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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Verbündeten und Geschäftspartner vertrieben. Sie führen uns in den wirtschaftlichen Ruin. Sie haben Menschen getötet. Sie haben die Regierung und das Militär unseres Landes zum Meineid angestiftet.«
Yamata nickte, als wollte er die Richtigkeit der Anschuldigungen anerkennen. »Hai, ich habe all diese Dinge getan, und es war gar nicht schwer. Sagen Sie mir, Koga, wie schwer ist es, einen Politiker zu irgend etwas zu bewegen?«
»Und Ihre Freunde, Matsuda und die anderen?«
»Jeder braucht von Zeit zu Zeit etwas Anleitung.« Fast jeder, fügte Yamata nur für sich hinzu. »Wenn das alles vorbei ist, haben wir eine Verbundwirtschaft, zwei starke und treue Verbündete, und in kurzer Zeit blüht auch der Handel wieder, weil der Rest der Welt uns braucht.« Konnte dieser Politiker das denn nicht sehen? Verstand er das denn nicht?
»Kennen Sie die Amerikaner wirklich so schlecht? Unsere augenblicklichen Schwierigkeiten entstanden, weil eine einzige Familie bei lebendigem Leib verbrannt ist. Sie sind nicht wie wir. Sie denken anders. Ihre Religion ist anders. Sie haben die gewalttätigste Kultur der Welt, und doch verehren sie die Gerechtigkeit. Sie bewundern es, wenn jemand viel Geld verdient, aber dennoch ist ihre Grundeinstellung in Idealen verwurzelt. Können Sie das denn nicht begreifen? Sie werden sich nicht gefallen lassen, was Sie ihnen angetan haben!« Koga hielt einen Moment inne. »Und Ihr Plan für Rußland - glauben Sie wirklich ...«
»Mit China an unserer Seite?« Yamata lächelte. »Gemeinsam werden wir mit Rußland fertig.«
»Und China wird unser Verbündeter bleiben?« fragte Koga. »Wir haben im Zweiten Weltkrieg zwanzig Millionen Chinesen getötet, und ihre politische Führung hat das nicht vergessen.«
»Sie brauchen uns, und sie wissen, daß sie uns brauchen. Und gemeinsam werden wir ...«
»Yamata-san«, sagte Koga leise und höflich, wie es seine Natur war. »Sie verstehen von Politik nicht soviel wie von der Wirtschaft. Das wird Ihr Untergang sein.«
Yamata zahlte in gleicher Münze heim. »Und Verrat der Ihre. Ich weiß, daß Sie Kontakte zu den Amerikanern haben.«
»Keineswegs. Ich habe seit Wochen mit keinem amerikanischen Staatsbürger mehr gesprochen.« Der sachliche Ton strahlte mehr Stärke aus, als eine empörte Erwiderung es gekonnt hätte.
»Auf jeden Fall werden Sie hier erst einmal mein Gast sein«, sagte Raizo. »Wir werden sehen, wie wenig ich von Politik verstehe. In zwei Jahren werde ich Ministerpräsident sein, Koga-san. In zwei Jahren sind wir eine Supermacht.« Yamata stand auf. Seine Wohnung nahm das gesamte obere Stockwerk des vierzigstöckigen Gebäudes ein, und der Blick vom Olymp gefiel ihm. Der Industrielle ging zu einem der Panoramafenster und schaute über die Stadt, die bald seine Hauptstadt sein würde. Wie bedauerlich, daß Koga nicht verstand, wie die Dinge wirklich abliefen. Aber nun mußte er nach Saipan zurückfliegen, um seinen politischen Einfluß geltend zu machen. Er drehte sich um.
»Sie werden schon sehen. Im Augenblick sind Sie mein Gast. Benehmen Sie sich gut, und Sie werden gut behandelt werden. Wenn Sie versuchen zu fliehen, wird man Ihre Leiche zerstückelt an irgendeiner Bahnlinie finden, mit einem Zettel, auf dem Sie für Ihr politisches Versagen um Verzeihung bitten.«
»Diese Genugtuung werden Sie nicht erhalten«, erwiderte der ehemalige Ministerpräsident kalt.

40 / Fuchs und Meute
    Scherenko hatte selbst zu dem Treff gehen wollen, aber etwas Dringendes hatte ihn davon abgehalten. Das erwies sich nicht als Nachteil. Die Nachricht wurde auf Diskette überbracht und stammte von seinem besten eingeschleusten Mann, dem stellvertretenden Direktor des EDOS. Wenn man von seinen persönlichen Gewohnheiten absah, war er ein erfahrener politischer Beobachter, obwohl seine Berichte und Beurteilungen etwas zu wortreich ausfielen. Das japanische Militär, teilte er mit, sei ausgesprochen zufrieden mit seinen unmittelbaren Zukunftsaussichten. Jahrelang hatte man die Truppen als Selbstverteidigungsstreitmacht abgestempelt; im öffentlichen Bewußtsein waren sie als die Leute verankert, die sich Godzilla und anderen Monstern in den Weg stellten und dabei nicht einmal besonders gut abschnitten. Sie selbst betrachteten sich als Hüter einer Tradition stolzer Krieger. Nun, da sie endlich eine politische Führung hatten, für die sich der Einsatz lohnte, brannten die Kommandeure darauf, die Leistungsfähigkeit der Armee unter Beweis zu stellen. Die

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