08 - Ehrenschuld
achtern getroffen worden. Hier, da geben die Schotts nach. Sir, Asheville wurde von einem Torpedo versenkt, vermutlich einem Typ 89, praktisch zur selben Zeit, als unsere beiden Träger ihren kleinen Unfall hatten.«
»Das ist nicht möglich«, sagte Chambers.
Jones drehte sich um und fixierte ihn. »Okay, Sir, dann erklären Sie mir mal, was diese Signale bedeuten.« Jemand mußte ihn in die Realität stoßen.
»Um Himmels willen, Ron!«
»Beruhigen Sie sich, Wally«, sagte der ComSubPac ruhig, während er noch einmal auf die Daten schaute und nach einer anderen plausiblen Interpretation suchte. Er mußte es tun, obwohl er wußte, daß es keine andere Schlußfolgerung gab.
»Sie vergeuden Ihre Zeit, Skipper.« Jones tippte auf die Spur von USS Gary . »Lieber sollte jemand dieser Fregatte Bescheid sagen, daß sie nicht auf Rettungsfahrt ist. Sie ist in Gefahr. Da draußen sind zwei SSKs mit Gefechtsköpfen, und zweimal haben sie sie schon benutzt.« Jones ging an die Wandkarte. Er mußte nach einem roten Marker suchen, fand ihn und zeichnete zwei Kreise, beide mit einem Durchmesser von dreißig Meilen. »Irgendwo hier. Wir werden sie besser reinkriegen, wenn sie das nächste Mal Schnorcheln. Wer ist übrigens die Überwasserspur?«
»Angeblich ein Kutter der Küstenwache, einer von ihnen, der zur Rettung herbeieilt«, antwortete der SubPac.
»Man sollte sich überlegen, ob man ihn versenkt«, schlug Jones vor und markierte auch diesen Kontakt mit Rot, bevor er den Stift hinlegte. Er hatte gerade den letzten Schritt getan. Das Überwasserschiff, dessen Position er markiert hatte, war für ihn nicht »sie«, sondern »er«. Ein Feind. Ein Ziel.
»Wir müssen CINCPAC sprechen«, sagte Mancuso.
Jones nickte. »Ja, Sir, das glaube ich auch.«
22 / Die globale Dimension
Die Bombe war beeindruckend. Sie explodierte vor dem »Trincomalee Tradewinds«, einem neuen, hauptsächlich mit indischem Kapital gebauten Luxushotel. Nur wenige sollten sich an das Fahrzeug erinnern, und die kamen nicht aus der unmittelbaren Umgebung; es war ein kleiner weißer Lieferwagen, gerade groß genug, um eine halbe Tonne AMFO aufzunehmen, ein explosives Gemisch aus Stickstoffdünger und Dieselkraftstoff. Man konnte das Zeug leicht in einer Badewanne oder einem Waschbottich anrühren, und in diesem Fall reichte es aus, die Fassade des zehnstöckigen Hotels aufzureißen, siebenundzwanzig Menschen zu töten und an die hundert zu verletzen. Der Lärm war kaum verebbt, als bei der örtlichen Reuters-Vertretung das Telefon klingelte.
»Die Endphase der Befreiung hat begonnen«, sagte die Stimme, die vermutlich eine vorbereitete Erklärung verlas, wie es bei Terroristen üblich war. »Entweder bekommen die Tamil Tigers ihre Autonomie, oder es wird in Sri Lanka keinen Frieden geben. Dies ist erst der Anfang vom Ende unseres Kampfes. Von nun an wird täglich eine Bombe hochgeht, bis wir unser Ziel erreicht haben.« Klick.
Reuters war seit über hundert Jahren eine der tüchtigsten Nachrichtenagenturen, und das galt auch für die Vertretung in Colombo, auch am Wochenende. In zehn Minuten war die Meldung über Satellit bei der Londoner Zentrale, die sie als »Blitzmeldung« ins weltweite Nachrichtennetz einspeiste.
Die Agenturmeldungen werden von zahlreichen US-Behörden routinemäßig verfolgt, darunter von den Geheimdiensten, dem FBI, dem Secret Service und dem Pentagon. Auch der Fernmeldedienst des Weißen Hauses gehörte dazu, und so kam es, daß fünfundzwanzig Minuten nach der Explosion ein Air-Force-Sergeant seine Hand auf Jack Ryans Schulter legte. Der Nationale Sicherheitsberater schlug die Augen auf und erblickte einen ausgestreckten Zeigefinger, der nach oben deutete.
»Blitzmeldung, Sir«, flüsterte die Stimme.
Ryan nickte schläfrig, streifte den Sicherheitsgurt ab und dankte Gott, daß er in Moskau nicht zuviel getrunken hatte. In der abgedunkelten Kabine waren alle am Ratzen. Er mußte, um seine Frau nicht zu wecken, einen Schritt über den Tisch machen. Fast wäre er gestrauchelt, aber der Sergeant packte ihn am Arm.
»Danke, Ma'am.«
»Keine Ursache, Sir.« Ryan folgte ihr über die Wendeltreppe in die
Fernmeldezentrale an Oberdeck.
»Was gibt's?« Er fragte erst gar nicht nach der Zeit. Es hätte nur eine
weitere Frage nach sich gezogen: Meinte er die Zeit in Washington, die Zeit
an der Stelle, wo das Flugzeug gerade war, oder die Zeit, die auf der
Blitzmeldung stand. Was für ein Fortschritt, dachte Ryan, während er an
den
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