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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und Planspielen entladen. Andererseits war zu erwarten, dass diese Reaktionen vorausgesehen und Schritte eingeleitet werden würden, um potenziell gefährliche Situationen sofort zu entschärfen. Und wie Sie ganz richtig vermuten, musste es selbst auf höchster Führungsebene Spannungen geben, die Maßnahmen und Abwehrmaßnahmen zur Folge hatten.«
    Ich sagte nichts.
    »Wie beim Schach«, erklärte er. »Der Vizechef zieht, und ich antworte mit einem Gegenzug. Eine unweigerliche Schlussfolgerung, nehme ich an, weil Sie an zwei hohe Offiziere dachten, von denen einer im Dienstgrad über dem anderen steht.«
    Ich sah ihm direkt ins Gesicht.
    »Habe ich mich getäuscht?«, fragte ich.
    »Nur in zwei Punkten«, antwortete er. »Sie haben natürlich Recht, dass uns gewaltige Umwälzungen bevorstehen. Die CIA
hat Iwans Niedergang nicht gleich erkannt, deshalb hatten wir weniger als ein Jahr Zeit, um uns Gedanken darüber zu machen. Aber glauben Sie mir, wir haben alles durchdacht. Wir befinden uns in einer einzigartigen Situation. Gleichen einem Schwergewichtler, der jahrelang für den Kampf um die Weltmeisterschaft trainiert hat und eines Tages beim Aufwachen feststellen muss, dass der Gegner tot umgefallen ist. Eine äußerst irritierende Situation. Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.«
    Er zog eine Schreibtischschublade auf und holte einen großen Loseblattordner heraus, der fast zehn Zentimeter dick war. Er ließ ihn auf den Schreibtisch plumpsen und drehte ihn zu mir um, damit ich das in Schablonenschrift geschriebene Wort darauf lesen konnte: Transformation .
    »Ihr erster Fehler war Ihr zu enger Blickwinkel«, sagte er. »Sie müssen einen Schritt zurücktreten und die Sache aus unserer Perspektive sehen. Von oben. Nicht nur die Panzertruppe wird sich verändern, alle werden sich verändern. Die Zukunft gehört natürlich sehr mobilen integrierten Einheiten. Aber es wäre ein schwerer Fehler, sie nur als aufgemotzte Infanterieeinheiten zu betrachten. Sie werden nach einem völlig neuartigen Konzept aufgestellt und sind dann etwas, das so noch nie existiert hat. Vielleicht integrieren wir auch Kampfhubschrauber und überlassen den Befehl den Jungs am Himmel. Vielleicht verlegen wir uns auf elektronische Kriegsführung und übergeben den Befehl den Computerleuten.«
    Ich schwieg.
    Er legte seine Hand flach auf den Ordner. »Damit will ich lediglich sagen, dass niemand hoffen kann, diese Sache unbeschädigt zu überstehen. Ja, die Panzertruppe wird praktisch zerschlagen werden. Das steht außer Zweifel. Aber das gilt genauso für die Infanterie, die Artillerie, die Pioniere und alle übrigen Waffengattungen. Vermutlich auch für die Militärpolizei. Manche werden mehr davon betroffen sein als andere. Alles wird sich ändern, Major. Nichts bleibt, wie es war.«

    Ich schwieg.
    »Hier geht’s nicht um Panzertruppe gegen Infanterie«, fuhr er fort. »Darüber müssen Sie sich im Klaren sein. Das wäre eine grobe Vereinfachung. Tatsächlich ist es ein Kampf jeder gegen jeden. Dabei wird’s keine Sieger geben, fürchte ich - aber andererseits auch keine Verlierer. So könnte man die Sache auch sehen. Alle sitzen im gleichen Boot.«
    Er nahm die Hand von dem Ordner.
    »Was war mein zweiter Fehler?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe Sie aus Panama wegversetzt«, antwortete er. »Nicht der Vizechef. Er weiß nichts davon. Ich habe zwanzig Mann persönlich ausgesucht und dorthin versetzt, wo ich sie vermutlich brauchen würde. Ich habe sie verteilt, weil mir unklar war, wer seinen Protest zuerst artikulieren würde. Die leichten Einheiten oder die schweren? Das ließ sich unmöglich vorhersagen. Sobald ihre Kommandeure anfingen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, würden sie erkennen, dass sie alles verlieren konnten. Zum Beispiel habe ich Sie nach Fort Bird versetzt, weil ich mir gewisse Sorgen wegen David Brubaker gemacht habe. Er war ein sehr aktiver Typ.«
    »Aber die Panzertruppe hat zuerst die Initiative ergriffen«, entgegnete ich.
    Er nickte.
    »Anscheinend«, erklärte er. »Wenn Sie’s sagen. Die Chancen standen immer fifty-fifty. Ich bin ein bisschen enttäuscht, schließlich waren das früher meine Jungs. Aber ich habe nicht das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Meine Karriere begann anderswo. Mich binden keine besonderen Beziehungen mehr an sie. Also habe ich nichts dagegen, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen.«
    »Warum haben Sie dann Garber versetzt?«
    »Das war nicht ich.«
    »Wer sonst?«
    »Wer

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