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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Verbündeten so üble Schläge eingesteckt hatten. Nur eine weitere Binsenwahrheit, die die Amerikaner sich erlaubt hatten zu vergessen: Man durfte niemandem trauen.
Wenigstens ließ sich mit dem Paket, das gerade bei ihm abgegeben worden war, leicht arbeiten: zwei Einzelbilder, 35-mm-Film, schwarz-weiß, schon als Fotonegativ entwickelt. Er mußte nur noch das graue Klebeband abziehen und auffalten, eine Aufgabe, die einige Minuten in Anspruch nahm. So ausgefeilt, wie die Arbeitsmethoden seiner Dienststelle waren, erwies sich die richtige Spionagearbeit manchmal als ebenso ermüdend wie das Aufräumen der Spielsachen nach einem Kindergeburtstag. In diesem speziellen Fall benutzte er ein Taschenmesser und eine helle Lampe, um den Film zu entfernen, und beinahe hätte er sich dabei geschnitten. Er legte die beiden Einzelbilder in Papprahmen, die eine nach der anderen in einen Diabetrachter eingeschoben wurden. Als nächstes mußten die Daten zu Papier gebracht werden. Eine weitere dieser ermüdenden Aufgaben. Aber die Information war es wert, das sah er sofort. Die Daten würden noch von anderen Quellen bestätigt werden müssen, aber es waren gute Neuigkeiten.
    »Hier sind Ihre beiden Wagen«, sagte der AMTRAK-Vertreter. Die Stelle war für ein Versteck so unwahrscheinlich, daß sie einen ganzen Tag gebraucht hatten, um es zu finden. Die beiden übergroßen Plattformwagen standen an der Yoshinobu-Abschußvorrichtung, und neben ihnen standen die drei Transportbehälter der SS-I9/H-11-Brennstufen einfach so auf dem Gelände herum. »Das könnte noch einer sein, das da, was drüben aus dem Gebäude hervorsieht.«
»Sie müssen mehr als zwei haben, oder?« fragte Chris Scott.
    »Nehme ich auch an«, erwiderte Betsy Fleming. »Aber es könnte auch das Versteck für die Wagen sein. Es wäre der beste Platz.«
»Hier oder in der Fabrik«, nickte Scott zustimmend.
Sie warteten jetzt auf nonvisuelle Daten. Der einzige KH-12Satellit im Orbit erreichte in Kürze Japan und war bereits darauf programmiert, ein ganz bestimmtes Stück eines Tales in Augenschein zu nehmen. Durch die visuelle Information hatten sie einen wertvollen Hinweis bekommen. Weitere fünfzig Meter der Schienen waren zwischen einem KH-11-Umlauf und dem nächsten verschwunden. Die Fotos zeigten die Leitungsmasten, die normalerweise zum Führen der Oberleitungen für die elektrisch betriebenen Züge dienten, aber an den Masten waren keine Leitungen zu erkennen. Möglicherweise waren die Oberleitungsmasten nur aufgestellt worden, damit den Pendlern, die diese Route in Hochgeschwindigkeitszügen befuhren, an der Strecke nichts ungewöhnlich vorkam. Ein weiteres Manöver, um etwas vor aller Augen zu verstecken.
»Wenn sie bloß die Finger davon gelassen hätten ...«, sagte der Mann von AMTRAK und betrachtete noch einmal die Satellitenfotos.
»Ja«, erwiderte Betsy. Sie sah auf die Uhr. Hatten sie aber nicht. Jemand hängte Tarnnetze über die Masten, kurz hinter dem ersten Bogen, den das Tal machte. Die Zugpassagiere würden es nicht bemerken, und bei einem etwas besseren Timing hätten sie drei es auch nicht bemerkt. »Wenn Sie das tun müßten, was wäre Ihr nächster Schritt?«
»Um es vor Ihrer Truppe zu verbergen? Das ist ganz einfach«, meinte der Direktor. »Ich würde Gleisreparaturfahrzeuge dort parken. Das wäre so unauffällig wie sonstwas, und sie haben genug Platz dafür. Sie hätten es schon eher tun sollen. Machen die Leute immer solche Fehler?«
»Es ist nicht der erste«, sagte Scott.
»Und worauf genau warten Sie jetzt?« fragte der Mann.
»Das werden Sie schon sehen.«
    Der Satellit KH-I2, gebaut von der Firma TRW, hatte seine vorgesehene Lebensdauer bereits weit überschritten, aber das galt für viele Produkte dieser Firma - die Air Force nannte sie TR-Wundervoll -, sie liefen einfach weiter. Vor acht Jahren war der Satellit von der Raumfähre Atlantis in die Umlaufbahn gebracht worden. Der Treibstoff für die Korrekturdüsen des Radaraufklärungssatelliten war jedoch verbraucht; man mußte also warten, bis der Satellit an der gewünschten Stelle war, und hoffen, daß er sich in einer Betriebshöhe befand, aus der er die gewünschten Bilder liefern konnte.
    Es war ein großer, zylindrischer Flugkörper, über zehn Meter lang und mit enormen »Flügeln« aus Solarrezeptoren, die das Ku-Frequenz-Radar an Bord mit Energie versorgten. Die Solarzellen hatten sich in der intensiven Strahlung ihrer Umgebung mit den Jahren abgenutzt und erlaubten nur

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