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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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darauf an, wie die Sache ausging. John und Ding waren beide der Meinung, daß dies alles keinen Sinn ergab, andererseits aber die Berichterstattung über die Vorfälle für die Familien der Getöteten auch kein Trost sein würde. Selbst bei dem verrückten, hitzigen Krieg um die Falklandinseln hatte man die Massen mit flammender Rhetorik zu begeistern versucht. Hier dagegen schien es, als habe man Clausewitz' Aussage dahingehend überarbeitet, daß der Krieg weniger die Fortsetzung der Politik als die Fortsetzung der Wirtschaft sei; und obwohl dem Geschäftemachen etwas Räuberisches anhaftete, handelte es sich dabei immer noch um eine zivilisiertere Betätigung als jene, mit denen man sich auf der politischen Bühne abmühte. Aber er hatte diesen ganz realen Wahnsinn vor Augen. Die Straßen waren voller Menschen, die ihren Alltagsbeschäftigungen nachgingen, auch wenn sie hin und wieder einen Blick auf die Trümmer auf dem Stützpunkt warfen. In Anbetracht einer Welt, die auf dem Kopf zu stehen schien, klammerten sich die einfachen Leute an das, was ihnen vertraut war. Was sie nicht verstanden, überließen sie anderen, die sich wiederum fragten, warum außer ihnen niemand etwas bemerkte.
    Hier war er also, dachte Clark, ein ausländischer Spion mit einer Tarnung aus einem Drittland, der Dinge tat, die gegen die Genfer Konventionen verstießen - die übrigens bereits ein Mysterium an sich waren. Vor nicht einmal zwölf Stunden hatte er fünfzig Menschen in den Tod geschickt, und dennoch fuhr er in seinem Mietwagen zurück in die feindliche Hauptstadt; seine einzige unmittelbare Sorge war, auf der richtigen, nämlich der linken Seite der Fahrbahn zu bleiben und einen Zusammenstoß mit all jenen Pendlern zu vermeiden, die eine Lücke von drei Metern zwischen zwei Autos als Verkehrsbehinderung auffaßten.
    Das alles änderte sich drei Häuserblocks von ihrem Hotel entfernt, als Ding ein Auto entdeckte, das mit heruntergelassener Scheibe auf der Beifahrerseite gegen die Fahrtrichtung geparkt war. Das bedeutete, daß Kimura sie dringend sprechen mußte. Es war ein Signal für den Notfall und wirkte auf ihn wie die Versicherung, daß es sich hier nicht um einen bösen Traum handelte. Ihr Leben wurde wieder gefährlich. Das war wenigstens etwas Reales.
    Die Flugübungen hatten gleich nach dem Morgengrauen begonnen. Vier vollständige Staffeln F-I4 Tomcats und vier weitere mit F/A-18 Hornets waren nun an Bord, dazu vier E-3C Hawkeyes. Die normalen Nachschubflugzeuge waren nach Midway ausgelagert worden, und die Trägerkampfgruppe würde auf dem Weg nach Westen die pazifischen Inseln als Nachschubstützpunkt nutzen. Der erste Einsatzbefehl lautete, das Auftanken im Flug durch die Tankflugzeuge zu üben, die die Flotte auf dem Weg nach Westen begleiten würden. Gleich nachdem sie Midway passiert hatten, wurde eine Einsatzpatrouille mit vier Flugzeugen eingerichtet, wenn auch ohne die sonst übliche Unterstützung durch einen Hawkeye. Die E-2C produzierte jede Menge elektrischen Lärm, und die Hauptaufgabe des geschwächten Angriffsverbandes war, die Tarnung aufrechtzuerhalten. Im Fall der Johnnie Reb hieß das allerdings, etwas von der Größe einer kleinen Insel unsichtbar zu machen.
    Sanchez war unten bei den Flugeinsätzen. Seine Aufgabe bestand darin, einen Kampf mit gleichen Chancen zu einem einseitigen Kampf zu machen. Die Vorstellung eines fairen Kampfes war ihm so fremd wie jedem anderen Uniformträger. Man mußte sich nur umsehen, um zu verstehen, warum das so war. Er kannte die Leute in seinem Arbeitsbereich. Die Flieger auf den Inseln kannte er nicht, und das war alles, was ihn interessierte. Sie mochten Menschen sein. Sie mochten Frauen und Kinder und Häuser und Autos und all die Dinge haben, die auch die Männer seiner Truppe hatten, aber das bedeutete ihm nichts. Sanchez würde niemals befehlen oder verzeihen, wenn Munition verschwendet würde, um Männer an Fallschirmen zu beschießen, wie man es in Filmen so oft sah; Fallschirmspringer waren ohnehin ein schwer zu treffendes Ziel. Aber er mußte ihre Flugzeuge herunterholen, und im Raketenzeitalter bedeutete das meistens, daß der Pilot kaum eine Chance hatte, davonzukommen. Zum Glück konnte man in diesen modernen Zeiten das Ziel gerade eben als Punkt erkennen, der auf dem Display des Feuerleitsystems eingekreist werden mußte. Das machte die Sache wesentlich einfacher, und falls tatsächlich aus den Trümmern ein Fallschirm auftauchte, hatte Sanchez keine

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