08 - Ehrenschuld
Franken von einer japanischen Bank ab und tauschte Yen-Bestände dagegen, eine weitere dubiose Aktion, die durch einen Anruf seitens der Schweizer Regierung angeregt worden war.
Bei Eröffnung der europäischen Börsen kam es zu weiteren Bewegungen. Banken und andere Institutionen, die die strategische Maßnahme getroffen hatten, japanische Aktien aufzukaufen, um die japanischen Käufe in Europa auszugleichen, begannen jetzt, sie zu verkaufen, und tauschten die Yen-Bestände sofort in andere Währungen um. Nun klingelten in Tokio die ersten Alarmglocken. Die Aktionen der Europäer verrieten den Glauben, der Yen werde fallen, und zwar tief, und es war Freitag nacht in Tokio und die Märkte geschlossen, abgesehen von Währungshändlern und anderen, die auf den europäischen Märkten handelten.
»Jetzt sollten sie nervös werden«, bemerkte Fiedler.
»Würde mir auch so gehen«, sagte Jean-Jacques in Paris. Keiner wollte offen sagen, daß der Erste Weltwirtschaftskrieg gerade ernsthaft begonnen hatte.
»Ich habe gar kein Modell, um das vorherzubestimmen«, sagte Mark Gant, ein paar Meter von den beiden Regierungsbeamten entfernt. So hilfreich die Aktion der Europäer war, brachte sie doch alle Computermodelle und -prognosen durcheinander.
»Tja, Partner, für so was haben wir Grips und Mumm«, antwortete George Winston mit unbewegtem Gesicht.
»Aber was werden unsere Märkte tun?«
Winston grinste. »Das werden wir in siebeneinhalb Stunden verdammt schnell merken. Und Sie brauchen nicht mal Eintritt zu zahlen. Wo ist Ihr Sinn für das Abenteuer?« »Schön, daß es wenigstens einem Spaß macht.«
Es gab internationale Spielregeln für den Währungshandel. Sobald eine Währung unter einen bestimmten Wert gefallen war, wurde der Handel damit ausgesetzt, aber nicht diesmal. Alle europäischen Regierungen zogen dem Yen den Boden unter den Füßen weg, der Handel ging weiter, und der Yen stürzte weiter ab.
»Das können sie nicht tun!« sagte jemand in Tokio. Aber sie taten es, und er griff zum Telefon, obwohl er bereits wußte, was seine Anweisungen sein würden. Der Yen wurde angegriffen. Sie mußten ihn verteidigen, und es gab nur den Weg, ihre ausländischen Währungen zu verkaufen, um die Yen-Bestände nach Hause und aus dem Zugriff der internationalen Spekulation zu holen. Das schlimmste war, es gab keine Begründung für diese Entwicklung. Der Yen war stark, besonders gegenüber dem Dollar. Bald würde er ihn als Leitwährung ablösen, besonders wenn die amerikanischen Finanzmärkte so dumm waren, im Laufe des Tages wieder zu öffnen. Die Europäer setzten in einem atemberaubenden Ausmaß aufs falsche Pferd, und da es völlig unlogisch war, konnten die japanischen Börsenhändler nur ihre eigene Erfahrung zu Rate ziehen und entsprechend handeln. Die Ironie des Augenblicks wäre köstlich gewesen, wenn sie diese erkannt hätten. Sie handelten nahezu automatisch. Französische Franc, Schweizer Franken, Britische Pfund, D-Mark, Holländische Gulden und Dänische Kronen wurden in riesigen Mengen verkauft, um Yen zu kaufen, deren relativer Wert nur anziehen konnte, wie jeder in Tokio sich sicher war, besonders weil die Europäer ihre Währungen an den Dollar koppelten.
In dem Ganzen lag etwas Nervosität, aber sie handelten nach den Anweisungen ihrer Vorgesetzten, die gerade ihre Häuser verließen und in Autos oder Bahnen zu den verschiedenen Bürogebäuden fuhren, in denen der internationale Handel abgewickelt wurde. Auch europäische Aktien wurden verkauft und die Erlöse in Yen umgewechselt. Man erwartete, daß die europäischen Währungen beim weiteren Absturz des Dollar fallen würden und mit ihnen die Aktienwerte. Dann konnte Japan noch größere Mengen von europäischen Werten zurückkaufen. Die europäischen Schachzüge waren ein trauriger Fall von verblendeter Loyalität oder Zuversicht oder so was, dachten die Leute in Tokio, aber ob traurig oder nicht, es geschah zu Japans Nutzen. Und das war in Ordnung. Um zwölf Uhr Londoner Zeit hatte eine massive Entwicklung stattgefunden. Einzelinvestoren und kleinere Institutionen waren eingestiegen, als sie sahen, was alle anderen taten törichterweise, wie die Japaner wußten. Zwölf Uhr in London war sieben Uhr früh an der amerikanischen Ostküste.
»Liebe Mitbürger«, sagte Präsident Durling um genau sieben Uhr fünf auf allen Fernsehkanälen. »Am Mittwoch abend habe ich Ihnen gesagt, daß die amerikanischen Finanzmärkte heute wieder eröffnen würden
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