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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gesetzt hatte, der sie, ja, wozu eigentlich gebracht hatte? In diesem Augenblick klingelte es an der Tür, und Barbara machte auf.
»Hi! Erkennen Sie mich?« Die Frage wurde von einem freundlichen und mitfühlenden Lächeln begleitet. Libby Holtzman war eine hochgewachsene Frau mit warmen braunen Augen, deren blasses Gesicht von dichten schwarzen Haaren eingerahmt wurde.
»Bitte treten Sie doch ein«, sagte Barbara und trat von der Tür zurück.
»Haben Sie mit Dan gesprochen?«
»Er war nicht zu Hause ... oder vielleicht hat er nur nicht abnehmen wollen«, sagte Barbara. »Sie kennen ihn?«
»Oh, ja. Dan ist ein Bekannter von mir«, sagte Libby und steuerte auf die Couch los.
»Kann ich ihm vertrauen? Ich meine, wirklich vertrauen.«
»Ganz ehrlich?« Holtzman überlegte. »Ja. Wenn er allein für den Fall zuständig wäre, ja, dann könnten Sie ihm vertrauen. Dan ist ein guter Mann. Das meine ich ernst.«
»Aber er ist eben nicht allein zuständig, oder?«
Libby schüttelte den Kopf. »Die Sache ist zu groß, zu politisch. Außerdem ist Murray, nun ja, ein sehr loyaler Mann. Er tut, was ihm befohlen wird. Darf ich mich setzen, Barbara?«
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»Bitte.« Beide setzten sich auf die Couch.
»Sie wissen, wozu die Presse da ist? Unsere Aufgabe ist es, die Dinge im Auge zu behalten. Ich mag Dan. Ich bewundere ihn. Er ist wirklich ein guter Polizist, ein anständiger Polizist, und ich wette mit Ihnen, daß alles, was er mit Ihnen gemacht hat, tja, wie soll ich sagen, daß er sich Ihnen gegenüber wie ein großer, starker Bruder verhalten hat, stimmt's?«
»Ja, auf Schritt und Tritt«, bestätigte Barbara. »Er war für mich der beste Freund der Welt.«
»Und das stimmt. Er ist einer von den anständigen Kerlen. Ich kenne auch seine Frau Liz. Der Haken ist nur, daß nicht alle so sind wie Dan, und dafür sind wir da«, sagte Libby.
»Wie meinen Sie das?«
»Wenn jemand einem Typ wie Dan sagt, was er zu tun hat, dann tun sie es meistens. Sie tun es, weil sie müssen, weil es nun mal Vorschrift ist - und wissen Sie was? Es widert ihn an, fast genauso, wie es Sie anwidert. Barbara, meine Aufgabe ist es, Leuten wie Dan zu helfen, weil ich in der Lage bin, ihnen die Arschlöcher vom Hals zu schaffen.«
»Ich kann nicht ... Ich meine, ich kann doch nicht einfach ...«
Libby ergriff sanft Barbaras Hand und unterbrach sie.
»Ich bitte Sie ja nicht, mir irgend etwas über das Verfahren zu erzählen, Barbara. Das könnte das Strafverfahren gefährden, und Sie wissen, daß mir ebensosehr daran liegt, ihn vor Gericht zu bringen, wie Ihnen. Aber ganz inoffiziell, ohne daß es veröffentlicht wird, könnten Sie doch mit mir sprechen, oder?«
»Ja! ... Ich glaube schon.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich es aufnehme?« Sie holte ein kleines Tonbandgerät aus der Handtasche.
»Wer kriegt es zu hören?«
»Außer mir nur der Chef vom Dienst. Wir machen das, um sicherzustellen, daß wir zuverlässige Quellen haben. Davon abgesehen ist es so, als würden Sie mit Ihrem Anwalt oder Ihrem Arzt oder Ihrem Geistlichen sprechen. Das ist eine eherne Regel, und die verletzen wir auf keinen Fall.«
Rein theoretisch sah Barbara das ein, aber hier und jetzt in ihrer Wohnung kamen ihr die ethischen Regeln des Journalismus doch etwas dürftig vor. Libby Holtzman las es ihr an den Augen ab.
»Wenn Sie wollen, gehe ich, oder wir lassen das Tonbandgerät aus, aber« - ein entwaffnendes Lächeln - »ich hasse Steno. Da schleichen sich Fehler ein. Wenn Sie sich's noch überlegen wollen, finde ich das auch in Ordnung. Sie haben genügend Druck erlebt. Ich kenne das. Ich kann mir vorstellen, wie so etwas ist.«
»Das sagt Dan auch, aber er kann es sich nicht vorstellen, nicht richtig!«
Libby Holtzman schaute ihr in die Augen. Sie fragte sich, ob Murray diese Qual gesehen hatte und sie genauso tief empfunden hatte, wie sie sie jetzt empfand. Vielleicht etwas anders, weil er ein Mann war, dachte sie, aber er war wirklich ein guter Polizist, und er war vermutlich genauso wütend darüber, daß der Fall so gelaufen war, wie sie in diesem Augenblick.
»Barbara, wenn Sie nicht darüber reden möchten, ist das auch in Ordnung. Manchmal brauchen wir einfach einen Freund, mit dem wir reden können. Vergessen Sie doch einfach, daß ich Reporterin bin.«
»Sind Sie über Lisa informiert?«
»Ist es richtig, daß ihr Tod nie richtig aufgeklärt wurde?«
»Wir waren eng befreundet, wir haben alles miteinander geteilt ... und dann, als er ...«
»Sind Sie sicher, daß

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