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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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    »Jetzt kommt's«, sagte Kozo Matsuda, der gerade wieder in seinem Büro war und CNN sah. »Er wird sagen, daß sie es nicht tun können, und Europa wird in Panik verfallen. Ausgezeichnet«, sagte er zu seinen Beratern und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Der amerikanische Präsident lächelte und war zuversichtlich. Nun, ein Politiker mußte Schauspieltalent haben, um seine Bürger besser belügen zu können.
    »Die Probleme der Finanzmärkte in der letzten Woche waren das Ergebnis eines gezielten Angriffs auf die amerikanische Wirtschaft. Nichts in dieser Art ist je zuvor passiert, und ich werde Ihnen vorführen, was geschehen ist, wie es ausgeführt wurde und warum. Wir haben die ganze Woche über diese Informationen gesammelt, und in diesem Augenblick sind Finanzminister Fiedler und der Vorsitzende des Federal Reserve Board in New York und arbeiten mit den Spitzen der großen amerikanischen Finanzinstitutionen daran, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
    Ich freue mich auch, Ihnen mitteilen zu können, daß wir uns mit unseren europäischen Freunden beraten haben und daß unsere historischen Verbündeten sich entschieden haben, diesmal ebenso treu an unserer Seite zu stehen wie zu anderen Zeiten.
Was genau ist also am letzten Freitag geschehen?« fragte Roger Durling. Matsuda stellte seinen Drink auf den Schreibtisch, als er sah, wie die erste Graphik auf dem Bildschirm erschien.
    Jack sah bei dem Vortrag zu. Das schwierige war immer, komplizierte Vorgänge zu vereinfachen, und diese Aufgabe hatte zwei Wirtschaftsprofessoren, Fiedlers halbes Büro und einen Direktor der Börsenaufsicht beschäftigt, alle in Zusammenarbeit mit der besten Redenschreiberin des Präsidenten. Auch so brauchte es noch fünfundzwanzig Minuten und sechs Graphiken und würde eine Reihe von Regierungssprechern auf Trab halten, deren Hintergrundgespräche mit den Reportern um sechs Uhr dreißig begonnen hatten und nicht so schnell enden würden. Reporter konnten manchmal ganz schön begriffsstutzig sein.
    »Ich sagte Ihnen am Mittwoch abend, daß uns nichts nichts Ernstes geschehen ist. Kein Stück Eigentum ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Keine Farm hat irgend etwas verloren. Jeder von Ihnen ist derselbe wie vor einer Woche, mit den gleichen Fähigkeiten, demselben Zuhause, demselben Job, derselben Familie und denselben Freunden. Was am letzten Freitag geschah, war kein Angriff auf unser Land, sondern auf unser nationales Selbstvertrauen.
    Unser Selbstvertrauen ist stabiler, als manche Leute meinen, und das werden wir heute beweisen.«
Die meisten Leute im Börsengeschäft waren auf dem Weg zu ihren Büros und verpaßten die Rede, aber ihre Chefs hatten alles aufnehmen lassen, und auf jedem Schreibtisch und neben jedem Computer lag ein gedrucktes Exemplar. Der Handel würde außerdem nicht vor zwölf Uhr beginnen, und überall wurden Strategiesitzungen abgehalten, obwohl keiner wirklich wußte, was zu tun war. Die geläufigste Reaktion auf die Situation war tatsächlich so naheliegend, daß niemand wußte, ob man sie ausprobieren sollte oder nicht.
»Die hauen uns in die Pfanne«, sagte Matsuda und blickte auf seine Computerbildschirme. »Was können wir dagegen tun?«
    »Kommt darauf an, was ihr Aktienmarkt macht«, antwortete sein wichtigster Börsenspezialist, der nicht wußte, was er anderes sagen oder worauf er noch gefaßt sein sollte.
    »Glauben Sie, es wird funktionieren, Jack?« fragte Durling. Zwei Reden lagen in Ordnern auf seinem Schreibtisch, und er wußte nicht, welche er am Abend halten würde.
    Der Nationale Sicherheitsberater zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Es öffnet ihnen einen Ausweg. Ob sie ihn benutzen, müssen sie entscheiden.«
»Also können wir jetzt nur sitzen und abwarten?«
»So ungefähr, Mr. President.«
    Die zweite Sitzung fand im Außenministerium statt. Außenminister Hanson beriet mit Scott Adler, der dann zu seinem Team stieß und wartete. Die japanische Delegation traf um Viertel vor zehn ein.
    »Guten Morgen«, sagte Adler freundlich.
»Ich freue mich, Sie wiederzusehen«, antwortete der Botschafter und schüttelte ihm die Hand, aber nicht so selbstbewußt wie am Tag zuvor. Es war nicht überraschend, daß er keine Zeit gehabt hatte, detaillierte Instruktionen aus Tokio zu erhalten. Adler hatte halb eine Bitte um Vertagung der Sitzung erwartet, aber das wäre ein zu offenkundiges Zeichen der Schwäche gewesen, und so befand sich der Botschafter, ein geschickter und erfahrener

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