Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Unternehmens eine aufrichtige Entschuldigung geäußert und versprochen, sämtliche Behandlungskosten zu übernehmen und für Jessicas Ausbildung aufzukommen, wobei er darauf hinwies, daß auch er Töchter habe. Aber irgendwie hatte es nicht richtig gewirkt. In Japan konnte eine aufrichtige Entschuldigung viel bewirken, eine Tatsache, die Boeing sich zunutze gemacht hatte, als mehrere hundert Japaner an Bord einer 747 umgekommen waren, aber in Amerika war es anders, was Nagumo seiner Regierung vergeblich klarzumachen versucht hatte. Der Anwalt der Familie Denton, ein berühmter und erfolgreicher Prozeßvertreter, hatte dem Vorsitzenden für seine Entschuldigung gedankt und trocken angemerkt, daß die Verantwortung für die Todesfälle damit öffentlich beurkundet sei, was ihm die Vorbereitung der Klageschrift erleichtere. Jetzt ging es nur noch um den Betrag. Es gab schon Gerüchte, daß er Milliarden Dollar fordern würde.
Deerfield Auto Parts stand in Verhandlungen mit allen japanischen Autoherstellern, und Nagumo wußte, daß man der Firma aus Massachusetts überaus großzügige Bedingungen anbieten würde, aber er hatte dem Außenministerium auch von dem amerikanischen Sprichwort berichtet, wonach man den Brunnen zudeckt, nachdem das Kind hineingefallen ist. Von Schadensbegrenzung konnte keine Rede sein; es würde nur ein weiteres Schuldeingeständnis sein, was im amerikanischen Rechtssystem genau das verkehrte war.
Zu Hause hatte es eine Weile gedauert, bis die Nachrichten ihre Wirkung taten. Der Autounfall war zwar entsetzlich, aber doch eine geringfügige Angelegenheit, und Fernsehkommentatoren hatten auf den Absturz der 747 hingewiesen, um zu zeigen, daß es immer Unfälle geben würde und daß Amerika den Bürgern seines Landes schon etwas angetan hatte, das in der Art ähnlich, aber in seinem Ausmaß weit gräßlicher war. Das war von Amerikanern aber eher als Rechtfertigungsversuch denn als Vergleich aufgefaßt worden, und von den Amerikanern, die sich hinter diesen Vergleich gestellt hatten, wußte man, daß sie auf der Gehaltsliste der Japaner standen. Alles ging jetzt in die Brüche. In den Zeitungen erschienen Listen von früheren Staatsbediensteten, die eine entsprechende Betätigung übernommen hatten; ihre frühere Tätigkeit und das damalige Gehalt wurden dem gegenübergestellt, was sie jetzt machten und was sie dafür bekamen. »Söldner« war noch der freundlichste Ausdruck, mit dem man sie bedachte. Häufiger war von »Verrätern« die Rede, besonders bei den Gewerkschaften und bei allen Kongreßabgeordneten, die einer Wahl entgegensahen.
»Was wird geschehen, Chris?«
Cook setzte sein Glas auf dem Tisch ab, überdachte seine eigene Stellung und beklagte sein bemerkenswert schlechtes Timing. Er hatte schon begonnen, die Brücken hinter sich abzubrechen. Ein paar Jahre noch, um in den vollen Genuß der Pension zu kommen - vor einigen Monaten hatte er sich's ausgerechnet. Seiji hatte ihm im letzten Sommer angedeutet, daß sein derzeitiges Nettoeinkommen sich auf Anhieb vervierfachen würde und daß seine Arbeitgeber sehr viel von Pensionsplanung hielten und daß ihm ja seine Staatspension nicht entgehen werde. Und so hatte Cook die Sache angeleiert. Seinem unmittelbaren Vorgesetzten hatte er entschieden widersprochen, und anderen gegenüber hatte er geäußert, daß die Handelspolitik seines Landes von Idioten formuliert werde, in dem Bewußtsein, daß man seine Ansichten oben zur Kenntnis nehmen würde. Es folgten interne Memoranden, in denen dasselbe in maßvoller Beamtensprache stand. Er mußte es so einrichten, daß sein Ausscheiden keine Überraschung sein würde und daß es den Anschein hatte, auf prinzipiellen Gründen und nicht auf schnöder Gewinnsucht zu beruhen. Das Problem war, daß er seine Karriere damit praktisch beendet hatte. Eine Beförderung würde es nicht mehr geben, und wenn er im Außenministerium blieb, konnte er allenfalls darauf hoffen, daß man ihn zum Botschafter in, na, sagen wir, Sierra Leone machen würde, es sei denn, sie fanden einen noch öderen Posten. Vielleicht in Äquatorialguinea. Noch mehr Mücken.
Du hast dich festgelegt, dachte Cook, und so holte er tief Luft und nahm nach kurzer Überlegung noch einen Schluck von seinem Drink.
»Seiji, wir müssen das langfristig sehen. TRA« - von einem Trade Reform Act, einem Gesetz zur Verbesserung des Außenhandels, konnte er nicht sprechen, nicht hier - »wird in weniger als zwei Wochen beschlossene Sache sein, und

Weitere Kostenlose Bücher