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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ist?«
»Nein.« Der neue Ministerpräsident hob den Hörer ab. Die richtige
Nummer mußte er aus einem Verzeichnis auf seinem Schreibtisch
heraussuchen. »Erklettert den Berg Niitaka«, sagte er, als die Verbindung
zustande gekommen war, und er wiederholte damit einen Befehl, der vor
über fünfzig Jahren schon einmal erteilt worden war.
In mancher Hinsicht war das Flugzeug einzigartig, in anderer Hinsicht
dagegen durchaus gewöhnlich. Die VC-25B war im Grunde die Air-ForceVersion der altehrwürdigen Boeing 747. Das Flugzeug, dessen
Grundkonzept immerhin dreißig Jahre auf dem Buckel hatte und das
dennoch in dem außerhalb von Seattle gelegenen Werk weiterhin in Serie
gefertigt wurde, bekam von einem nach politischen Kriterien ausgewählten
Dekorateur einen Anstrich verpaßt, der in anderen Ländern den richtigen
Eindruck erzeugen sollte, was immer das auch sein mochte. Es stand einsam
auf dem Rollfeld und war umringt von uniformiertem Wachpersonal, das, in
auf dem Rollfeld und war umringt von uniformiertem Wachpersonal, das, in

Gewehren sehr viel prompter Gebrauch zu machen als die uniformierten
Wachen bei der Mehrzahl der sonstigen Bundesstellen. Es war eine etwas
gewähltere Umschreibung des Satzes: »Erst schießen und hinterher Fragen
stellen.«
Statt über einen niveaugleichen Einstieg mußte man wie in den fünfziger
Jahren über eine Treppe das Flugzeug besteigen, aber gleichwohl gab es
einen Metalldetektor, und gleichwohl mußte man sein Gepäck untersuchen
lassen, diesmal von Angehörigen der Air Force und des Secret Service, die
alles durchleuchteten und viele Gepäckstücke aufmachten, um den Inhalt in
Augenschein zu nehmen.
»Ich hoffe, du hast deine Arztromane zu Hause gelassen«, meinte Jack
schmunzelnd, während er die letzte Tasche auf die Waage hievte. »Du wirst es schon merken, wenn wir in Moskau sind«, erwiderte
Professor Ryan mit einem schelmischen Augenzwinkern. Es war ihr erster
Staatsbesuch, und alles auf der Andrews Air Force Base war neu für sie. »Hallo, Dr. Ryan! Endlich lernen wir uns kennen.« Helen D'Agustino
kam herbei und streckte ihre Hand aus.
»Cathy, dies ist der hübscheste Leibwächter der Welt«, sagte Jack und
stellte seiner Frau die Secret-Service-Agentin vor.
»Beim letzten Staatsbankett konnte ich nicht dabeisein«, erklärte Cathy.
»In Harvard fand gleichzeitig ein Seminar statt.«
»Na, diese Reise wird wohl eine ziemlich aufregende Sache werden«,
sagte die Secret-Service-Agentin und stahl sich davon, um weiter ihre
Pflichten wahrzunehmen.
Nicht so aufregend wie meine letzte, dachte Jack in Erinnerung an eine
andere Geschichte, die er niemandem erzählen konnte.
»Wo hat sie ihre Waffe?« fragte Cathy.
»Ich habe sie nie durchsucht, Schatz«, sagte Jack nun seinerseits
augenzwinkernd.
»Gehen wir jetzt an Bord?«
»Ich kann an Bord gehen, wann ich will«, erwiderte ihr Mann. »Man
hält mich für einen wichtigen Mann.« Auf diese Weise konnte er frühzeitig
einsteigen und ihr alles zeigen. In der zivilen Version für dreihundert und
mehr Passagiere gedacht, war die 747 des Präsidenten (es gab natürlich
noch eine Reservemaschine) so eingerichtet, daß sie hundert Fluggästen
allen erdenklichen Komfort bot. Jack zeigte seiner Frau zuerst ihre Plätze,
die sich, wie er erläuterte, eindeutig nach der Hackordnung richteten. Je
weiter man vorne saß, desto wichtiger war man. Die Räumlichkeiten des
Präsidenten befanden sich im Bug, mit zwei Sofas, die sich in Betten
verwandeln ließen. Die Ryans und die van Damms würden in dem sich rund
sechs Meter dahinter anschließenden Bereich sitzen, der statt acht Sitzen
nur fünf enthielt. Ihre Gesellschaft würde die PR-Chefin des Präsidenten
teilen, die frisch geschiedene Tish Brown, eine meistens hektische Frau, die
vorher eine führende Stellung beim Fernsehen gehabt hatte. Mitarbeiter
geringeren Ranges staffelten sich nach achtern zu, und am Ende kamen die
Medienvertreter, die man für noch unwichtiger hielt.
»Ist dies die Küche?« fragte Cathy.
»Die Kombüse«, korrigierte sie Jack. Sie war beeindruckend und ebenso
die hier zubereiteten Mahlzeiten, die nicht, wie bei Verkehrsflugzeugen
üblich, wieder aufgewärmt, sondern tatsächlich jedesmal aus frischen
Zutaten gekocht wurden.
»Sie ist größer als unsere!« bemerkte sie zur Erheiterung des Chefkochs,
eines Oberstabsfeldwebels der Air Force.
»Nicht ganz, aber der Koch ist besser, nicht, Sarge?«
»Ich dreh' mich um, Ma'am. Sie können ihm eine verpassen, ich

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