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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Zufall, aber es war keiner.«
    »Das muss ein Zufall gewesen sein. Er hat dich nicht gekannt.«
    »Er hat mich nicht gekannt, aber er hat meine MP-Abzeichen erkannt. Er war seit sechzehn Jahren in der Army. Er wusste, wen er vor sich hatte.«
    »Warum hat er sich also dir zugewandt?«
    »Das war eine verzögerte Reaktion. Ähnlich wie ein Stolperschritt. Er wollte sich abwenden, dann hat er’s sich anders überlegt und sich mir zugewandt. Er hat’s drauf angelegt, dass ich auf ihn zugehe.«
    »Weshalb?«
    »Um zu erfahren, was ich dort wollte.«
    »Hast du’s ihm gesagt?«

    Ich nickte. »Wenn ich’s mir recht überlege, ja. Nicht im Detail. Er sollte nur verhindern, dass die Soldaten unruhig wurden, deshalb habe ich ihm erzählt, ich sei auf der Suche nach etwas, das drüben im Motel verloren gegangen und vielleicht von einer der Nutten mitgenommen worden sei. Er war ein sehr gescheiter Bursche. Sehr subtil. Er hat mich wie einen Fisch an der Angel eingeholt und alles aus mir rausgekriegt.«
    »Welches Interesse hatte er daran?«
    »Carbone wollte erreichen, dass meine Ermittlungen eingestellt wurden. Das war sein Ziel. Also hat er schnell überlegt. Und eine clevere Lösung gefunden. In der Delta-Force gibt’s keine Dummköpfe, das steht fest. Er ist reingegangen und hat Sin verprügelt, um ihr für den Fall, dass sie etwas wusste, den Mund zu stopfen. Und dann ist er rausgekommen und hat mich glauben lassen, der Besitzer sei’s gewesen. Er hat mich wie ein Spielzeug aufgezogen und in die gewünschte Richtung gedreht. Und ich bin losgeschnurrt. Ich habe dem Besitzer eine Ohrfeige verpasst und ihn draußen auf dem Parkplatz zusammengeschlagen. Und Carbone war dabei. Hat beobachtet, wie ich den Kerl erwartungsgemäß verprügelt habe, und ist dann hingegangen und hat seine Beschwerde eingereicht. Damit war aus seiner Sicht alles Erforderliche getan. Das Mädchen war zum Schweigen gebracht, und ich würde wegen des Disziplinarverfahrens nicht länger ermitteln können. Ein verdammt cleverer Bursche, Summer. Ich wollte, ich hätte ihn schon früher kennen gelernt.«
    »Weshalb solltest du nicht weiterermitteln? Was war sein Motiv?«
    »Ich sollte nicht rauskriegen, wer den Aktenkoffer mitgenommen hatte.«
    »Warum nicht?«
    Ich setzte mich aufs Bett.
    »Wieso haben wir die Frau, die sich hier mit Kramer getroffen hat, nie gefunden?«
    »Keine Ahnung.«

    »Weil’s keine Frau gegeben hat«, erklärte ich. »Kramer hat sich hier mit Carbone getroffen.«
    Sie starrte mich an.
    »Kramer war ebenfalls schwul«, sagte ich. »Carbone und er hatten ein Verhältnis miteinander.«
     
    »Carbone hat den Aktenkoffer mitgenommen«, sagte ich. »Aus diesem Zimmer hier. Weil er die Beziehung mit Kramer geheim halten wollte. Genau wie wir es im Fall der Phantomfrau angenommen haben, hatte er vielleicht Angst, der Aktenkoffer könnte einen Hinweis auf ihn enthalten. Oder Kramer hat mit der bevorstehenden Konferenz in Irwin angegeben. Hat vielleicht davon gesprochen, wie die Panzertruppe ihren Besitzstand verteidigen würde. Deshalb war Carbone neugierig oder sogar besorgt. Er war seit sechzehn Jahren Infanterist. Und wer’s schafft, zur Delta Force zu kommen, besitzt viel Loyalität seiner Einheit gegenüber. Sie ist vielleicht stärker als die Loyalität gegenüber einem Liebhaber.«
    »Ich kann’s nicht glauben«, sagte Summer.
    »Das solltest du aber«, erwiderte ich. »Alles passt zusammen. Andrea Norton hat’s uns praktisch erzählt. Ich glaube, sie wusste, was mit Kramer los war. Als wir sie verdächtigt haben, war sie nicht wütend, weißt du noch? Eher belustigt oder leicht verwirrt. Sie ist Psychologin, und sie kannte den Mann, hatte vielleicht beruflich gewisse Schwingungen wahrgenommen, oder persönlich deren Fehlen festgestellt. Als wir sie dann verdächtigt haben, mit Kramer im Bett gewesen zu sein, war ihr das ein Rätsel. Deshalb ist sie nicht wütend geworden. Sie hat’s einfach nur nicht verstanden. Und wir wissen, dass Kramers Ehe nur auf dem Papier bestanden hat. Keine Kinder. Er hatte seit fünf Jahren nicht mehr zu Hause gelebt. Detective Clark in Green Valley hat sich gefragt, weshalb er nicht geschieden war. Er wollte sogar wissen, ob eine Scheidung für einen General ein Karrierehindernis sei. Ich habe verneint. Aber Schwulsein wäre eins. Das steht fest. Damit wäre Kramer als General erledigt gewesen.
Deshalb hat er die Ehe fortbestehen lassen. Als Tarnung für die Army. Genau wie das Frauenfoto in

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