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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gebrochen«, sagte ich. »Keine große Sache.«
    »Alte Leute können Lungenentzündung bekommen.«
    Ich nickte erneut. »Sie hat sich röntgen lassen. Keine Lungenentzündung.«
    »Darf ich die auf der Hand liegende Frage stellen?«, sagte sie.
    »Gibt’s denn eine?«
    »Schwere Körperverletzung an Zivilisten ist ein ernstes Vergehen. Offenbar gibt’s eine Anzeige und eine Zeugenaussage, die für eine Verhaftung ausgereicht haben.«
    »Und?«
    »Und warum laufen Sie dann noch frei hier herum?«
    »Willard lässt die Anzeige vorerst ruhen.«
    »Aber wieso, wenn er ein Arschloch ist?«
    »Aus Respekt vor meinen früheren Erfolgen, hat er mir erklärt.«
    »Nehmen Sie ihm das ab?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mit der Anzeige muss irgendwas nicht in Ordnung sein«, sagte ich. »Ein Arschloch wie Willard würde sie verwenden, wenn er könnte, das steht fest. Meine früheren Erfolge sind ihm scheißegal.«
    »An der Anzeige kann’s nicht liegen. Ein militärischer Augenzeuge ist geradezu ideal. Er sagt aus, was ihm befohlen wird. Das ist praktisch so, als hätte Willard die Anzeige selbst geschrieben.«
    Ich sagte nichts darauf.
    »Und wozu sind Sie überhaupt hier?«, fragte sie.
    Ich hörte Joe sagen: Stell fest, wer dich so dringend in Fort Bird haben wollte, dass er dich aus Panama abgezogen und durch ein Arschloch ersetzt hat.
    »Keine Ahnung«, gab ich zur Antwort. »Ich weiß überhaupt nichts. Erzählen Sie mir von Oberstleutnant Norton.«
    »Wir sind nicht mehr mit dem Fall befasst.«
    »Dann erzählen Sie’s mir nur interessehalber.«
    »Sie kommt nicht in Frage. Sie hat ein Alibi. Sie war in einer Bar außerhalb des Stützpunkts. Die ganze Nacht über. Gemeinsam mit ungefähr hundert weiteren Gästen.«
    »Wer ist sie?«
    »Sie ist Dozentin an der Schule für psychologische Kriegsführung. Eine Psychologin mit dem Fachgebiet Psychosexualität, die sich darauf spezialisiert, die emotionale Stabilität eines Gegners durch Angriffe auf sein Männlichkeitsbewusstsein zu unterminieren.«
    »Klingt nach einer Frau, mit der man Spaß haben kann.«
    »Sie war zur Party in der Bar eingeladen. Jemand muss sie für eine Frau halten, mit der man Spaß haben kann.«
    »Haben Sie überprüft, wer Vassell und Coomer hergefahren hat?«
    Summer nickte. »Im Wachbuch am Haupttor steht er als Major Marshall. Ich habe mich über ihn informiert und festgestellt,
dass er vom XII. Korps zur zeitweiligen Dienstleistung ins Pentagon abkommandiert ist. Irgendeine Art Wunderknabe. Er ist seit November hier drüben.«
    »Haben Sie die Telefongespräche der beiden vom Hotel aus kontrolliert?«
    Sie nickte erneut.
    »Es hat keine gegeben«, sagte sie. »Vassell ist um null Uhr achtundzwanzig angerufen worden. Ich nehme an, dass das der Anruf vom XII. Korps in Deutschland war. Keiner der beiden hat nach draußen telefoniert.«
    »Überhaupt nicht?«
    »Kein einziges Mal.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ganz bestimmt. Alle Telefongespräche werden elektronisch vermittelt. Wählt man die Neun, um ein Amt zu bekommen, registriert der Computer das Gespräch automatisch. Das muss er wegen der Rechnung.«
    Sackgasse.
    »Okay«, sagte ich. »Vergessen Sie die ganze Sache.«
    »Wirklich?«
    »Befehl ist Befehl«, sagte ich. »Die Alternative wären Anarchie und Chaos.«
     
    Ich ging in mein Dienstzimmer zurück und rief in Rock Creek an. Willard war um diese Zeit bestimmt nicht mehr da. Er gehörte zu den Leuten, die ihr ganzes Leben lang die Arbeitszeiten eines Bankers einhalten. Ich bekam einen Kompanieschreiber ans Telefon und bat ihn, ein Exemplar des Befehls herauszusuchen, mit dem ich von Panama nach Fort Bird versetzt worden war. Es dauerte fünf Minuten, bis er sich wieder meldete. Diese Zeit verbrachte ich damit, Summers Listen zu studieren. Sie waren voller Namen, die mir nichts sagten.
    »Ich habe Ihren Versetzungsbefehl jetzt vor mir liegen, Sir«, sagte der Soldat am Telefon.
    »Wer hat ihn unterschrieben?«, fragte ich.

    »Oberst Garber, Sir.«
    »Danke«, sagte ich und legte auf. Anschließend saß ich zehn Minuten lang da und fragte mich, warum alle Leute mich belogen. Doch dann vergaß ich diese Frage, weil mein Telefon wieder klingelte und ein junger Gefreiter der Militärpolizei, der sich auf einer routinemäßigen Streifenfahrt befand, mir meldete, er habe im Wald einen Ermordeten entdeckt. Der Tote war offenbar scheußlich zugerichtet. Mein Mann musste zweimal unterbrechen, um sich zu übergeben, bevor er seine

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