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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wenn das eine dumme Frage ist, aber wieviel Knoten macht sie mit zwei Antriebswellen?«
    Ryan erwischte sich bei dem Wunsch, Galileo hätte sich doch geirrt. In diesem Fall hätte die ganze Erde nämlich mit nur einer Zeitzone auskommen können. Aber so waren die Marianen fünfzehn Stunden voraus, Japan vierzehn, Moskau acht. Die wichtigsten Finanzmärkte Westeuropas waren fünf oder sechs Stunden voraus, je nach Land. Und Hawaii lag fünf Stunden zurück. Er hatte in all diesen Ländern Kontakte, und die Arbeitszeit richtete sich nach der Ortszeit. Die war in den verschiedenen Fällen so unterschiedlich, daß es ihn viel Zeit kostete, überhaupt festzustellen, wer möglicherweise wach war und wer schlief. Er knurrte im Bett vor sich hin und dachte mit Wehmut an die Verwirrung, die nach langen Flügen immer von ihm Besitz ergriff. Selbst jetzt arbeiteten die Leute in einigen dieser Länder, aber keiner unter seinem Befehl. Ihm war klar, daß er schlafen mußte, wenn er sich erfolgreich mit ihnen auseinandersetzen wo llte, sobald an seinem Wohnort und Arbeitsplatz die Sonne wieder aufging. Aber er konnte einfach keinen Schlaf finden, und alles, was er sah, war die Holzvertäfelung an der Decke des Schlafzimmers.
    »Geht dir was im Kopf rum?« fragte Cathy.
Jack grunzte. »Wäre ich bloß beim Bankgeschäft geblieben.« »Und wer würde dann dafür sorgen, daß der Laden läuft?« Ein tiefer Atemzug. »Ein anderer.«
»Aber nicht so gut wie du, Jack«, meinte seine Frau.
»Stimmt«, gab er zu und starrte weiter an die Decke.
»Wie, glaubst du, werden die Leute darauf reagieren?«
»Ich weiß nicht. Ich bin ja noch nicht einmal sicher, wie ich darauf
    reagiere«, gab Jack zu. »Das dürfte alles überhaupt nicht sein. Wir befinden uns in einem Krieg, der keinen Sinn ergibt. Vor zehn Tagen erst sind wir die letzten Atomraketen losgeworden, und jetzt sind sie wieder da und auf uns gerichtet. Und wir haben keine mehr, mit denen wir dagegenhalten könnten. Wenn wir das nicht ganz schnell aufhalten können - ich weiß auch nicht, Cathy.«
    »Vom Wachliegen wird es auch nicht besser.«
»Was für ein Glück, mit einer Ärztin verheiratet zu sein.« Er brachte es fertig zu lächeln. »Na gut, Schatz, ein Problem hast du ja schon für uns gelöst.«
»Und wie habe ich das fertiggebracht?«
»Indem du clever warst.« Indem du die ganze Zeit deinen Verstand gebrauchst, fuhr er im Geist fort. Seine Frau tat nichts, ohne es vorher gründlich zu durchdenken. Gemessen am Durchschnitt ihrer Kollegen, arbeitete sie ziemlich langsam. Vielleicht war das normal für einen Menschen, der die Grenzen immer weiter hinausschob, immer überlegte und plante und einschätzte - eigentlich wie ein guter Nachrichtenoffizier -, und wenn alles bereit und gründlich durchdacht war, zapp mit dem Laser. Ja, das war doch gar keine schlechte Arbeitsmethode.
    »Ich denke, sie haben eine Lektion gelernt«, sagte Yamata. Ein Rettungsflugzeug hatte zwei Leichen und im Wasser treibende Trümmer des amerikanischen Bombers gefunden. Man hatte beschlossen, die Toten mit Würde zu behandeln. Die Namen waren bereits per Telex über die japanische Botschaft nach Washington geschickt worden, und in Kürze würde man die sterblichen Überreste zurückschicken. Mitgefühl zu zeigen war aus verschiedenen Gründen die angemessene Reaktion. Eines Tages wären Amerika und Japan wieder befreundete Staaten, und er wollte diese Möglichkeit nicht verderben. Außerdem war es schlecht fürs Geschäft.
»Der Botschafter hat berichtet, daß sie uns nichts anbieten«, erwiderte
    Goto nach einer kurzen Pause.
»Sie haben ihre Position noch nicht richtig eingeschätzt und unsere erst
recht nicht.«
»Werden sie ihr Finanzsystem wieder in Ordnung bringen?« Yamata runzelte die Stirn. »Vielleicht. Aber sie haben immer noch
große Probleme. Sie müssen immer noch von uns kaufen, sie müssen immer
noch an uns verkaufen - und sie können uns nicht wirkungsvoll treffen, wie
vier Männer ihrer Luftwaffe, vielleicht auch acht, zu ihrem Leidwesen
gerade feststellen mußten.« Die Dinge waren nicht ganz so verlaufen, wie er
es geplant hatte, aber andererseits, wann taten sie das schon? »Als nächstes müssen wir ihnen zeigen, daß die Leute, die auf Saipan leben, unsere Regeln den ihren vorziehen. Die Weltmeinung wird dann auf unserer Seite
sein, und das wird die Lage sehr entschärfen.«
Und bis dahin, dachte Yamata, wird alles gut laufen. Die Amerikaner
würden so schnell nicht wieder die

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