08 - Ehrenschuld
richtiges Leben zu führen.
»Gut, daß du deinen Sinn für Humor nicht verloren hast, Jewgenij Pawlowitsch.«
»Die werden uns sagen, wir sollen es machen, das wissen Sie.«
»Da.« Clark nickte, behielt seine Tarnung bei und versuchte jetzt, wie ein Russe zu denken. Hatte das KGB-Handbuch ein Kapitel für solche Fälle? Das vom CIA garantiert nicht.
Wie üblich waren die Bänder klarer als die Sofortanalyse der Radarspezialisten. Drei oder vier Flugzeuge - wahrscheinlich vier, wenn man die Operationsmuster der Amerikaner einbezog, dachten die Aufklärungsoffiziere - hatten die japanische Luftabwehr ausgespäht. Auf jeden Fall keine EC-135- Diese Maschinen beruhten auf fast fünfzig Jahre alten Konstruktionsplänen, waren mit genügend Antennen bestückt, um jedes Fernsehsignal auf dieser Seite der Erde aufzufangen und hätten weit stärkere Radarstrahlung abgegeben. Außerdem hatten die Amerikaner wahrscheinlich nicht mal mehr vier Maschinen dieses Typs übrig. Also etwas anderes, vermutlich ihr B-1B-Bomber, schätzten die Aufklärungsleute. Und der B-1B war ein Bomber, dessen Zweck viel düsterer war als die Sammlung elektronischer Signale. Die Amerikaner sahen Japan also als Feind, dessen Abwehr man durchbrechen mußte, um ihm Verluste zuzufügen, eine Idee, die für keine Seite in diesem Krieg neu war - wenn es ein Krieg war, fügten die kühleren Köpfe hinzu. Aber was sollte es sonst sein? fragte die Mehrzahl der Analytiker und gab damit bei den Missionen dieser Nacht den Ton an.
Drei E-767 waren wieder in der Luft, zwei davon aktiv und eine im Hintergrund. Diesmal wurden die Radaranlagen mit höherer Leistung gefahren und die Anweisungen für die Software zur Signalauswertung so verändert, daß sie weit entfernte, radargetarnte Objekte leichter verfolgen konnten. Sie waren von der Physik abhängig. Die Länge der Antenne und dazu die Signalstärke und die Wellenfrequenz machten es möglich, fast alles wahrzunehmen. Das war gut und schlecht zugleich, dachten die Radartechniker, denn nun fingen sie Signale aller Art auf. Es gab jedoch eine Veränderung. Wenn sie glaubten, einen schwachen Impuls von einem weit entfernten Objekt zu haben, schickten sie ihre Jagdflugzeuge in diese Richtung. Die Eagles selbst kamen nie näher als hundert Meilen. Die Impulse schienen stets zu verschwinden, wenn die E-767 von Langwellenauf Kurzwellensuche umschaltete, und das war kein gutes Zeichen für das Q-Band, das für die eigentliche Zielsuche notwendig war. Es zeigte, daß die Amerikaner noch immer spähten und vielleicht wußten, daß man ihre Spur aufgenommen hatte. Und in jedem Fall war es ein gutes Training für die Jagdflieger, dachte jeder. Wenn es wirklich ein Krieg war, wurde er immer realer.
»Ich glaube es nicht«, sagte der Oberst.
»Sir, für mich sieht es so aus, als ob sie Ihre Spur hatten. Die haben Sie
mit dem doppelten Impulsintervall aufgenommen, was ich mit der
Radardrehung erklären kann. Ihr Radar ist völlig elektronisch. Sie können
ihre Strahlen lenken, und sie haben ihre Strahlen gelenkt.« Die Stimme des
Sergeants war vernünftig und respektvoll, obwohl der Offizier, der den
ersten Flug geleitet hatte, etwas zuviel Stolz zeigte und nicht genug
Bereitschaft zum Zuhören. Er hatte ein wenig von dem gehört, was ihm
gerade erzählt wurde, aber er schüttelte es einfach ab.
»Okay, vielleicht hatten sie ein paar Treffer. Wir haben ihnen die
Breitseite zugekehrt. Das nächste Mal ziehen wir die Patrouillenkette weiter
auseinander und dringen von vorn in den Luftraum ein. Das reduziert unsere
Angriffsfläche ziemlich. Wir müssen sie ein bißchen kitzeln, um
rauszukriegen, wie sie reagieren.«
Besser du als ich, Kumpel, dachte der Sergeant. Er schaute aus dem
Fenster. Die Luftwaffenbasis Elmendorf lag in Alaska und war
schrecklichem Winterwetter ausgesetzt - dem schlimmsten Feind jeder
menschengemachten Maschine. Darum standen alle B-1Maschinen in
Hangars, die sie vor dem Satelliten verbargen, den die Japaner vielleicht
oben hatten. Trotzdem war sich niemand darüber sicher.
»Oberst, ich bin nur ein Sergeant, der an Knöpfen rumspielt, aber ich
wäre vorsichtig. Ich weiß nicht genug über dieses Radar, um Ihnen genau
sagen zu können, wie gut es ist. Mein Bauch sagt mir nur, daß es verdammt
gut ist.«
»Wir sind vorsichtig«, versprach der Oberst. »Morgen abend haben wir
bessere Bänder für Sie.«
»Roger, Sir.« Besser du als ich, Kumpel, dachte er wieder.
Die USS Pasadena hatte sich dem
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