08 - Ehrenschuld
gebaut wurden, um in die sowjetische Luftabwehr einzudringen und mobile Interkontinentalraketen zur selektiven Zerstörung aufzuspüren - keine realistische Aufgabenstellung, wie die Besatzung wußte. Die Flugzeuge waren in der Lage, unbemerkt durch beinahe jedes Abwehrsystem zu schlüpfen. Zumindest hatte man das bis vor kurzem angenommen.
»Es ist groß, es ist leistungsstark, und es hat eine B-1 vernichtet«, teilte ein Offizier dem Geschwaderführer mit. »Wir haben endlich herausgefunden, was es ist. Ein Erfassungsradar. Es wechselt die Frequenzen und kann im Feuerleitmodus operieren. Die eine Maschine, die nach Shemya zurückgekrochen kam« - sie war immer noch dort und zierte die einzige Landebahn der Insel, während das Reparaturteam versuchte, sie so flottzukriegen, daß sie nach Alaska aufs Festland zurückkehren konnte -, »bei der kam die Rakete aus der einen Richtung, aber der Radarimpuls aus der anderen.«
»Hübsch«, stellte Colonel Mike Zacharias fest. Es war auf den ersten Blick klar: Die Japaner hatten eine russische Idee einen technischen Schritt weiterentwickelt. Während die Sowjets Kampfflugzeuge gebaut hatten, die sich zuverlässig von einer Bodenstation aus lenken ließen, hatten die Japaner eine Technik entwickelt, bei der die Flugzeuge vollständig getarnt blieben, selbst wenn sie ihre Raketen abschössen. Das war sogar für die B-2 ein Problem, deren Tarneinrichtung Langwellensuchradar und Hochfrequenzortungs- und Suchgeräte an Bord der Kampfflugzeuge überlisten sollte. Tarnung war eine Frage der Technik, nicht der Magie. Ein Flugzeugradar mit einer solchen Leistung und Frequenzbreite könnte gerade genug Echo von der B-2 auffangen, um aus dem Auftrag ein Selbstmordkommando zu machen. Die B-2 war schlank und grazil, aber sie war ein Bomber, kein Jagdflugzeug, und für einen modernen Abfangjäger ein großes Ziel. »Und was ist die gute Nachricht?« fragte Zacharias.
»Wir werden noch ein paar Spielchen mit ihnen spielen und versuchen, ihre Möglichkeiten besser auszutesten.«
»Mein Vater hat das mit den SAMs gemacht. Das verschaffte ihm einen längeren Aufenthalt in Nordvietnam.«
»Auch Plan B ist schon in Arbeit«, meinte der Nachrichtenoffizier
»Oh, wie schön«, sagte Chavez.
»Ich dachte, du bist nicht gerne Geheimagent?« fragte Clark und schloß
seinen Laptop, nachdem er die Daten über den Auftrag gelöscht hatte.
»Wolltest du nicht ins paramilitärische Geschäft zurück?«
»Ich und meine große Klappe.« Chavez setzte sich auf die Parkbank. »Entschuldigen Sie«, sagte eine dritte Stimme. Beide CIA-Agenten
sahen auf und erblickten einen Streifenpolizisten, der seine Pistole in einem
Halfter an seinem Sam-Browne-Gürtel trug.
»Hallo«, lächelte John. »Ein schöner Morgen, finden Sie nicht?« »Oh doch«, erwiderte der Polizist. »Unterscheidet sich Tokio sehr von
Amerika?«
»Zu dieser Jahreszeit unterscheidet es sich auch sehr von Moskau.« »Moskau?«
Clark faßte in seinen Mantel und holte seinen Paß heraus. »Wir sind
russische Journalisten.«
Der Polizist inspizierte den Paß und gab ihn zurück. »Ist es in Moskau
um diese Jahreszeit viel kälter?«
»Sehr viel kälter«, nickte Clark. Der Polizist ging weiter; seine Neugier
war für diesen Tag befriedigt.
»Das ist gar nicht mal so sicher, Iwan Sergejewitsch«, meinte Ding, als
der Polizist außer Hörweite war. »Es kann hier auch ganz schön kalt
werden.«
»Ich nehme an, du kannst jederzeit eine andere Arbeit finden.« »Und mir diesen ganzen Spaß entgehen lassen?« Beide Männer erhoben
sich und gingen zu ihrem geparkten Wagen. Im Handschuhfach lag eine
Karte.
Das Personal des russischen Luftwaffenstützpunktes Werino war natürlich neugierig, aber die Amerikaner waren nicht sehr auskunftsfreudig. Es waren mittlerweile über hundert Amerikaner auf ihrem Stützpunkt stationiert und in den besten Unterkünften der Kaserne einquartiert worden. Die drei Hubschrauber und die zwei Fahrzeugtrailer hatte man in die Hangars geschoben, die ursprünglich für die MIG-25 gebaut worden waren. Die Transportflugzeuge waren dazu zu groß; sie standen nur so weit im Hangar, wie sie hineinpaßten. Das Heck ragte ins Freie. Man konnte sie von oben leicht mit den IL-86 verwechseln, die hier gelegentlich zwischenlandeten. Das russische Bodenteam errichtete eine Sicherheitszone, so daß kein Kontakt zwischen den beiden Luftwaffenbesatzungen zustande kommen konnte. Das war eine Enttäuschung für die Russen.
Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher