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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kruste kriegt er genau richtig hin, nicht wahr?«
    Eines der wenigen wirklich ausgezeichneten Restaurants in Washington, der Jockey Club, befand sich im Kellergeschoß des Ritz Carlton Hotel an der Massachusetts Avenue. Ein ruhiges Etablissement mit gedämpfter Beleuchtung, war er seit vielen Jahren der Schauplatz von »Arbeitsessen« der einen oder anderen Art.
    Alles, was sie hier servieren, ist gut, dachte Libby Holtzman, vor allem, wenn jemand anders die Rechnung bezahlte. In der zurückliegenden Stunde hatten sie von diesem und jenem geredet, hatten sie Informationen und Klatsch ausgetauscht, der in Washington eine noch größere Rolle spielte als anderswo. Damit war es jetzt vorbei. Der Wein war eingeschenkt, die Salatteller abserviert, und der Hauptgang stand auf dem Tisch. »Na, Roy, worum dreht sich's?«
»Ed Kealty.« Newton blickte auf, um ihre Augen zu beobachten.
    »Soll das heißen, daß seine Frau endgültig genug hat und das Schwein verläßt?«
»Gehen wird wahrscheinlich er.«
»Wer ist das unglückliche Vögelchen?« fragte Mrs. Holtzman sarkastisch.
»Nicht, was Sie denken, Libby. Ed geht weg.« Darauf hast du doch immer hingearbeitet.
»Roy, es ist halb neun. Was ist los?« bemerkte Libby, die sich verhört zu haben glaubte.
»Das FBI betreibt ein Ermittlungsverfahren gegen Kealty. Vergewaltigung in mehreren Fällen. Eines der Opfer hat sich umgebracht.«
»Lisa Beringer?« Ihr Selbstmordmotiv war nie ganz geklärt worden.
»Sie hat einen Brief hinterlassen. Er ist jetzt beim FBI. Sie haben außerdem mehrere Frauen, die bereit sind, auszusagen.«
»Wow«, entschlüpfte es Libby Holtzman. Sie ließ die Gabel sinken. »Steht die Sache auf festen Beinen?«
»Der für den Fall zuständige Mann ist Dan Murray, Shaws persönlicher Kampfhund.«
»Ich kenne Dan. Ich weiß auch, daß er nicht darüber reden wird.« Einen FBI-Beamten brachte man kaum dazu, über die Anklagepunkte einer Strafsache zu sprechen, bevor sie nicht öffentlich bekannt waren. Ausgeplaudert wurden sie fast immer von einem Anwalt oder einem Justizangestellten.
»Diesmal wird er möglicherweise reden.«
»Wieso, Roy?«
»Weil Durling die Sache verschleppt. Er glaubt, er sei auf Kealty angewiesen wegen dessen Einfluß im Kongreß. Ist Ihnen nicht aufgefallen, daß Eddie-boy letzte Zeit viel im Weißen Haus war? Durling hat ihm alles gesteckt, damit er seine Verteidigung ausbauen kann. Das ist zumindest«, sagte Newton, um sich abzusichern, »was man so hört. Ein bißchen ungewöhnlich ist es schon, nicht wahr?«
»Verdunkelung?«
»Das ist der gesetzliche Terminus, Libby. Eigentlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Tatbestand wirklich erfüllt ist.« Jetzt war die Angel ausgeworfen, und der Köder zappelte heftig.
»Es könnte doch sein, daß er es bloß zurückhält, damit es ihm nicht bei dem Handelsgesetz in die Quere kommt.« Der Fisch äugte nach dem Köder, mochte aber wegen des schimmernden Hakens hinter dem Wurm nicht recht anbeißen ...
»Diese Sache ist älter, Libby. Sie sitzen schon eine ganze Weile darauf nach dem, was man hört. Der Vorwand ist allerdings nicht schlecht.« Es war in der Tat ein sehr verlockender Wurm.
»Das hieße dann ja, daß ein Sexualdelikt gegenüber politischen Interessen zurückzutreten hat. Wie stichhaltig sind die Beweise?«
»Wenn es vor ein Geschworenengericht kommt, wird Ed Kealty für einige Zeit eingelocht.«
»So eindeutig?« Meine Güte, war das ein saftiger, fetter Wurm.
»Murray ist, wie Sie gesagt haben, ein guter Bulle.«
»Wer ist der zuständige Ankläger?«
»Anne Cooper. Sie hat sich wochenlang nur damit befaßt.« Ein wirklich toller Wurm. War denn dieser schimmernde Haken so gefährlich?
Newton holte einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn auf die Tischdecke. »Namen, Telefonnummern, Einzelheiten, aber Sie haben es nicht von mir, okay?« Der Wurm schien im Wasser zu tanzen, und es war nicht mehr zu erkennen, daß es eigentlich der Haken war, der sich bewegte.
»Und wenn es mir nicht gelingt, irgendwas zu verifizieren?«
»Dann gibt es keine Story, und meine Quellen haben sich geirrt, und ich hoffe, daß Ihnen das Essen geschmeckt hat.« Natürlich, es konnte passieren, daß-der Wurm auf einmal nicht mehr da war.
»Wieso, Roy? Warum Sie, warum die Story?« Vorsichtig umkreisen. Wie kam dieser Wurm überhaupt hierher?
»Ich habe den Kerl nie gemocht. Das wissen Sie. Wir sind über zwei große Bewässerungsvorhaben aneinandergeraten, und er hat einen Rüstungsauftrag in

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