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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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haben.«
    »Und was haben sie getan?«
    »Sie sind früh losgefahren und tagsüber von Frankfurt nach Washington geflogen. An Silvester. Sie haben ihren Dienstanzug getragen, weil sie auf ein Upgrade gehofft haben. Da sie mit American Airlines geflogen sind, hatten sie vielleicht Glück. Vielleicht auch nicht. Sie müssen damit gerechnet haben, sechs Stunden in der Economyklasse zu sitzen.«

    »Und?«
    »Würden Männer wie Vassell und Coomer auf dem Dulles Airport in der Taxischlange warten oder mit dem Flughafenbus in die Stadt fahren wollen? Zusammengepfercht und unbequem?«
    »Nein«, sagte Summer. »Ganz sicher nicht.«
    »Richtig«, sagte ich. »Dazu sind sie viel zu wichtig. Daran würden sie nicht mal im Traum denken. Leute wie sie lassen sich natürlich von einem Dienstwagen mit Fahrer abholen.«
    »Von wem?«
    »Marshall. Das versteht sich von selbst. Er ist ihr Mädchen für alles und bereits in Washington. Marshall muss sie am Flughafen abgeholt haben. Vielleicht auch Kramer. Ist Kramer mit dem Hertz-Bus zum Mietwagenparkplatz gefahren? Vermutlich nicht. Ich glaube, dass Marshall ihn hingebracht und anschließend Vassell und Coomer ins Hotel Jefferson chauffiert hat.«
    »Und?«
    »Und er ist dort geblieben, Summer. Ich denke, dass er ein Zimmer für sich gebucht hatte. Vielleicht wollten sie ihn in der Nähe haben, damit er sie am nächsten Morgen zum National Airport fuhr. Schließlich würde er sie nach Irwin begleiten. Oder sie mussten dringend mit ihm reden. Nur Vassell, Coomer und Marshall. Vielleicht schien das einfacher, wenn Kramer nicht dabei war. Und Marshall hatte viel zu berichten. Er war seit November ins Pentagon abkommandiert. Das hast du mir selbst erzählt. Im November ist die Berliner Mauer gefallen. November war der Monat, in dem die Alarmglocken zu schrillen begannen. Also haben sie ihn im November nach Washington geschickt, damit er im Pentagon die Ohren spitzte. Das ist meine Vermutung. Auf jeden Fall aber hat Marshall an Silvester mit Vassell und Coomer im Hotel Jefferson übernachtet. Darauf gehe ich jede Wette ein.«
    »Okay. Und weiter?«
    »Marshall war im Jefferson, und sein Wagen hat auf dem Hotelparkplatz gestanden. Und weißt du was? Ich habe auf unserer
Rechnung vom George V. nachgesehen. Dort ist alles berechnet worden, auch die Telefongespräche. Aber nicht alle . Unsere Anrufe von Zimmer zu Zimmer stehen nicht darauf. Du hast mich um sechs wegen des Abendessens angerufen und ich dich um Mitternacht, weil ich einsam war. Wählt man die Drei vor, um mit jemandem in einem anderen Zimmer zu sprechen, ist der Anruf kostenlos. Wählt man die Neun, um ein Amt zu bekommen, läuft der Zähler mit. Auf Vassells und Coomers Rechnung standen keine Gespräche, weshalb wir angenommen haben, sie hätten keine geführt. Aber sie haben telefoniert, das liegt auf der Hand, und zwar intern. Vassell hat die Nachricht von Kramers Tod vom XII. Corps in Deutschland erhalten und Coomer in seinem Zimmer angerufen, um mit ihm zu besprechen, was sie in dieser Situation unternehmen sollten. Anschließend hat einer von ihnen mit Marshall telefoniert. Er hat ihn angewiesen, in seinen Wagen zu springen.«
    »Marshall war der Täter?«
    Ich nickte. »Sie haben ihn losgeschickt, um die verfahrene Sache in Ordnung zu bringen.«
    »Können wir das beweisen?«
    »Wir können damit anfangen«, sagte ich. »Ich wette mit dir, dass sich drei Tatsachen herausstellen werden. Erstens: Wir werden das Hotel Jefferson anrufen und erfahren, dass Marshall dort an Silvester ein Zimmer hatte. Zweitens: Marshalls Personalakte wird zeigen, dass er mal in Sperryville, Virginia, gelebt hat. Und drittens: Aus seiner Akte wird hervorgehen, dass Marshall groß und schwer und Rechtshänder ist.«
    Sie schwieg nachdenklich.
    »Reicht das?«, fragte sie. »Genügt Mrs. Kramer als Ergebnis, damit wir den Kopf aus der Schlinge ziehen können?«
    »Da kommt noch mehr«, sagte ich.
     
    Während ich neben Summer saß, kam ich mir wie in einem Paralleluniversum vor. Wir fuhren gemächlich den Highway entlang, kamen an allen vertrauten Orientierungspunkten vorbei.
Am Dienstgebäude der State Police, an der Stelle, wo man Kramers Aktenkoffer gefunden hatte, der Raststätte und der Abbiegespur zu dem kleineren Highway. Wir bogen an der Kleeblattkreuzung ab, und ich ließ meine Augen über die Tankstelle, das Schnellrestaurant, den Parkplatz des Striplokals und das Motel wandern. Überall Nebelschwaden und schwarze Schatten, aber im

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