Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
in denen alle dort stationierten US-Soldaten als Täter in Frage gekommen
waren. Aber Fälle dieser Art erfordern unbegrenzt viel Personal, große Ermittlergruppen und unerschöpfliche Ressourcen, aber vor allem die unbedingte Kooperation aller Beteiligten. Solche Ermittlungen lassen sich nicht von zwei Einzelkämpfern unter strikter Geheimhaltung hinter dem Rücken ihres Kommandeurs durchführen.
    »Unmöglich«, sagte ich.
    »Nichts ist unmöglich«, entgegnete Summer.
    »Wir müssen die Sache anders aufziehen.«
    »Wie?«
    »Was hat er zum Tatort mitgenommen?«
    »Nichts.«
    »Falsch«, sagte ich. »Er hat sich selbst mitgenommen.«
    Summer zuckte mit den Schultern. Strich mit den Fingern über den Papierstapel.
    »Suchen Sie sich einen Namen aus«, sagte sie.
    »Er hat ein K-bar mitgenommen«, erklärte ich.
    »Zwölfhundert Namen, zwölfhundert Kampfmesser.«
    »Er hat ein Montiereisen oder ein Brecheisen mitgenommen.«
    Sie nickte.
    »Und er hat Joghurt mitgenommen«, fügte ich hinzu.
    Sie schwieg.
    »Vier Dinge«, sagte ich. »Sich selbst, ein K-bar, ein stumpfes Werkzeug und Joghurt. Wo ist der Joghurt hergekommen?«
    »Aus dem Kühlschrank in seiner Unterkunft«, antwortete Summer. »Oder aus einer der Messeküchen, dem PX-Laden, oder einem Supermarkt oder Lebensmittelgeschäft irgendwo außerhalb des Stützpunkts.«
    Ich stellte mir einen Mann vor, der schwer atmete, rasch ging, vielleicht schwitzte, mit der rechten Hand ein blutiges Messer und eine Brechstange umklammerte, in der linken Hand einen leeren Joghurtbecher hielt, durch die Dunkelheit stolperte, sich einem Bestimmungsort näherte, plötzlich den Becher in seiner Linken wahrnahm, ihn ins Unterholz schleuderte, das Messer einsteckte, das Brecheisen unter seinem Mantel verbarg.

    »Wir sollten den Joghurtbecher suchen«, schlug ich vor.
    Summer schwieg.
    »Er wird ihn weggeworfen haben«, sagte ich. »Nicht gleich am Tatort, aber auch nicht allzu weit davon entfernt.«
    »Kann er uns weiterhelfen?«
    »Er wird einen Produktcode tragen. Vielleicht ist auch das Haltbarkeitsdatum aufgedruckt. Irgendwas in dieser Art. Vielleicht lässt sich dadurch feststellen, wo er gekauft worden ist.«
    Ich machte eine Pause.
    »Und vielleicht sind daran Fingerabdrücke zu finden«, fügte ich hinzu.
    »Er hat bestimmt Handschuhe getragen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe schon oft zugesehen, wie jemand einen Joghurtbecher geöffnet hat. Aber niemals mit Handschuhen. Er ist mit einem Deckel aus Alufolie verschlossen. Man muss eine winzige Lasche hochziehen.«
    »Bird ist über vierzigtausend Hektar groß.«
    Ich nickte. Zurück auf Anfang . Normalerweise hätte ich mit ein paar Telefongesprächen erreichen können, dass sämtliche Soldaten des Stützpunkts mit einem Meter Abstand eine Kette bildeten und das Gelände auf den Knien liegend wie ein gigantischer Menschenkamm absuchten und dabei jeden Grashalm mit der Hand zur Seite bogen. Und am nächsten und übernächsten Tag wieder, bis einer von ihnen den gesuchten Gegenstand gefunden hatte. Mit so vielen Leuten, wie die Army zur Verfügung hat, kann man eine Nadel im Heuhaufen finden, sogar beide Hälften einer zerbrochenen Nadel, und ein winziges Chromteil, das sich von der Bruchstelle abgelöst hat.
    Summer blickte zur Wanduhr.
    »Unsere halbe Stunde ist um«, sagte sie.
     
    Wir fuhren mit dem Humvee zur Schule für psychologische Kriegsführung und parkten auf einem Platz, der vermutlich für jemand anderen reserviert war. Summer stellte den Motor ab, und wir stiegen aus.

    Ich nahm Kramers Aktenkoffer mit.
    Wir gingen durch die gefliesten alten Korridore und kamen zu Nortons Tür. In ihrem Dienstzimmer brannte Licht. Ich klopfte an, und wir traten ein. Norton saß an ihrem Schreibtisch. Alle ihre Fachbücher standen wieder in den Regalen. Sie hatte keinen gelben Schreibblock vor sich liegen. Keine Bleistifte oder Filzschreiber. Ihr Schreibtisch war leer. Das Licht ihrer Schreibtischlampe bildete einen Kreis auf der polierten Holzfläche.
    Vor ihrem Schreibtisch befanden sich drei Besuchersessel. Sie forderte uns mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Summer ließ sich auf dem rechten Stuhl außen nieder, ich setzte mich auf den linken und stellte Kramers Aktenkoffer auf den mittleren, sodass Norton ihn direkt im Blickfeld hatte. Sie sah ihn nicht an.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
    Ich rückte den Aktenkoffer bewusst etwas zurecht, damit er ganz gerade auf dem Sessel

Weitere Kostenlose Bücher