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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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müssen, um zu erkennen, worum es überhaupt ging, aber dazu waren die Blödköppe nicht fähig. Sie konnten nicht objektiv sein. Außerdem haben sie nichts zu Ende gedacht. In Taktik waren sie großartig, aber wohin das alles führte, haben sie überhaupt nicht gesehen. Keine Frage für mich, die Schnitzer herauszuarbeiten, hübsch zu verpacken, ganz wie gewünscht, aber eigentlich ist es Quatsch, John. Es lag nicht an den Entscheidungen. Es lag an den Leuten, die sie trafen. Sie waren ihren Aufgaben einfach nicht gewachsen. Sie waren nicht weitblickend genug, und dafür wurden sie von den kleinen Leuten bezahlt, echt!« Chavez rieb sich die Augen, dankbar für die Ablenkung. Elf Stunden hatte er gelesen und studiert, nur von Mahlzeiten und Durchsagen kurz unterbrochen. »Ich müßte ein paar Meilen laufen«, knurrte er, gleichfalls erschöpft vom Fliegen.
    John schaute auf seine Uhr. »Noch vierzig Minuten. Der Sinkflug hat schon begonnen.«
»Meinen Sie, die großen Macker sind heute anders?« fragte Ding müde.
Clark lachte. »Mein Junge, was ist das eine im Leben, das sich nie ändert?«
Der junge Agent lächelte. »Ja, und das andere ist, daß Leute wie wir es immer ausbaden müssen, wenn sie Scheiße bauen.« Er stand auf und ging zur Toilette, um sich das Gesicht zu waschen. Als er in den Spiegel sah, war er froh, daß sie einen Tag in einer konspirativen Wohnung der Agency verbringen würden. Er mußte sich mal baden und rasieren und abschalten, bevor er sich seine Deckidentität überstülpte. Und vielleicht ein paar erste Notizen für seine Magisterarbeit zu Papier bringen.
Clark sah aus dem Fenster und erblickte eine koreanische Landschaft im rosigen, federleichten Licht eines anbrechenden Tages. Der Bursche wurde womöglich noch zu einem richtigen Intellektuellen. Dieser Gedanke zauberte ein müdes Grinsen bei geschlossenen Augen auf sein dem Plastikfenster zugekehrtes Gesicht. Intelligent genug war er ja, aber was würde passieren, wenn Ding in seine Magisterarbeit hineinschrieb: Dazu waren die Blödköppe nicht fähig? Die Rede war schließlich von Gladstone und Bismarck. Bei der Vorstellung mußte er so lachen, daß er in der trockenen Luft zu husten anfing. Er schlug die Augen auf und sah seinen Partner aus der Toilette der ersten Klasse kommen. Fast wäre er mit einer Stewardeß zusammengestoßen, und er lächelte höflich und trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, schaute ihr aber, wie Clark bemerkte, nicht nach, was Männer bei einer so jungen und attraktiven Erscheinung gewöhnlich taten. Offensichtlich war er schon auf eine andere weibliche Erscheinungsform festgelegt.
Verdammt, das wird ernst.
    Murray explodierte vor Zorn: »Das geht jetzt nicht mehr! Verdammt, Bill, wir haben alles arrangiert, bestimmt sickert was durch von der Sache, und es ist auch nicht fair gegenüber Kealty, von unseren Zeugen mal ganz zu schweigen.«
    »Dan, wir arbeiten für den Präsidenten«, erklärte Shaw. »Und die Order kam direkt von ihm, noch nicht mal über den Justizminister. Ich wußte gar nicht, daß Ihnen was an Kealty liegt?« Tatsächlich hatte Shaw gegenüber Präsident Durling genauso argumentiert. Arschloch oder nicht, Vergewaltiger oder nicht, er hatte ein Anrecht auf einen ordentlichen Prozeß und auf eine faire Chance, sich zu verteidigen. Das FBI war in diesem Punkt reichlich pingelig, aber der eigentliche Grund dafür, daß sie von einem fairen Justizverfahren soviel Aufhebens machten, war der, daß man, wenn ein Kerl unter Einhaltung aller Regeln verurteilt worden war, sicher sein konnte, das richtige Arschloch erwischt zu haben. Außerdem konnte man dann dem Berufungsverfahren gelassen entgegensehen.
    »Ist es wegen dieser Unfallsache?«
»Ja. Zwei große Dinger in den Schlagzeilen, das kann er nicht brauchen. Diese Handelsgeschichte sorgt schon für Aufregung genug, und er meint, Kealty kann noch ein bis zwei Wochen warten. Dan, unsere Ms. Linders hat mehrere Jahre gewartet, da kommt es auf ein paar Wochen mehr auch nicht an ...«
»Doch, und das wissen Sie auch«, gab Murray zornig zurück. Dann überlegte er. »Entschuldigung, Bill. Sie kennen ja meine Meinung.« Seine Meinung war klar: Er hatte eine Ermittlung abgeschlossen, und jetzt mußte die Sache ihren Gang gehen. Andererseits konnte man dem Präsidenten auch nicht nein sagen.
»Mit den Leuten im Kongreß hat er schon gesprochen. Die halten dicht.«
»Aber ihre Mitarbeiter nicht.«

10 / Verführung
»Stimmt, es sieht nicht gut aus«,

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