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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Biographien übrigens selbst vorgenommen. Die von Vassell und Coomer, weil du mich neugierig gemacht
hast. Sie enthalten nichts, was auf irgendeine Verbindung zu Sperryville, Virginia, schließen ließe.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Todsicher nicht. Vassell stammt aus Mississippi, Coomer aus Illinois. Keiner der beiden hat jemals auch nur in der Nähe von Sperryville gelebt oder ist dort stationiert gewesen.«
    Ich schwieg einen Augenblick.
    »Sind sie verheiratet?«, fragte ich.
    »Verheiratet? Ja, beide sind verheiratet und haben Kinder. Aber ihre Frauen stammen nicht aus Virginia. Keine Verwandtschaft in Sperryville.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Was hast du jetzt vor?«
    »Ich komme nach Kalifornien.«
     
    Ich legte den Hörer auf, ging zu Summers Zimmer, klopfte und wartete. Sie war von der Besichtigung des Eiffelturms zurück und öffnete mir.
    »Sie ist letzte Nacht gestorben«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte Summer. »Eben hat dein Bruder angerufen. Er wollte, dass ich nachsehe, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Mir fehlt nichts.«
    »Herzliches Beileid.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »In der Theorie kommt so was nicht überraschend.«
    »Wann ist sie gestorben?«
    »Mitternacht. Sie hat einfach aufgegeben.«
    »Ich habe ein schlechtes Gewissen. Du hättest sie gestern besuchen sollen und den Tag nicht mit mir verbringen dürfen. Wir hätten auf all diese lächerlichen Einkäufe verzichten sollen.«
    »Ich habe sie erst letzte Woche besucht. Wir hatten Spaß miteinander. Es ist gut, dass vergangene Woche das letzte Mal war.«
    »Ich hätte alles daran gesetzt, noch möglichst viel Zeit mit ihr verbringen zu können.«

    »Der Zeitpunkt wäre immer zufällig gewesen«, sagte ich. »Hätte ich sie gestern Nachmittag besucht, würde ich mir jetzt vermutlich wünschen, ich wäre auch abends geblieben. Wäre ich am Abend dort gewesen, würde ich es bedauern, nicht bis Mitternacht geblieben zu sein.«
    »Um Mitternacht warst du hier bei mir. Auch deswegen habe ich ein schlechtes Gewissen.«
    »Nein«, sagte ich. »Das musst du nicht, und es wäre auch nicht im Sinne meiner Mutter gewesen. Sie war schließlich Französin.«
    »Das sagst du nur so.«
    »Nun, sie war vielleicht nicht allzu tolerant, aber sie wollte immer das, was uns glücklich machte.«
    »Hat sie aufgegeben, weil sie allein gelassen wurde?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie wollte allein gelassen werden, damit sie aufgeben konnte.«
    Summer schwieg.
    »Wir reisen ab«, sagte ich. »Ich buche zwei Plätze für heute Abend.«
    »Kalifornien?«
    »Zuerst an die Ostküste. Ich muss ein paar Dinge überprüfen.«
    »Was für Dinge?«
    Ich gab keine Antwort. Sie hätte darüber gelacht, und im Augenblick konnte ich kein Lachen vertragen.
     
    Summer nahm ihre Reisetasche und kam mit in mein Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und spielte mit dem Band, das um Monsieur Lamonniers Schachtel geschlungen war.
    »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    »Etwas, das irgendein alter Mann vorbeigebracht hat. Er sagte, es gehöre zum Nachlass meiner Mutter.«
    »Was ist darin?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann mach sie doch auf.«

    Ich schob die Schachtel über das Bett. »Mach du sie auf.«
    Ich beobachtete, wie ihre kleinen, flinken Finger den Knoten lösten. Sie löste das Band und nahm den Deckel ab. Die ziemlich flache Schachtel war aus kaschierter dicker Pappe hergestellt, wie man sie heutzutage nicht mehr oft sah. Sie enthielt drei Dinge. Der erste Gegenstand war ein mit dunkelblauem Samt bezogenes Etui, das von einem Juwelier hätte stammen können. Der zweite ein Buch und der dritte ein Käseschneider, der aus einem einfachen Stück Draht zwischen zwei Handgriffen bestand. Die Griffe bestanden aus gedrechseltem braunen Holz. Ein Gerät dieser Art hätte man in Frankreich in jeder Épicerie finden können, nur besaß dieses hier einen Draht, der zum Käseschneiden zu dick war. Er schien ein Stück Klaviersaite zu sein, das verdreht und korrodiert war, als habe es lange irgendwo gelegen.
    »Was ist das?«, fragte Summer.
    »Sieht wie eine Garotte aus«, antwortete ich.
    »Das Buch ist in Französisch«, sagte sie. »Ich kann es nicht lesen.«
    Sie hielt es mir hin. Es war ein modrig riechender Band mit einem dünnen Schutzumschlag. Kein Roman, sondern irgendwelche Erinnerungen. Die Seiten wiesen Eselsohren und Stockflecken auf. Der Titel hatte irgendwas mit Eisenbahnen zu tun. Ich warf einen Blick hinein. Nach der Titelseite kam eine Karte des französischen

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