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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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der Präsident wird es unterschreiben. Im Handels- und Justizministerium werden die Arbeitsgruppen bereits gebildet. Das Außenministerium wird sich natürlich ebenfalls beteiligen. Etliche Botschaften wurden angewiesen, den Wortlaut der Handelsgesetze diverser Länder zu beschaffen ...«
»Nicht bloß unsere?« Nagumo war überrascht.
»Sie werden eure mit denen anderer Länder vergleichen, mit denen unsere Handelsbeziehungen im Augenblick weniger, hm, weniger umstritten sind.« Cook mußte aufpassen, was er sagte. Er brauchte diesen Mann. »Sie sollen etwas in die Hand bekommen, was man den Gesetzen Ihres Landes, hm, gegenüberstellen kann. Bis das geklärt ist, wird auf jeden Fall einige Zeit vergehen, Seiji.« Was gar nicht so übel war, dachte Cook. Es trug schließlich zur Sicherheit seines Arbeitsplatzes bei - falls er und wenn er von einem Arbeitgeber zum anderen wechselte.
»Werden Sie der Ar beitsgruppe angehören?«
»Vermutlich ja.«
»Ihre Hilfe wird von unschätzbarem Wert sein, Chris«, sagte Nagumo, dessen Gehirn jetzt etwas schneller arbeitete. »Ich kann Ihnen behilflich sein, unsere Gesetze zu interpretieren - diskret natürlich«, fügte er hinzu, sich an diesen Strohhalm klammernd.
»Ich hatte eigentlich nicht vor, noch sehr viel länger in Foggy Bottom zu bleiben, Seiji«, bemerkte Cook. »Wir haben unser Herz an ein neues Haus gehängt, und ...«
»Chris, wir brauchen Sie dort, wo Sie jetzt sind. Wir brauchen ich brauche Ihre Hilfe, um diese leidigen Umstände abzuschwächen, zu dämpfen. Wir haben es mit einer echten Krisensituation zu tun, mit schwerwiegenden Folgen für Ihr und für mein Land.«
»Das ist mir klar, aber ...«
Geld, dachte Nagumo, bei diesen Leuten geht es immer ums Geld!
»Ich kann entsprechende Vorkehrungen treffen«, sagte er, mehr einem ärgerlichen Impuls als einem wohlüberlegten Gedanken folgend. Erst als das Wort heraus war, wurde ihm klar, was er getan hatte, aber nun war er gespannt, wie Cook darauf reagieren würde.
Der Ministerialdirektor zeigte zunächst keine Reaktion. Auch er war so sehr in die Ereignisse verwickelt, daß ihm die wahre Tragweite des Angebots fast entgangen wäre. Cook nickte bloß, ohne Nagumo in die Augen zu sehen.
Der erste Schritt - die Übergabe der Information, die eine Frage der nationalen Sicherheit betraf - war, nachträglich betrachtet, schwerer gewesen, und der zweite war so leicht, daß Cook nicht einmal auf den Gedanken kam, daß er jetzt eindeutig gegen ein Bundesgesetz verstoßen hatte. Er hatte soeben vereinbart, einer fremden Regierung für Geld Informationen zu liefern. Es schien unter den gegebenen Umständen etwas ganz Logisches zu sein. Sie wollten wirklich dieses Haus in Potomac, und es würde gar nicht mehr lange dauern, bis sie sich nach einem College für ihre Kinder umsehen mußten.
    Was an diesem Morgen mit dem Nikkei-Index passierte, sollte sich den Leuten tief ins Gedächtnis einprägen. Sie hatten lange nicht begriffen, was Seiji Nagumo jetzt wußte - daß die Amerikaner es diesmal ernst meinten. Es ging nicht wieder um Reis, es ging nicht wieder um Computerchips, es ging nicht um Autos oder ihre Teile, nicht um Geräte der Telekommunikation oder Baukontrakte oder Handys. Es ging um das alles zusammen, um zwanzig Jahre aufgestauten Groll und Zorn, teils berechtigt, teils unberechtigt, aber jedenfalls war er da, und es brach alles auf einmal heraus. Zunächst hatten die Redakteure in Tokio einfach nicht geglaubt, was ihre Leute in Washington und New York ihnen berichtet hatten, und hatten die Berichte so umgeschrieben, daß sie mit ihren eigenen Schlußfolgerungen übereinstimmten, doch schließlich waren sie ihrerseits zu der niederschmetternden Erkenntnis gelangt. Der Trade Reform Act, so hatten die Zeitungen noch vor zwei Tagen verkündet, sei wieder bloß falscher Alarm, ein Witz, eine Äußerung einiger irregeleiteter Menschen, die seit langem eine Antipathie gegen unser Land hegen, und das werde sich bald wieder legen. Jetzt sah man ihn anders. Heute war er eine höchst bedauerliche Entwicklung, von der nicht gänzlich auszuschließen ist, daß sie zu einem Bundesgesetz wird.
    Die japanische Sprache vermittelt Informationen genauso gut wie jede andere, sobald man den Code geknackt hat. In Amerika sind die Schlagzeilen eindeutiger, aber das liegt bloß an der taktlosen Direktheit des Ausdrucks, die für die gaijin typisch ist. In Japan benutzte man mehr Andeutungen, aber der Sinn kam genauso klar und deutlich

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