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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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geführte technische Hochschule. Als zukünftiger Generalstabsoffizier musste man anschließend zu einem Aufbaustudium abkommandiert werden. Man musste die George Washington University, Stanford, Harvard, Yale, das MIT oder Princeton, möglicherweise sogar Oxford oder Cambridge in England besuchen. Man musste ein Rhodes-Stipendiat sein und in Volkswirtschaft, Politikwissenschaften oder Internationalen Beziehungen promovieren. Man musste ein White House Fellow sein. Doch ich hatte eine andere Laufbahn eingeschlagen. Gleich nach West Point. Ich hatte mich im Spiegel betrachtet und einen Mann gesehen,
der sich besser darauf verstand, Leuten den Schädel einzuschlagen, als sich mit Buchwissen voll zu stopfen. Andere Leute waren der gleichen Meinung. Beim Militär wird man vom ersten Tag an in bestimmte Schubladen gesteckt. Also trennten sich unsere Wege, und ich ging meinen. Sie gingen zum Ring E und dem Westflügel des Weißen Hauses, und ich trieb mich in Seoul und Manila in dunklen Gassen herum. Wären sie in mein Revier geraten, hätten sie auf dem Bauch kriechen müssen. Wie ich in ihrem Revier zurechtkommen würde, blieb abzuwarten.
    »Ich gehe allein rein«, sagte ich.
    »Das tust du nicht«, widersprach Summer.
    »Doch, das tue ich«, erklärte ich. »Du kannst es als Ratschlag eines Freundes oder ausdrücklichen Befehl eines vorgesetzten Offiziers auffassen, aber du bleibst im Auto. Das steht fest. Notfalls schließe ich dich mit Handschellen ans Lenkrad.«
    »Wir führen die Ermittlungen gemeinsam.«
    »Trotzdem sollten wir uns halbwegs intelligent verhalten. Dies ist was völlig anderes als ein Besuch bei Andrea Norton. Diese Unternehmung ist riskant. Wir brauchen nicht beide abgeschossen zu werden.«
    »Würdest du im Auto bleiben? An meiner Stelle?«
    »Ich würde mich darunter verstecken«, antwortete ich.
    Sie schwieg. Nach einer Weile erreichten wir den Beltway. Fuhren den weiten Viertelkreis im Uhrzeigersinn nach Norden in Richtung Arlington.
     
    Die Kontrollen im Pentagon waren etwas strenger als gewöhnlich. Vielleicht fürchtete jemand, Noriegas restliche Truppen könnten zweitausend Meilen weit nach Norden vorstoßen. Aber wir gelangten ohne Probleme auf den Parkplatz, der um diese Zeit fast leer war. Summer parkte in der Nähe des Haupteingangs. Ich sah auf meine Uhr. Zehn Minuten vor Mitternacht.
    »Wollen wir jetzt streiten?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Alles Gute«, sagte sie. »Mach ihn fertig.«

    Ich stieg aus und blieb kurz stehen. Das riesige Gebäude ragte in der Dunkelheit vor mir auf. Die Leute sagten, dies sei der größte Bürokomplex der Welt, und in diesem Augenblick war ich davon selbst überzeugt. Ich setzte mich in Bewegung. Eine lange Rampe führte zum Eingang hinauf. Dahinter lag ein bewachtes Foyer von der Größe eines Basketballfeldes. Mit meiner Plakette, die mich als Sonderermittler auswies, durfte ich sie passieren. Dann machte ich mich auf den Weg ins Innere des Komplexes. Das Gebäude bestand aus fünf konzentrischen Fünfecken, die Ringe genannt wurden. Jeder war mit einem eigenen Kontrollpunkt gesichert. Meine Plakette genügte, um mich in B, C und D einzulassen. Aber nichts konnte mir Zugang zum Ring E verschaffen. Ich machte vor dem letzten Kontrollpunkt Halt und nickte dem Wachposten zu. Er erwiderte mein Nicken. Er war’s gewöhnt, dass hier Leute warteten.
    Ich lehnte mich an die Sichtbetonwand, die sich glatt und kalt anfühlte. Im Gebäude war es still. Der Fußboden bestand aus gebohnerten Linoleumfliesen, in denen sich die Leuchtstoffröhren der Deckenbeleuchtung spiegelten.
    Ich wartete. Im Glaskasten des Wachpostens konnte ich eine Uhr sehen. Sie zeigte Mitternacht. Fünf Minuten nach Mitternacht. Dann zehn. Ich befürchtete, dass meine Herausforderung ignoriert worden war. Diese Leute dachten politisch. Vielleicht waren sie cleverer, als ich mir vorstellen konnte. Vielleicht hatte ich mich auf etwas eingelassen, das meine Fähigkeiten bei weitem überstieg.
    Ich wartete.
    Eine Viertelstunde nach Mitternacht hörte ich in weiter Ferne das Echo von klappernden Absätzen. Als käme dort ein Mann, der es eilig hatte, ohne sich in Panik zu befinden. Ich konnte ihn nicht sehen.
    Ich horchte auf das Geräusch und starrte auf die Stelle, an der er voraussichtlich auftauchen würde. Die Schritte kamen näher. Dann bog ein Mann um die Ecke und kam geradewegs auf mich zu. Der Rhythmus seiner Schritte blieb unverändert. Ich erkannte
den Chef des

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