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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sehen.«
    »Ich kann sehen, dass Sie ein Oberst der U.S. Army namens Willard sind. Aber ich kann Ihnen nichts erklären, bevor ich weiß, ob Sie zu meinen Vorgesetzten gehören oder nicht.«
    »Ich bin Ihr Vorgesetzter, junger Mann. Was steht an meiner Tür?«
    »Kommandeur.«
    »Und wo sind wir?«
    »Rock Creek, Virginia.«
    »Okay, damit ist Ihre Frage beantwortet.«
    »Sie sind neu«, sagte ich. »Wir kennen uns noch nicht.«
    »Ich habe diesen Posten vor achtundvierzig Stunden übernommen. Und jetzt kennen wir uns. Und jetzt will ich Erklärungen von Ihnen.«
    »Zu welchem Thema?«
    »Fangen wir damit an, dass Sie sich unerlaubt von der Truppe entfernt haben«, entgegnete er.
    »Unerlaubt entfernt? Wann?«
    »In den vergangenen zweiundsiebzig Stunden.«
    »Stimmt nicht«, sagte ich.
    »Wie das?«
    »Meine Abwesenheit war von Oberst Garber genehmigt.«
    »Das war sie nicht.«
    »Ich habe seine Dienststelle angerufen.«
    »Wann?«
    »Vor meiner Abreise.«

    »Haben Sie seine Erlaubnis erhalten?«
    »Ich habe eine Nachricht hinterlassen. Wollen Sie behaupten, dass er mir die Erlaubnis verweigert hat?«
    »Er war nicht hier, weil er einige Stunden zuvor nach Korea versetzt worden ist.«
    »Korea?«
    »Er befehligt unsere dortige Militärpolizei.«
    »Das ist ein Job für einen Brigadegeneral.«
    »Er übernimmt ihn stellvertretend. Die Beförderung dürfte noch dieses Jahr erfolgen.«
    Ich sagte nichts.
    »Garber ist fort«, sagte Willard. »Ich bin hier. Das militärische Karussell dreht sich weiter. Daran müssen Sie sich gewöhnen.«
    Nun entstand eine Pause. Willard lächelte. Kein sympathisches Lächeln. Eher ein höhnisches Grinsen. Mir war der Teppich unter den Füßen weggezogen worden, und er beobachtete, wie ich zu Boden knallte.
    »Gut, dass Sie so freundlich waren, Ihren Reiseplan anzugeben«, fuhr er fort. »Das hat unseren heutigen Einsatz sehr erleichtert.«
    »Halten Sie eine Verhaftung für die angemessene Reaktion auf unerlaubte Abwesenheit?«, wollte ich wissen.
    »Sie nicht?«
    »Das war ein Missverständnis.«
    »Sie haben den Ihnen zugewiesenen Posten unerlaubt verlassen, Major. Das sind die Tatsachen. Dass Sie vage gehofft haben, die Erlaubnis dafür zu erhalten, ändert nichts daran. Wir sind in der Army. Wir handeln nicht schon, bevor wir einen Befehl oder eine Erlaubnis erhalten. Wir warten, bis sie ordnungsgemäß eingegangen und bestätigt sind. Die Alternative wären Anarchie und Chaos.«
    Ich schwieg.
    »Wo waren Sie?«
    Ich stellte mir meine Mutter vor, wie sie sich auf ihre Gehhilfe
aus Aluminium stützte. Ich sah meinen Bruder vor mir, wie er mich beim Packen beobachtete.
    »Ich habe einen Kurzurlaub gemacht«, antwortete ich. »Ich war am Meer.«
    »Sie sind nicht etwa wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe verhaftet worden«, erklärte Willard, »sondern weil Sie am Abend des Neujahrstages Ihren Dienstanzug getragen haben.«
    »Ist das neuerdings ein Vergehen?«
    »Sie haben Ihr Namensschild getragen.«
    Ich sagte nichts.
    »Sie haben zwei Zivilisten krankenhausreif geschlagen und dabei Ihr Namensschild getragen.«
    Ich starrte ihn an. Dachte angestrengt nach. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Fettsack oder der Farmer mich angezeigt hatte. Ausgeschlossen! Sie waren dämlich, aber nicht so dämlich. Sie wussten, dass ich wusste, wo ich sie finden konnte.
    »Wer behauptet das?«, fragte ich.
    »Auf dem Parkplatz hatten Sie ein großes Publikum.«
    »Einer von unseren Leuten?«
    Willard nickte.
    »Wer?«, erkundigte ich mich.
    »Das brauchen Sie nicht zu wissen.«
    Ich äußerte mich nicht dazu.
    »Haben Sie etwas dazu zu sagen?«, fragte Willard.
    Ich dachte: Vor dem Kriegsgericht sagt er nicht aus. Das steht fest. Das müsstest du jetzt sagen.
    »Nein, nichts«, antwortete ich.
    »Was sollte ich Ihrer Meinung nach mit Ihnen tun?«
    Ich schwieg.
    »Was sollte ich jetzt tun?«
    Du solltest den Unterschied zwischen einem Blödmann und einem harten Burschen rauskriegen, Kumpel. Und das möglichst schnell.
    »Ihre Wahl«, sagte ich. »Ihre Entscheidung.«

    Er nickte. »Außerdem liegen mir Beschwerden von General Vassell und Oberst Coomer vor.«
    »Die was besagen?«
    »Die besagen, dass Sie sich ihnen gegenüber respektlos verhalten haben.«
    »Stimmt nicht.«
    »Genau wie Ihre unerlaubte Abwesenheit von der Truppe?«
    Ich gab keine Antwort darauf.
    »Nehmen Sie Haltung an!«, befahl Willard.
    Ich sah ihn an. Zählte eintausend, zweitausend, dreitausend . Dann nahm ich

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