08 - Ehrenschuld
sehen konnte. Am schlimmsten war jedoch, daß der Heckmotor seine Abgase direkt auf den T-förmigen Schwanz der Galaxy blies und so dafür sorgte, daß die Maschine ständig stark durchgerüttelt wurde; das erforderte permanente Korrekturen. Genau deshalb, dachte der Pilot, der in seinem Overall schwitzte, bezahlen sie uns so gut. Schließlich wurden die Tanks geschlossen und die Flugzeuge trennten sich; die Galaxy sank in leichtem Bogen nach unten, während das Tankflugzeug nach rechts abdrehte. An Bord des Transportflugzeugs beruhigten sich die Mägen langsam wieder, als die Maschine auf dem Kurs nach Westen die Beringstraße ansteuerte. Ein weiteres Tankflugzeug würde bald von Shemya aus starten und auch in den russischen Luftraum einfliegen. Sie wußten nicht, daß bereits ein anderes amerikanisches Flugzeug dorthin unterwegs war und die geheime Flugprozession an einen Ort führte, der in den amerikanischen Flugkarten als Werino bezeichnet wurde, eine Stadt an der transsibirischen Eisenbahn, deren Geschichte bis zur Jahrhundertwende zurückging.
Die neue Antriebswelle war endlich eingebaut; dem Skipper war es wie die längste und ermüdendste Reparatur vorgekommen, die er jemals miterlebt hatte. Im Inneren des Schiffes wurden Stützen wieder eingezogen und im gesamten Wellentunnel alles wasserdicht verschlossen. Hundert Frauen und Männer arbeiteten daran. Die Technikerteams hatten zwanzig Stunden am Tag gearbeitet, nur wenig länger als die zivilen Werftarbeiter. Mit ihnen waren die schweren Maschinen besetzt, die rings um die gigantische Betonkiste im Einsatz waren. Der letzte Handschlag würde bald erledigt sein. Der riesige fahrbare Kran war schon dabei, eine neue, glänzende Schraube zum hinteren Ende der Welle zu transportieren. Zehn Meter querab und genau ausbalanciert, würde sie in zwei Stunden fertig eingesetzt sein und damit vervollständigen, was bald als teuerstes Zwei-SchraubenSchiff der Welt unterwegs sein würde.
Der CNN-Bericht wurde in Pearl Harbor im Morgengrauen gesendet. Die Einstellung zeigte, wie Ryan sah, eine Übersicht über den Hafen. Die Reporterin hielt ihr Mikrofon hoch, und unten rechts im Bild wurde das Wort »live« eingeblendet. Es gab nichts Neues aus Pearl Harbor zu berichten, sagte sie.
»Wie Sie hinter mir erkennen können, liegen die USS Enterprise und die John Stennis immer noch im Trockendock. Zwei der teuersten Kriegsschiffe, die je gebaut wurden, sind nun auf eine Armee von Arbeitern angewiesen, die sie wieder flottmachen sollen, eine Anstrengung, die mindestens ...«
»Sechs Monate in Anspruch nehmen wird«, sprach Ryan ihren Satz zu Ende. »Sag ihnen das nur immer wieder.«
Die anderen Sender würden in ihren Nachrichtenmagazinen bald dieselben Informationen verbreiten, aber es war CNN, auf den er sich verließ. Die Nachrichtenquelle für die ganze Welt.
Die Tennessee hatte vor wenigen Minuten die Tonne der Ausfahrt passiert und tauchte gerade ab. Zwei ASW-Hubschrauber waren ihr nach draußen gefolgt. Ein Zerstörer der Spruance-Klasse war ebenfalls in Sicht, der in aller Eile eine Überprüfung durchführen sollte und das Unterseeboot durch Blinklicht aufforderte, ihn für eine Ortungsübung dicht zu passieren.
Fünf Mitglieder der US-Streitkräfte waren kurz vor dem Auslaufen noch an Bord gekommen. Man hatte ihnen Platz angewiesen, wie er ihnen dem Rang entsprechend zustand. Der Offizier, ein Hauptfeldwebel, bekam eine Koje zugeteilt, die für einen Raketenoffizier vorgesehen gewesen wäre, wenn das U-Boot welche an Bord gehabt hätte. Der höchstrangige Unteroffizier war ein E-7, ein Chief Petty Officer, und erhielt einen Platz im sogenannten Ziegenstall, der Unterkunft der Unteroffiziere. Der Rest bezog Kojen bei der normalen Besatzung. Als erstes gab man allen Schuhe mit Gummisohlen und schärfte ihnen ein, leise zu sein.
»Warum? Warum so ein Aufhebens?« fragte der E-7, betrachtete seine Koje in der Unterkunft und überlegte sich, ob ein Sarg ihm wohl bequemer vorkommen würde, falls er lange genug lebte, um es auszuprobieren.
Ba-wah!
»Deshalb«, erwiderte ein Elektroingenieur im Rang eines Maats. Er zitterte zwar nicht direkt, fügte aber hinzu: »Ich habe mich nie an dieses Geräusch gewöhnt.«
»Großer Gott, was war das?«
»Das ist ein SQS-53-Sonar an einem Blecheimer. Wenn Sie es so laut hören, heißt das, die wissen, daß wir da sind. Die Japaner haben so was auch.«
»Ignorieren Sie das einfach«, sagte der Leiter der Sonarwache von seinem
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