Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
angetastet, und für den Augenblick würde eine Gesamtzahl von zehn Sprengköpfen zu je einer Megatonne genügen müssen.
    Der Reihe nach wurden die Silos von der Bedienungsmannschaft geöffnet, und der Reihe nach wurden die übergroßen Wiedereintrittskörper von dem Plattformwagen gehoben, eingebaut und mit ihrer aerodynamischen Hülle versehen. Wieder einmal kam die russische Konstruktion ihren Absichten sehr entgegen. Die einzelne Operation dauerte nur gut eine Stunde, so daß die zwanzig Mann in einer einzigen Nacht mit dem ganzen Vorgang fertig wurden. Die Silos wurden wieder verschlossen, und es war geschafft: Ihr Land war jetzt eine Atommacht.
    »Unglaublich«, bemerkte Goto.
»Im Grunde ganz einfach«, erwiderte Yamata. »Die Regierung
finanzierte die Fabrikation und Erprobung der Booster im Rahmen unseres
Raumfahrtprogramms. Das Plutonium kam aus dem Reaktorkomplex von
Monju. Die Sprengköpfe zu konstruieren und zu bauen war ein Kinderspiel.
Wenn ein paar Araber in einer Höhle im Libanon einen primitiven
Sprengkopf herstellen können, wie schwierig kann es dann für unsere
Techniker sein?« Tatsächlich war alles bis auf die Herstellung der
Sprengköpfe in der einen oder anderen Form von der Regierung finanziert
worden, und Yamata war sich sicher, daß das informelle Konsortium, das
sich der Sprengköpfe angenommen hatte, ebenfalls entschädigt werden
würde. Hatten sie es nicht alles nur für ihr Land getan? »Wir werden
unverzüglich beginnen, Personal der Selbstverteidigungsstreitkräfte dafür
auszubilden, daß es unsere Leute ablösen kann - sobald Sie sie uns für
diesen Zweck zuweisen, Goto-san.«
»Aber die Amerikaner und die Russen ...?«
Yamata schnaubte verächtlich. »Sie haben jeweils nur noch eine Rakete,
und die werden diese Woche offiziell gesprengt, und wir alle werden es im
Fernsehen sehen. Wie Sie wissen, sind ihre Raketen-U-Boote deaktiviert
worden. Ihre Trident-Raketen sind bereits alle vernichtet, und die
Unterseeboote sehen ihrer Verschrottung entgegen. Bloße zehn
funktionierende Interkontinentalraketen verschaffen uns einen merklichen
strategischen Vorteil.«
»Aber was, wenn sie versuchen, wi eder neue zu bauen?«
»Das ist unmöglich - nicht so einfach«, korrigierte sich Yamata. »Die
Produktionsstätten wurden stillgelegt, und die maschinelle Ausstattung
wurde dem Abkommen gemäß unter internationaler Inspektion zerstört. Um
wieder von vorne anzufangen, würden sie Monate brauchen, und wir
würden es rasch herausbekommen. Unser nächster wichtiger Schritt ist die Ingangsetzung eines großen Schiffbauprogramms« - wofür Yamatas Werften gerüstet waren -, »so daß unsere Überlegenheit im westlichen Pazifik unangreifbar wird. Einstweilen werden unsere vorhandenen Kräfte mit Glück und der Unterstützung unserer Freunde zum Durchhalten genügen. Bis sie in der Lage sein werden, uns herauszufordern, wird sich unsere strategische Position so sehr verbessert haben, daß sie unsere Position werden akzeptieren und daraufhin mit uns als gleichberechtigten
Partnern verhandeln müssen.«
»Dann muß ich also jetzt den Befehl erteilen?«
»Ja, Herr Ministerpräsident«, erwiderte Yamata und erklärte dem Mann
nochmals seine Aufgabe.
Goto rieb sich die Hände und blickte auf den reichverzierten
Schreibtisch nieder, der erst seit kurzem der seine war. Schwach wie eh und
je, versuchte er Zeit zu gewinnen. »Stimmt es, daß meine Kimba
drogensüchtig war?«
Yamata nickte sachlich, war aber innerlich entrüstet über diese
Bemerkung. »Sehr traurig, nicht wahr? Kaneda, mein Sicherheitschef, fand
sie tot und rief die Polizei. Anscheinend ist sie sehr vorsichtig damit
umgegangen, aber nicht vorsichtig genug.«
Goto seufzte leise. »Das dumme Kind. Ihr Vater ist Polizist. Ein sehr
strenger Mann, sagte sie. Er hat sie nicht verstanden. Ich verstand sie«,
sagte Goto. »Sie war ein freundlicher, sanfter Geist. Sie hätte eine feine
Geisha abgegeben.«
Es war erstaunlich, wie sich die Menschen im Tode verändern, dachte
Yamata ungerührt. Dieses dumme, schamlose Mädchen hatte sich ihren
Eltern widersetzt und versucht, allein in der Welt zurechtzukommen, und
dabei hatte sie entdecken müssen, daß die Welt diejenigen, die nicht für sie
gerüstet sind, nicht schont. Doch weil sie die Fähigkeit hatte, Goto die
Illusion zu verschaffen, er sei ein Mann, war sie nun ein freundlicher,
sanfter Geist.
»Goto-san, können wir es zulassen, daß das Schicksal unserer Nation
von solchen Menschen abhängig

Weitere Kostenlose Bücher