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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Besatzungsmitglied, korrigierte er sich. »Lassen Sie bitte Bob Holtzman herkommen, ja?« Durch eine offene Luke sah er, daß es draußen hell war. Vielleicht war es neun Uhr, wo sie gerade waren? Um zwei Uhr nachmittags Moskauer Ortszeit sollten sie ankommen. Der Küchenchef saß in der Kombüse und las in Time. Ryan ging hinein und ließ sich Kaffee nachschenken.
»Können Sie nicht schlafen, Dr. Ryan?«
»Nicht mehr. Die Pflicht ruft.«
»Ich lasse Brötchen backen, wenn Sie möchten.«
»Gute Idee.«
»Worum geht's?« fragte Bob Holtzman, der seinen Kopf hereinstreckte. Wie jeder Mann an Bord brauchte er jetzt eine Rasur. Jack reichte ihm bloß den Bericht.
»Was gibt's?«
Holtzman war ein Schnelleser. »Herrje, stimmt das?«
»Seit wann ist Libby an der Sache?«
»Ich weiß davon nichts, ach du Scheiße, tut mir leid, Jack.«
Ryan nickte mit einem gequälten Lächeln. »Ja, ich bin auch gerade erst geweckt worden.«
»Stimmt es denn?«
»Bleibt das unter uns?«
»Klar.«
»Das FBI ermittelt seit einiger Zeit. Die Datumsangaben in Libbys Artikel sind ungenau, und ich müßte in meinem Dienstbuch nachsehen, wann es genau war. Ich wurde ungefähr zu der Zeit eingeweiht, als die Sache mit dem Handelsgesetz hochkam, weil Kealty jetzt ein Sicherheitsrisiko war - was kann man ihm sagen und was nicht, Sie wissen ja, wie so was geht.«
»Ja, ich verstehe. Was ist jetzt Stand der Dinge?«
»Informiert wurden der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende des Justizausschusses. Ebenso Al Trent und Sam Fellows vom Geheimdienstausschuß. Das kann keiner mehr stoppen, Bob. Kealty geht den Bach runter, und nach dem Impeachmentverfahren, wenn es denn soweit geht ...«
»Aber das muß es!«
»Das bezweifle ich.« Ryan schüttelte den Kopf. »Wenn er einen guten Anwalt hat, machen sie einen Deal. Sie müssen es, wie damals bei Agnew. Durch das Impeachment und danach durch ein Senatsverfahren wird er durchkommen, aber dann gnade ihm Gott, wenn er vor ein Geschworenengericht kommt.«
»Klingt plausibel«, räumte Holtzman ein. »Das hieße ja, daß der Kernpunkt der Story falsch ist.«
»Richtig. Falls jemand Verdunkelung betreiben sollte, so weiß ich nichts davon, und ich bin nun wirklich informiert.«
»Haben Sie mit Kealty gesprochen?«
»Nein, nicht in der Sache. Über >Geschäftliches< unterrichte ich seinen Typ für Fragen der nationalen Sicherheit, und der unterrichtet seinen Chef. Ich würde wohl auch kaum dazu taugen. Ich habe zwei Töchter.«
»Sie sind also über die Fakten unterrichtet?«
»Im einzelnen, nein. Ich brauche sie nicht zu kennen. Ich kenne Murray ganz gut. Wenn Dan sagt, daß die Beweise unanfechtbar sind, dann stimmt das auch.« Ryan trank seinen Kaffee aus und nahm sich ein frisches Brötchen. »Der Präsident betreibt hier keine Verdunkelung. Die Sache ist nur verzögert worden, um nicht mit anderen Dingen in Konflikt zu geraten. Das ist alles.«
»Auch das sollte er nicht tun, und das wissen Sie«, erklärte Holtzman.
»Verdammt noch mal, Bob! Auch die Staatsanwaltschaft terminiert ihre Fälle, oder nicht? Hier geht es nur um eine Terminierung, nichts anderes.« Holtzman sah, daß Jack es ehrlich meinte, und nickte.
»Ich gebe das weiter.«
    Für eine regelrechte Schadensbegrenzung war es schon zu spät. Die meisten Politiker in Washington sind Frühaufsteher. Sie trinken ihren Kaffee, lesen sehr ausgiebig ihre Zeitungen, schauen nach, was auf dem Faxgerät eingegangen ist, und vielfach tätigen sie erste Telefongespräche oder klinken sich - eine jüngere Entwicklung - bei Online-Diensten ein, um elektronische Post abzurufen, und das alles, um einigermaßen abschätzen zu können, was der neue Tag bringen wird, wenn sie ihr Haus verlassen. Bei vielen Abgeordneten war die Faxkopie des Artikels von Liz Holtzman mit einem Deckblatt eingegangen, auf dem angedeutet wurde, hier könne es um eine Sache von großem persönlichem Interesse gehen. Je nachdem, von welcher PR-Firma die Sendung eingegangen war, wurden unterschiedliche Codewörter benutzt, doch ging es immer um dieselbe Sache. Die betreffenden Abgeordneten hatten sich genötigt gesehen, ihre ablehnende Haltung zum Trade Reform Act zu verschweigen. Jetzt, so hieß es, hätten sie Gelegenheit, ihre Sünde wiedergutzumachen. Nur wenige sollten sich die Gelegenheit entgehen lassen.
    Die Kommentare wurden überwiegend inoffiziell geäußert. »Dies scheint eine sehr ernste Angelegenheit zu sein« war die gebräuchlichste Formulierung. Oft hörte

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