08 - Ehrenschuld
Komplikationen mit sich, weil beide über Kräfte und Fähigkeiten verfügten, die sie strenggenommen nicht miteinander teilten. Hier ging es darum, daß SOSUS-generierte Spuren, die möglicherweise von der japanischen Unterseeboot-Streitmacht stammten, in Wirklichkeit besser waren, als es auf dem zentralen Plottisch angezeigt wurde. Die realen Spuren wurden an Mancuso und Chambers weitergegeben. Beide Seiten hatten zwei Unterseeboote. In den Spuren tauchte keines der amerikanischen Boote auf, doch die japanischen Boote hatten einen konventionellen Antrieb und mußten daher in regelmäßigen Abständen auf Schnorcheltiefe gehen, um ihre Dieselmaschinen laufen zu lassen und ihre Batterien wieder aufzuladen. Zwar verfügten die japanischen U-Boote über eine eigene Version des Prairie-Masker-Systems, doch Jones' neue Software vermochte diese Gegenmaßnahme zu überwinden. Mancuso und die anderen begaben sich in den SubPacPlotterraum, um die neuesten Daten zu prüfen.
»Okay, Jonesy, jetzt erzählen Sie mir mal, was Sie sehen«, befahl Mancuso, während er sich die Papierausdrucke der auf dem Boden des Pazifiks verankerten Sonarsonden anschaute.
Die Daten wurden sowohl elektronisch auf Bildschirmen ausgegeben als auch auf Endlospapier, wo man sie einer eingehenderen Analyse unterziehen konnte. Für eine Aufgabe wie diese wurden die Ausdrucke bevorzugt, die in doppelter Ausfertigung vorlagen. Die eine war bereits von den Ozeanographiefachleuten der hiesigen SOSUS-Abteilung mit Markierungen versehen worden. Um dies zu einem Doppelblindversuch zu machen und um zu sehen, ob Jones sich trotzdem auskannte, behielt Mancuso die bereits von seinen Leuten analysierte Kopie für sich.
Noch unter vierzig, hatte Jones bereits graue Strähnen in seinem dichten schwarzen Haar, obwohl er die Zigaretten gegen Kaugummi vertauscht hatte. Die Intensität war noch immer da, das sah Mancuso. Dr. Ron Jones blätterte die Seiten durch wie ein Buchhalter, der einer Unterschlagung auf der Spur ist, und sein Finger zog die senkrechten Linien nach, in denen die Frequenzen festgehalten waren.
»Nehmen wir an, daß sie rund alle acht Stunden auftauchen?« fragte er.
»Das müssen sie leider, um ihre Batterien aufzuladen«, bestätigte Chambers durch ein Nicken.
»Mit welcher Zeitzone arbeiten sie?« fragte Jones. Amerikanische UBoote auf See stellten ihre Uhren in der Regel auf Greenwich Mean Time ein, die vor kurzem umbenannt worden war in Weltzeit, nachdem die Royal Navy, deren Macht es einst erlaubt hatte, daß die Briten den Hauptmeridian definierten, an Bedeutung verloren hatte.
»Ich vermute Tokio«, erwiderte Mancuso. »Das heißt, wir minus fünf.«
»Dann suchen wir also erst mal nach Mustern, die um Mitternacht und in geradzahligen Stunden ihrer Zeitrechnung auftreten.« Es gab fünf verschiedene Ausdrucke, und Jones sah sich jeweils einen vollständig durch, wobei er am Rand die Zeit vermerkte. Er brauchte zehn Minuten dazu.
»Hier ist einer, und hier ist noch einer. Diese beiden sind möglich. Dieser hier ist auch möglich, aber ich glaube es eigentlich nicht. Ich wette auf diesen da ... und vor allem auf diesen.« Er köpfte mit den Fingern auf scheinbar zufallsbedingte Reihen von Punkten.
»Wally?«
Chambers ging an den anderen Tisch und ordnete die markierten Ausdrucke dem richtigen Zeitrahmen zu. »Jonesy, wie machen Sie das bloß!« stieß er hervor. Ein Team von qualifizierten Technikern, allesamt Fachleute, hatte über zwei Stunden benötigt, um fertigzubringen, was Jones vor ihren ungläubigen Augen in wenigen Minuten geschafft hatte.
Der zivile Rüstungslieferant zog eine Coke aus dem Kühlautomaten nebenan und machte sie auf. »Na, meine Herren«, fragte er, »wer ist der Größte?«
Das war natürlich nicht alles. Die Ausdrucke gaben lediglich die Richtung zu einer mutmaßlichen Geräuschquelle an; doch es gab mehrere am Meeresboden verankerte SOSUS-Systeme, und da die Triangulation bereits erledigt war, waren die Geräuschquellen auf Gebiete mit einem Radius von zehn bis fünfzehn Seemeilen eingeengt. Somit blieb trotz der Verbesserungen, die Jones eingeführt hatte, immer noch eine stattliche Fläche abzusuchen.
Das Telefon klingelte. Es war der Oberbefehlshaber der Pazifikflotte. Mancuso ging dran und gab seine Empfehlungen durch, wie man Charlotte und Asheville auf die vermuteten Kontakte ansetzen konnte. Jones, der das Gespräch mithörte, nickte zustimmend.
»Hab' ich's nicht gesagt, Skipper? Sie haben sich schon immer
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