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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Christopher.«
»Seiji, wir haben keine Zeit. Hören Sie, die Medien haben es noch nicht mitbekommen. Das kann sich jeden Moment ändern. Wenn die Öffentlichkeit das rausfindet, ist der Teufel los.« Weil Cook recht hatte, hatte er Nagumo einen Ansatzpunkt geliefert.
»Ja, das kann schon sein, Chris. Aber ich bin durch meinen diplomatischen Status geschützt und Sie nicht.« Mehr brauchte er nicht zu sagen.
»Jetzt hören Sie mal zu, Seiji ...«
»Mein Land braucht mehr als das, was Sie bieten«, antwortete Nagumo kalt und kompromißlos.
»Wir bieten euch einen Ausweg an.«
»Wir brauchen mehr.« Jetzt führte kein Weg mehr zurück, nicht wahr? Nagumo fragte sich, ob der Botschafter sich schon darüber im klaren war. Vermutlich nicht, schloß er aus der Art, wie der Diplomat in seine Richtung blickte. Plötzlich war es ihm klar. Yamata und seine Verbündeten hatten sein Land auf einen Weg gebracht, auf dem man nicht umkehren konnte, und er war sich nicht im klaren, ob sie das von Anfang an gewußt hatten oder nicht. Aber das war jetzt unwichtig. »Wir müssen etwas haben, das wir vorweisen können«, fuhr er fort.
Ungefähr in diesem Moment merkte Cook, wie langsam er begriffen hatte. In Nagumos Augen sah er alles. Nicht so sehr Grausamkeit wie Entschlossenheit. Der Ministerialdirektor dachte an das Geld auf einem Nummernkonto und an die Fragen, die man ihm stellen würde.
Es klang wie eine altmodische Schulglocke, als die Digitaluhr von 11.59.59 auf 12.00.00 umsprang.
    »Danke, H. G. Wells«, flüsterte ein Aktienhändler, der auf dem Parkett der New Yorker Börse stand. Die Zeitmaschine war in Aktion. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, war der Fußboden um diese Zeit sauber. Kein einziger Papierschnipsel. Die Händler schauten sich an ihren Pulten um und entdeckten einige Zeichen der Normalität. Der Ticker lief seit einer halben Stunde und zeigte dieselben Daten wie vor einer Woche, und jeder benutzte ihn als Fixpunkt, als Verbindung zu einer Realität, die es zugleich gab und nicht gab.
    Der Präsident hatte vor fünf Stunden eine Mordsansprache gehalten. Jeder in der Börse hatte sie wenigstens einmal gesehen, gefolgt von einer Anfeuerungsrede durch den Vorsteher der New Yorker Börse, die einem Nationaltrainer Ehre gemacht hätte. An diesem Tag hatten sie eine Mission, eine Mission, die wichtiger war als ihre persönlichen Interessen und deren Durchführung ihrer langfristigen Sicherheit ebenso nützen würde wie der des ganzen Landes. Sie hatten den Tag damit verbracht, ihre Aktivitäten vom letzten Freitag zu rekonstruieren bis zu dem Punkt, an dem jeder Händler wußte, welche Anzahl von welchen Aktien er oder sie hielt und wie die genauen Notierungen waren. Manche erinnerten sich sogar an die Transaktionen, die sie geplant hatten, aber mehr an die positiven als an die negativen, und ihr kollektives Gedächtnis erlaubte ihnen nicht, sie bis zum Schluß zu verfolgen.
    Andererseits erinnerten sie sich gut an die Panik am Nachmittag vor sieben Tagen, und da man jetzt wußte, daß sie künstlich herbeigeführt worden war, wollte niemand sie von neuem starten. Außerdem hatte Europa seine Bereitschaft, den Dollar zu stützen, deutlich ausgedrückt. Der Rentenmarkt war so stabil wie Granit, und die ersten Schritte des Tages waren Käufe von US-Schatzwechseln gewesen, um von dem atemberaubenden Angebot des Fed-Vorsitzenden zu profitieren. Dieser Schritt war die beste vertrauensbildende Maßnahme, die sie je erlebt hatten.
    Für über neunzig Sekunden tat sich ganz genau gar nichts im Börsensaal. Der Ticker zeigte nichts an. Das Phänomen provozierte ungläubiges Schnauben bei Männern, deren Gehirn raste, um es zu verstehen. Die Kleinanleger, die keinen Trend sahen, machten wenig Anrufe, und wenn sie es taten, erhielten sie von ihren Maklern den Rat, stillzuhalten. Und zum größten Teil taten sie das auch. Wenn doch jemand Aufträge gab, wurden diese von den Maklern intern bearbeitet mit Hilfe des Aktien Vorrats, den sie von letzter Woche übrighatten. Aber die großen Händler taten auch nichts. Jeder wartete darauf, daß jemand anders etwas tat. Für Leute, die an hektisches Treiben gewöhnt waren, schienen die anderthalb Minuten eine Ewigkeit zu sein, und als die erste größere Transaktion gemacht wurde, war das wie eine Erlösung.
    Dieser erste größere Handel kam erwartungsgemäß von der Columbus Group. Es war ein massiver Ankauf von Citibank-Aktien. Sekunden später drückte Merrill Lynch den

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