08-Die Abschussliste
weil sich ein unübersehbarer Trend abgezeichnet hat.«
»Nämlich?«, fragte ich.
Sie ratterte dreizehn Stützpunkte in alphabetischer Reihenfolge herunter. Dann las sie die Namen der dortigen MP-Exekutivoffiziere vor. Ich kannte alle dreizehn, zu denen auch Franz und ich gehörten. Zuletzt folgte das Versetzungsdatum. Alle Daten waren genau gleich. Jeweils der 29. Dezember. Vor einer Woche.
»Lesen Sie die Namen noch mal vor«, bat ich sie.
Sie tat, wie ihr geheißen. Ich nickte. Hätte man in der gut überschaubaren kleinen Welt der Militärpolizei ein All-Star-Team zusammenstellen wollen und eine Nacht lang angestrengt darüber nachgedacht, wäre man auf diese dreizehn Namen gekommen. Ganz ohne Zweifel. Sie bildeten die Elite, ein Dutzend Topleute mit einem zusätzlichen Mann als Dreingabe. Um das Team komplett zu machen, fehlten ungefähr zehn weitere Männer, aber ich zweifelte nicht daran, dass sie auf den übrigen Stützpunkten oder auf ebenso wichtigen Posten im Ausland eingesetzt waren. Und ich wäre jede Wette eingegangen, dass sie erst vor einer Woche dorthin versetzt worden waren. Unsere besten Leute. Ich hätte nicht beurteilen wollen, wie hoch oder wie tief ich in dieser Aufstellung rangierte, aber gemeinsam waren wir unterhalb der Kommandeursebene die besten Cops der Army, das stand außer Zweifel.
»Verrückt«, sagte ich. Und es war verrückt. So viele Individuen am selben Tag auf andere Posten zu versetzen, erforderte Willenskraft und Planung - und das während des Unternehmens »Gerechte Sache« zu tun, setzte einen dringenden Grund voraus. Als mir trotz angestrengten Nachdenkens keiner einfiel, stand ich auf und ging ins Vorzimmer.
»Ich gehe zur Delta-Station rüber«, sagte ich.
Tatsächlich fuhr ich mit einem Humvee, weil ich nicht zu Fuß gehen wollte. Ich wusste nicht, ob sich das Arschloch Willard noch auf dem Stützpunkt befand, und wollte ihm auf keinen Fall noch mal über den Weg laufen. Der Wachposten ließ mich
ins ehemalige Gefängnis ein, und ich marschierte geradewegs ins Dienstzimmer des Adjutanten. Er saß noch immer am Schreibtisch und sah jetzt etwas müder aus als am frühen Morgen.
»Es war ein Ausbildungsunfall«, sagte ich.
Er nickte. »Das habe ich auch schon gehört.«
»Was für eine Art Ausbildung hat er absolviert?«, fragte ich.
»Nachtübung«, antwortete der Mann.
»Allein?«
»Gut, dann Flucht und Umgehungsmanöver.«
»Auf dem Stützpunkt?«
»Okay, dann war er als Jogger unterwegs. Wollte Feiertagskalorien verbrennen. Irgendwas in der Art.«
»Die Sache muss glaubwürdig klingen«, sagte ich. »Schließlich steht mein Name unter dem Bericht.«
Der Hauptmann nickte. »Dann vergessen Sie das Joggen. Ich glaube nicht, dass Carbone ein Jogger war. Er hat lieber im Kraftraum trainiert. Das tun viele von ihnen.«
»Viele von welchen Leuten?«
Er sah mich unverwandt an.
»Delta-Typen«, sagte er.
»War er auf irgendwas spezialisiert?«
»Bei uns sind alle Generalisten. Sie sind auf allen Gebieten gut.«
»Keine Funker, keine Sanitäter?«
»Alle haben eine Funkerausbildung und eine als Sanitäter. Schon aus Sicherheitsgründen. Geraten sie einzeln in Gefangenschaft, können sie behaupten, der Kompaniesanitäter zu sein. Das rettet sie vielleicht vor einer Kugel. Und sie können Fachkenntnis beweisen, falls das verlangt wird.«
»Findet medizinische Ausbildung auch nachts statt?«
Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Nicht speziell.«
»Könnte er unterwegs gewesen sein, um Funkgeräte zu testen?«
»Er könnte mit einem Fahrzeug eine Probefahrt gemacht haben«,
antwortete der Hauptmann. »Er war ein guter Mechaniker. Ich glaube, er hat sich mehr als jeder andere um unsere Trucks gekümmert. In gewisser Weise war das seine Spezialisierung.«
»Okay«, sagte ich. »Vielleicht hatte er eine Reifenpanne, und das Fahrzeug ist vom Wagenheber gerutscht und hat ihm den Kopf zerquetscht?«
»Klingt plausibel«, meinte der Hauptmann.
»Unebenes Gelände, vielleicht weicher Boden unter dem Wagenheber, dann könnte alles leicht ins Kippen geraten.«
»Klingt plausibel«, wiederholte der Hauptmann.
»Ich schreibe, dass meine Leute das Fahrzeug abgeschleppt haben.«
»Okay.«
»Was für einen Truck hat er gefahren?«
»Das können Sie sich aussuchen.«
»Ist Ihr Kommandeur da?«
»Er hat über die Feiertage Urlaub.«
»Wer ist er?«
»Sie kennen ihn nicht.«
»Versuchen Sie’s trotzdem.«
»Oberst Brubaker«, erwiderte der
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