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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bemerkte Trent. Fellows nickte
zustimmend. »Und der Rubikon wird überschritten.« Beide Abgeordnete
beobachteten, wie ihr Gast ein Telefon herausnahm und eine Kurzwahltaste
drückte.
»Hier ist Ryan. Fangt an.«
Der erste Schachzug war elektronischer Art. Trotz der wütenden Proteste von CINCPAC bauten drei Fernsehteams ihre Kameras am Rand der Trockendocks auf, auf denen nun die Enterprise und die John Stennis
lagen.
»Es wurde uns nicht gestattet, Ihnen die Schäden am Heck der Schiffe
zu zeigen, aber aus gut informierten Kreisen wissen wir, daß es noch
schlimmer ist, als es aussieht«, sagten alle Reporter mit geringen
Abweichungen. Als die Live-Berichte gesendet waren, brachten die Teams
ihre Kameras zur anderen Seite des Hafens und filmten dort weiter. Die
Bilder waren nur Hintergrundmaterial, wie Archivbilder, und zeigten die
Schiffe und Werften, ohne daß dabei Reporter im Weg standen. Die Bänder
wurden jemand anderem übergeben und für den weiteren Gebrauch
digitalisiert.
    »Das sind zwei schwer angeschlagene Schiffe«, bemerkte Oreza knapp. Jedes einzelne hatte eine größere Verdrängung als die vereinte USKüstenwache zusammen, und die Marine, schlau wie sie war hatte sich von beiden den Hintern wegschießen lassen. Der pensionierte Master Chief spürte, wie sein Blutdruck anstieg.
    »Wie lange wird's dauern, bis sie wieder flott sind?« fragte Burroughs. »Monate. Eine lange Zeit. Sechs Monate ... damit kommen wir in die Taifunsaison«, stellte Portagee zu seinem weiteren Unbehagen fest. Je länger man darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es. Er war auch nicht gerade begeistert von der Idee, auf einer Insel von der Marine angegriffen zu werden. Hier wohnte er auf dem Hügel, in Sichtweite einer Luftabwehrraketenbatterie, die mit Sicherheit feuern würde. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, alles für eine Million Dollar zu verkaufen. Mit so viel Geld könnte er woanders wieder ein Haus kaufen und ein Boot und vor der Küste Floridas fischen gehen. »Wissen Sie, wenn Sie wollen, können Sie die Insel verlassen.«
»Warum so eilig?«
Die Wahlplakate wurden schon gedruckt und geklebt. Der öffentliche Sender im Kabelsystem der Insel brachte alle paar Stunden Neuigkeiten über die Pläne für Saipan. Wenn überhaupt eine Veränderung festzustellen war, dann ging es auf der Insel jetzt entspannter zu. Die japanischen Touristen waren ungewöhnlich höflich, und die meisten Soldaten waren unbewaffnet. Militärfahrzeuge wurden zum Straßenbau eingesetzt, Soldaten machten freundliche Besuche in den Schulen, um sich vorzustellen. Zwei neue Baseballfelder waren praktisch über Nacht angelegt worden, und eine neue Liga startete. Es hieß, einige Teams der japanischen ersten Liga würden mit dem Frühjahrstraining auf Saipan beginnen und dafür müßte ein Stadion gebaut werden. Und vielleicht, flüsterte man, würde Saipan eine eigene Mannschaft aufstellen. Das wäre eine sinnvolle Sache, vermutete Oreza. Die Insel lag näher bei Tokio als Kansas City bei New York. Nicht daß die Einwohner von der Besetzung begeistert waren. Sie sahen nur keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern, und wie die meisten Menschen in einer solchen Bredouille lernten sie, damit zu leben. Die Japaner gingen ihnen weitestgehend aus dem Weg, um den Anpassungsprozeß so angenehm wie möglich zu gestalten.
In der ersten Woche hatte es täglich Proteste gegeben. Aber der japanische Commander, General Arima, war zu jeder dieser Gruppen gegangen (das Fernsehen war natürlich immer dabei) und hatte die Führer zu einem Gespräch in sein Büro gebeten, das oft live im Fernsehen übertragen wurde. Dann kamen die subtileren Reaktionen. Zivilangehörige der Regierung und Geschäftsleute hielten eine lange Pressekonferenz ab und dokumentierten, wieviel Geld sie in die Insel investiert hatten, wobei sie anhand von Graphiken den von ihnen eingeleiteten Wirtschaftsaufschwung demonstrierten. Sie versprachen, noch viel mehr für die Insel zu tun. Sie hatten die Ressentiments nicht abbauen können, aber sie zeigten Verständnis dafür und versprachen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, das Ergebnis der in Kürze stattfindenden Wahlen zu akzeptieren. Wir leben auch hier, sagten sie immer wieder. Wir leben auch hier.
Es mußte doch Hoffnung geben. Morgen war es genau zwei Wochen her, dachte Oreza, und alles, was sie zu hören bekamen, waren Berichte über verdammte Verhandlungen. Seit wann verhandelte Amerika in einem solchen Fall?

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