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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Fort Bird wird für wichtiger gehalten. Was hier auf dem Stützpunkt passiert, gilt als heikler als die Ereignisse beim 110th Special Unit.«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Aber was zum Teufel passiert hier?«

9
    Die ersten tastenden Schritte, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, unternahm ich am nächsten Morgen um sieben Uhr eins in der Leichenhalle Fort Birds. Ich hatte drei Stunden geschlafen und nicht gefrühstückt. Für Ermittlungen der Militärpolizei gibt es nur wenige unumstößliche Regeln. Wir verlassen uns überwiegend auf Instinkt und Improvisation. Aber zu den wenigen existierenden Regeln gehört, dass man nichts isst, bevor man an einer Leichenöffnung teilnimmt.
    Also verbrachte ich die Zeit, in der ich sonst gefrühstückt hätte, mit dem Bericht der Spurensicherer. Der Ordner war ziemlich dick, aber er enthielt keine nützlichen Informationen.
Der Report zählte sämtliche aufgefundenen Uniformstücke auf und schilderte sie in allen Einzelheiten. Er beschrieb die Leiche. Er listete Zeiten und Temperaturen auf. Illustriert waren diese vielen tausend Wörter mit Dutzenden von Polaroidfotos. Aber weder Wörter noch Bilder sagten mir, was ich wissen musste.
    Ich legte den Bericht in eine Schreibtischschublade und erkundigte mich im Vorzimmer nach Meldungen wegen Urlaubsüberschreitung oder unerlaubter Abwesenheit von der Truppe. Vielleicht wurde der Ermordete schon irgendwo vermisst, sodass wir ihn hätten identifizieren können. Aber es gab keine Meldung. Nirgends besondere Vorkommnisse. Der Betrieb auf dem Stützpunkt lief reibungslos, jedermann schien auf seinem Posten zu sein.
    Ich ging in die Morgenkälte hinaus.
    Die Leichenhalle war zur Zeit der Regierung Eisenhower errichtet worden und erfüllte nach wie vor ihren Zweck. Wir legten keinen Wert auf modernste Einrichtungen. Dies war nicht die zivile Welt. Wir wussten, dass der Tote von letzter Nacht nicht auf einer Bananenschale ausgerutscht war. Mich interessierte weniger, welche seiner Verletzungen ihn ins Jenseits befördert hatte, ich wollte nur in Erfahrung bringen, wann der Tod ungefähr eingetreten und wer der Ermordete war.
    Hinter dem Haupteingang befand sich ein gefliestes Foyer mit je einer Tür links, in der Mitte und rechts. Ging man nach links, kam man in die Büros. Wandte man sich nach rechts, gelangte man in den Kühlraum. Ich ging geradeaus, wo Sägen jaulten und Wasser rauschte.
    Mitten im Raum standen zwei stählerne Seziertische mit muldenförmig ausgebildeten Platten. Beide hatten grelle OP-Leuchten darüber und laut gurgelnde Abflüsse darunter. Umgeben waren sie von an Ketten hängenden Obstwaagen, die dazu dienten, entnommene Organe zu wiegen, fahrbaren Stahltischen mit leeren Glasgefäßen, die zu ihrer Aufnahme bereitstanden, und weiteren Stahltischen, auf denen auf grünen Leinentüchern Reihen von Skalpellen, Sägen, Scheren und Zangen zum Gebrauch
aufgereiht lagen. Der gesamte Raum war mit weißen Fliesen gekachelt, und die kalte Luft roch süßlich nach Formaldehyd.
    Der rechte Tisch war blitzsauber und leer. Um den linken Tisch standen Leute. Dort arbeiteten ein Pathologe, eine Assistentin und ein Schreiber, der Protokoll führte. Summer war ebenfalls anwesend; sie stand im Hintergrund und sah zu. Die Autopsie war schon weit fortgeschritten. Alle Instrumente wurden benutzt. Einige der Glasgefäße waren bereits gefüllt. Der Abfluss gurgelte laut. Zwischen den Arbeitenden konnte ich die Beine des Toten sehen. Sie waren frisch gesäubert. Im grellen Licht der OP-Leuchte sah die Haut bläulich weiß aus. Aller Schmutz und das Blut waren abgewaschen.
    Ich stellte mich neben Summer und verfolgte das Geschehen. Der Tote lag auf dem Rücken. Der Pathologe und die Assistentin hatten ihm die Schädeldecke entfernt, einen Schnitt quer über die Stirn geführt und seine Gesichtshaut heruntergezogen. Sie lag mit der Innenseite nach außen wie eine übers Bett nach unten gezogene Decke da und reichte bis zum Kinn. Seine Augäpfel und die Backenknochen waren freigelegt. Der Pathologe war dabei, auf der Suche nach weiteren Verletzungen das Gehirn zu sezieren. Dazu hatte er die Schädeldecke aufgesägt und wie einen Deckel zurückgeklappt.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte ich ihn.
    »Wir haben seine Fingerabdrücke«, antwortete er.
    »Ich habe sie durchgefaxt«, sagte Summer. »Das Ergebnis müsste bis Mittag da sein.«
    »Todesursache?«
    »Stumpfes Trauma«, erklärte der Mediziner. »Im Bereich des Hinterkopfs. Drei

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