard . Die Sargträger mussten ihn im Aufzug senkrecht stehend transportiert haben. Die Concierge unterhielt sich auf dem Gehsteig mit dem Alten, der sich auf seine Krücken stützte. Auch die Pflegerin stand vor dem Haus, allerdings etwas abseits von den beiden. Die Sargträger hielten ihre Hände vor dem Körper gefaltet und blickten zu Boden.
    »Sie bringen sie ins Dépôt mortuaire«, erklärte die Pflegerin.
    In die Leichenhalle.
    »Okay«, sagte Joe.
    Ich blieb nicht länger, ich verabschiedete mich von der Pflegerin und der Concierge und schüttelte dem Alten die Hand. Dann nickte ich Joe zu und ging die Avenue entlang davon. Ich drehte mich nicht mehr um, überquerte die Seine auf dem Pont de l’Alma und folgte der Avenue George V. zu unserem Hotel, wo ich sofort auf mein Zimmer ging. Die mir von dem Alten übergebene Pappschachtel hielt ich noch unter dem Arm. Ich ließ sie aufs Bett fallen, trat ans Fenster und starrte hinaus. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte.
     
    Als zwanzig Minuten später das Telefon klingelte, stand ich noch immer am Fenster. Calvin Franz rief aus Fort Irwin an. Er musste seinen Namen zweimal nennen, bevor mir einfiel, wer er war.
    »Ich habe mit Marshall gesprochen«, sagte er.
    »Mit wem?«
    »Mit deinem Typen vom XII. Korps.«
    Ich schwieg.

    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Sorry«, sagte ich. »Mir fehlt nichts. Du hast mit Marshall gesprochen.«
    »Er war auf Kramers Beerdigung, hat Vassell und Coomer nach Arlington und wieder zurück nach Washington gefahren. Aber den Rest des Tages nicht mehr, weil er angeblich wichtige Besprechungen im Pentagon hatte.«
    »Aber?«
    »Das glaube ich ihm nicht. Er ist ein Lakai. Hätten Vassell und Coomer gefahren werden wollen, hätte er sie gefahren, ohne sich um irgendwelche Besprechungen zu kümmern.«
    »Und?«
    »Und weil ich wusste, dass du meckern würdest, wenn ich’s nicht tue, habe ich seine Aussage überprüft.«
    »Und?«
    »Diese Besprechungen muss er mit sich selbst im Klo geführt haben. Niemand kann sich daran erinnern, ihn an diesem Tag gesehen zu haben.«
    »Was hat er also stattdessen getan?«
    »Keine Ahnung. Aber irgendwas hat er gemacht, das steht fest. Seine Antworten waren einfach zu glatt. Ich meine, das ist nun alles sechs Tage her. Wer zum Teufel weiß noch, welche Besprechungen er vor sechs Tagen hatte? Aber das behauptet dieser Mensch.«
    »Hast du ihm erzählt, dass ich in Deutschland bin?«
    »Das wusste er anscheinend schon.«
    »Hast du erwähnt, dass ich vorerst dort bleibe?«
    »Er rechnet offenbar nicht damit, dass du demnächst in Kalifornien aufkreuzen wirst.«
    »Diese Kerle und Willard sind alte Kumpel«, erklärte ich. »Er hat ihnen versprochen, mich ihnen vom Hals zu halten. Er führt das Hundertzehnte, als sei es die Privatarmee der Panzertruppe.«
    »Ich habe mir ihre

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