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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nun mal beim Geheimdienst. Man hatte nie genug Informationen, um eine Entscheidung darauf zu gründen, und hoffte, daß man sich auf das richtige Gefühl verließ. Er war erleichtert, als die STU-6 anrief und ihn von der schwierigen Frage ablenkte, wieviel er von dem, was er nicht wußte, dem Präsidenten mitteilen konnte.
    »Hi, MP. Gibt's was Neues?«
»Koga will sich mit unseren Leuten treffen«, erwiderte Mrs. Foley. »Es heißt, er sei nicht gerade zufrieden mit der Entwicklung. Es ist aber riskant«, fügte sie hinzu.
Es wäre um vieles leichter, wenn ich die beiden nicht kennen würde, dachte Ryan. »Einverstanden«, sagte er. »Wir brauchen jede Information, die wir kriegen können. Wir müssen wissen, wer dort wirklich die Entscheidungen trifft.«
»Die Regierung jedenfalls nicht. Nicht wirklich. Darauf deuten zumindest alle Daten hin. Das ist auch die einzige vernünftige Erklärung dafür, daß der RWS das alles nicht hat kommen sehen. Die Frage ist also ganz offensichtlich, ob wir ...«
»Und die Antwort darauf ist ja, Mary Pat.«
»Das muß jemand absegnen, Jack«, sagte die Deputy Director of Operations gelassen.
»Das wird jemand absegnen«, versprach der Nationale Sicherheitsberater.
Es war der Assistent des stellvertretenden Handelsattaches, ein junger Diplomat, gerade mal fünfundzwanzig, der nur selten zu etwas Wichtigem hinzugezogen wurde. Und wenn, hielt er sich wie ein Hofdiener einer längst vergangenen Ära dienstbeflissen im Hintergrund auf, bediente seinen Vorgesetzten, brachte die Getränke und sah unbedeutend aus. Natürlich war er ein Mitglied des Geheimdienstes, aber auch in diesem Job war er noch neu. Seine Aufgabe war es, jeden Tag auf dem Weg zur Botschaft nach den richtigen Zeichen Ausschau zu halten, die ihm sagten, daß ein toter Briefkasten geleert werden mußte. So wie heute an einem Sonntagmorgen in Tokio. Diese Aufgabe forderte seinen ganzen Einfallsreichtum, denn das Geplante mußte zufällig wirken; er mußte es jedesmal anders anfangen, aber auch nicht so anders, daß es auffallen würde. Es war erst sein zweites Jahr beim militärischen Abwehrdienst, aber er fragte sich bereits, wie zum Teufel die Leute hier Karriere machen konnten, ohne dabei verrückt zu werden.
Da war sie schon. Eine Getränkedose - eine rote Coca-Cola-Dose dieses Mal -, die im Rinnstein zwischen dem linken Hinterrad einer NissanLimousine und der Bordsteinkante lag; zwanzig Meter vor ihm, genau dort, wo sie sein sollte. Die Dose konnte noch nicht lange dort liegen. Jemand hätte sie sonst aufgehoben und in den nächsten Abfallbehälter geworfen. Er bewunderte die Sauberkeit Tokios und den Bürgerstolz, der sich darin ausdrückte. Er ging den überfüllten Bürgersteig entlang, bückte sich und hob die Getränkedose auf. Der Boden der Dose war hohl. Seine Finger rissen den innen festgeklebten Gegenstand ab; dann warf er die Dose einfach in den nächsten Abfalleimer am Ende des Häuserblocks, bevor er nach links Richtung Botschaft abbog. Wieder ein wichtiger Auftrag ausgeführt, auch wenn es nur aussah wie ein Teil der Müllbeseitigung in dieser anspruchsvollen Stadt. Zwei Jahre hartes Training, um den Müll einzusammeln. Vielleicht würde er in ein paar Jahren seine eigenen Agenten anwerben. Auf diese Art machte man sich wenigstens die Hände nicht schmutzig.
Er betrat die Botschaft, ging in das Büro von Major Scherenko und gab ab, was er aufgefischt hatte, bevor er sich an seinen eigenen Schreibtisch begab und mit der Morgenarbeit anfing.
Boris Scherenko war so eifrig bei der Arbeit, wie der junge Mann es für sich selbst erhofft hatte. Seine Aufgabe war als netter, ruhiger Industriespionageposten gedacht; er sollte etwas über Industrieverfahren lernen, die sein Land leicht abkopieren konnte mehr eine geschäftliche Funktion als eine reine Spionagetätigkeit. Der Verlust von Oleg Ljalins Netz THISTLE war ein Fehlschlag gewesen, den er lange Zeit mit wenig Erfolg versucht hatte, wieder auszugleichen. Der Verräter Ljalin war ein Meister darin gewesen, sich in geschäftliche Transaktionen hineinzudrängen, während er selbst auf konventionellere Weise versucht hatte, die japanischen Regierungsorgane zu infiltrieren. Kaum hatten seine Bemühungen, deren Errungenschaften zu kopieren, erste Früchte getragen, wurde ihm eine gänzlich andere Aufgabe übertragen - eine Aufgabe, die für ihn zweifellos genauso überraschend kam wie die augenblickliche Situation für die Amerikaner, die von ihren ehemaligen

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