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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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meinem Wahlbezirk zu Fall gebracht. Aber wenn Sie mein wahres Motiv wissen wollen: Ich habe Töchter, Libby. Eine ist im höheren Semester an der Universität von Pennsylvania. Die andere fängt gerade mit dem Jurastudium an der Universität von Chicago an. Beide möchten in die Fußstapfen ihres Vaters treten, und ich möchte nicht, daß meine kleinen Mädchen auf dem Kapitol arbeiten, wenn Schweinehunde wie Ed Kealty frei herumlaufen.« Wen interessierte es wirklich, wie der Wurm ins Wasser gekommen war?
Mit einem verstehenden Kopfnicken nahm Libby Holtzman den Umschlag. Er wanderte ungeöffnet in ihre Handtasche. Schon erstaunlich, daß sie nie den Haken bemerkten, bevor es zu spät war. Es kam sogar vor, daß sie ihn nicht mal dann bemerkten. Man genehmigte sich noch einen kurzen Espresso, und beglich dann die Rechnung.
    »Hello?«
»Barbara Linders?« fragte eine weibliche Stimme.
»Ja. Wer ist dort?«
»Libby Holtzman von der Post. Ich wohne nur ein paar Straßen weiter.
    Dürfte ich vielleicht vorbeikommen, um mit Ihnen über einige Dinge zu sprechen?«
»Was für Dinge?«
»Ed Kealty und wieso sie beschlossen haben, den Fall nicht zu verfolgen.«
»Sie haben was? «
»So wird gesagt«, meldete sich die Stimme.
»Stimmt, ja. Sie haben mich vor so etwas gewarnt«, sagte Linders argwöhnisch und hatte sich schon verplappert.
»Sie warnen einen immer vor irgendwas, meistens vor dem Verkehrten. Darf ich Sie darauf hinweisen, daß ich diejenige bin, die letztes Jahr die Geschichte über den Kongreßabgeordneten Grant und die häßliche kleine Sache gebracht hat, die in seinem Wahlkreisbüro lief? Ich war auch diejenige, die diesen Schweinehund von Staatssekretär im Innenministerium zur Strecke gebracht hat. Solche Fälle behalte ich scharf im Auge, Barbara«, sagte die Stimme von Schwester zu Schwester. Es stimmte. Libby Holtzman hätte beinahe einen Pulitzer eingeheimst für ihre Berichterstattung über sexuelle Übergriffe von Politikern.
»Woran erkenne ich, daß Sie es sind?«
»Sie haben mich doch sicher schon im Fernsehen gesehen. Lassen Sie mich rüberkommen, und Sie werden sehen. Ich kann in fünf Minuten da sein.«
»Ich werde Mr. Murray anrufen.«
»In Ordnung. Rufen Sie ihn ruhig an, aber versprechen Sie mir eins?«
»Und das wäre?«
»Wenn er Ihnen dasselbe erzählt, warum sie nichts machen, dann können wir miteinander reden.« Nach einer kurzen Pause fuhr die Stimme fort: »Eigentlich könnte ich doch direkt rüberkommen, nicht? Wenn Dan sich positiv äußert, können wir uns bei 'ner Tasse Kaffee über die Hintergründe unterhalten, für später. Einverstanden?«
»Okay ... Ich denke, das geht in Ordnung. Ich muß jetzt Mr. Murray anrufen.« Barbara Linders legte auf und wählte eine andere Nummer, die sie auswendig kannte.
»Hi, hier ist Dan ...«
»Mr. Murray!« sagte Barbara, deren Vertrauen in die Welt schon so schwer erschüttert war, mit einem dringlichen Unterton.
» ... und hier ist Liz«, sagte eine andere Stimme, die offenbar vom Band kam. »Wir können im Augenblick nicht an den Apparat kommen ...«, sagten die beiden Stimmen übereinstimmend ...
»Wo sind Sie, wenn ich Sie brauche?« wollte Ms. Linders von dem Anrufbeantworter wissen und legte in wütender Verzweiflung auf, bevor die launige Ansage sie auf den Piepton verwies. War es möglich? Konnte es wahr sein?
    Wir sind hier in Washington, sagte ihr ihre Erfahrung. Alles konnte h ier wahr sein.
Barbara Linders schaute sich im Zimmer um. Sie war jetzt seit elf Jahren in Washington. Was hatte ihr das eingebracht? Eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Farbdrucken an den Wänden. Hübsche Möbel, die sie allein benutzte. Erinnerungen, die sie wahnsinnig zu machen drohten. Sie war so allein, so verdammt allein mit ihnen, und sie mußte sie herauslassen, sie loswerden, sich rächen an dem Mann, der ihr Leben so gründlich versaut hatte. Und nun sollte ihr auch das noch verwehrt werden? War es möglich? Das entsetzlichste war, daß Lisa genauso empfunden hatte. Das wußte sie aus dem Brief, den sie aufbewahrt hatte, von dem sie noch eine Fotokopie in dem Schmuckkästchen auf ihrer Kommode hatte. Sie hatte ihn aufbewahrt zum Andenken an ihre beste Freundin und als Mahnung an sich selbst, sich nicht so gefährlich weit in die Verzweiflung treiben zu lassen wie Lisa. Die Lektüre dieses Briefes hatte sie vor einigen Monaten dazu bewögen, sich ihrem Gynäkologen zu eröffnen, der sie an Clarice Golden überwiesen und damit einen Prozeß in Gang

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