08 - Ehrenschuld
zu.
Adler nahm die Aussage regungslos hin, wie es die Spielregeln in einem solchen Fall verlangten. »Herr Botschafter, die Menschen auf all diesen Inseln sind amerikanische Staatsbürger. Sie haben sich aus freien Stücken dafür entschieden.«
»Und sie werden erneut die Möglichkeit haben, sich zu entscheiden. Oder vertritt Ihre Regierung die Meinung, daß Selbstbestimmung eine einmalige Angelegenheit ist?« erwiderte er. »Das wäre sehr merkwürdig für ein Land, das es Ein- und Auswanderern traditionell so leichtmacht. Wie ich bereits sagte, werden wir gerne eine doppelte Staatsbürgerschaft für jene Einwohner einführen, die ihren amerikanischen Paß behalten möchten. Wir werden sie für ihren Besitz entschädigen, falls sie die Inseln verlassen möchten, und ...« Er wiederholte seine bisherigen Aussagen.
Jedesmal, wenn er diese Art diplomatischen Austausches beobachtet hatte oder selbst daran beteiligt war, dachte Adler, daß hierbei die schlimmsten Aspekte zweier Tätigkeiten vereint wurden: einem Kleinkind etwas zu erklären und ein Gespräch mit der Schwiegermutter zu führen. Es war langweilig. Es war ermüdend. Und es war nötig. Kurz zuvor hatte Japan etwas eingeräumt; das war nicht unerwartet gekommen. Cook hatte die Information in der vergangenen Woche aus Nagumo herausgeschmeichelt, aber nun lag sie auf dem Tisch. Das war eine gute Nachricht. Die schlechte war, daß man nun von ihm eine Gegenleistung erwartete. Die Spielregeln des diplomatischen Parketts beruhten auf Kompromissen. Man bekam nie alles, was man selbst wollte, und man gab dem anderen nie alles, was er wollte. Leider ging die Diplomatie davon aus, daß keine Seite jemals gezwungen sein würde, etwas Wesentliches preiszugeben - und daß sich beide Seiten darüber im klaren sein würden, was dieses Wesentliche war. Aber nur zu oft waren sie sich keineswegs darüber im klaren, und dann versagte die Diplomatie zum großen Verdruß jener, die fälschlicherweise glaubten, Kriege seien immer das Produkt unfähiger Diplomaten. Viel öfter waren sie das Ergebnis so unterschiedlicher nationaler Interessen, daß ein Kompromiß einfach nicht möglich war. Und so wartete jetzt der Botschafter darauf, daß Adler ihm ein kleines bißchen entgegenkam.
»Ich selbst kann sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, daß Sie das uneingeschränkte Recht der Bewohner von Guam anerkennen, amerikanische Staatsbürger zu bleiben. Ich nehme ebenfalls erfreut zur Kenntnis, daß Ihr Land es den Bewohnern der Nördlichen Marianen gestattet, über ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Können Sie mir versichern, daß Ihr Land sich mit dem Wahlergebnis abfinden wird?«
»Ich glaube, das haben wir bereits deutlich gemacht«, erwiderte der Botschafter und fragte sich, ob er gerade etwas Boden gewonnen hatte oder nicht.
»Und die Wahlen stehen ...«
»Allen Einwohnern der Insel offen, natürlich. Mein Land glaubt an das allgemeine Wahlrecht, genau wie ihres. Wir werden«, fuhr er fort, »sogar noch ein weiteres Zugeständnis machen. In Japan liegt das Wahlalter bei zwanzig Jahren, aber in diesem Fall werden wir es auf achtzehn herabsetzen. Wir möchten nicht, daß jemand behauptet, der Volksentscheid sei in irgendeiner Weise nicht korrekt.«
Du schlauer Hund, dachte Adler. Und es sah so sinnvoll aus. Alle Soldaten dort konnten nun wählen, und dieser Schachzug würde auf die internationalen Beobachter nur besänftigend wirken. Der Stellvertretende Minister nickte, als sei er überrascht, und notierte etwas auf seinem Block. Auf der anderen Seite des Tisches speicherte der Botschafter, daß er gerade einen Punkt erzielt hatte. Es hatte lange genug gedauert.
»Es ist ganz einfach«, sagte der Nationale Sicherheitsberater. »Werden Sie uns helfen?«
Die Tagesordnung dieses Treffens war nicht dazu angetan, irgend jemand in gute Stimmung zu versetzen. Zuerst hatte eine Anwältin des Justizministeriums einen Vortrag darüber gehalten, wie sich das Spionagegesetz, Titel 18 des US-Gesetzbuches, Paragraph 793 E, auf alle amerikanischen Bürger anwenden ließ und daß die Rede- und Pressefreiheit nicht so weit gingen, daß dieses Gesetz verletzt werden durfte.
»Sie bitten uns darum, Ihnen beim Lügen zu helfen«, sagte einer der älteren Journalisten.
»Sehr richtig«, erwiderte Ryan.
»Wir haben eine Berufsehre ...«
»Sie sind amerikanische Staatsbürger«, erinnerte Jack sie. »Genau wie die Leute auf diesen Inseln. Es ist nicht mein Job, die Rechte geltend zu machen, über die
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