08 - Ehrenschuld
groß.«
»Lassen wir das jetzt einmal beiseite. Was passiert, wenn wir nichts
unternehmen?«
»Sir, wir müssen einfach. Wenn nicht, wird es demnächst einen Krieg
zwischen Rußland auf der einen und China und Japan auf der anderen Seite
geben, während wir Gott weiß was machen. Die CIA versucht immer noch,
die Lage genau zu beurteilen, aber ich sehe keine Möglichkeit, dann einen
Atomkrieg zu verhindern. ZORRO mag nicht unbedingt das angenehmste
sein, was wir jemals versucht haben, aber diese Operation ist unsere beste
Chance. Die diplomatischen Streitfragen sind nicht wichtig«, fuhr Ryan
fort. »Wir spielen jetzt um einen wesentlich höheren Einsatz. Aber wenn es
uns gelingt, die Leute zu töten, die dieses ganze Unheil angerichtet haben,
wird dadurch Gotos Regierung stürzen. Und dann können wir das Ganze
wieder in halbwegs kontrollierbare Bahnen lenken.«
Das merkwürdige daran, stellte Durling fest, war das Abwägen, welche
Seite welche Art der Mäßigung anpries. Hanson und der
Verteidigungsminister vertraten die klassische diplomatische Linie - sie
wollten die Zeit haben, um ganz sicherzugehen, daß es keine Möglichkeit
einer friedlichen Konfliktlösung gab. Aber wenn die Diplomatie versagte,
war der Weg frei für einen wesentlich größeren und blutigeren Konflikt.
Ryan und Jackson dagegen wollten sofort Gewalt anwenden und hofften, damit eine Ausdehnung des Krieges verhindern zu können. Das schlimme war, daß beide Seiten recht oder unrecht haben konnten. Genau erfahren
würde man das erst in zwanzig Jahren, wenn man die Geschichtsbücher las. »Wenn der Plan fehlschlägt ...«
»Dann sind einige unserer Leute umsonst gestorben«, sagte Jack ehrlich.
»Sie selbst werden einen hohen Preis dafür zahlen müssen, Sin« »Was ist mit dem Flottenkommandanten - ich meine den Kerl, der die
Trägerkampfgruppe befehligt. Was ist mit ihm?«
»Wenn er die Nerven verliert, fällt alles auseinander.«
»Ersetzen Sie ihn«, sagte der Präsident. »Die Operation ist abgesegnet.«
Ein Punkt mußte noch besprochen werden. Ryan unterrichtete den
Präsidenten auch darüber, bevor er den Raum verließ und telefonierte.
Ein perfekter Air-Force-Einsatz, sagten die Leute in den blauen Uniformen gerne, wurde nur von einem Captain geleitet. Dieser hier wurde von einem Colonel eines Sonderkommandos befehligt, aber zumindest war er vor kurzem bei der Beförderung zum General übergangen worden. Deshalb war er seinen Untergebenen besonders lieb, denn sie wußten, warum ihm dieser Schritt auf der Karriereleiter nicht ermöglicht worden war. Mitglieder von Sonderkommandos paßten einfach nicht in das Idealbild vom geschniegelten Vorgesetzten. Dafür waren sie viel zu ... exzentrisch. Der Einsatzbefehl wurde schließlich aus den Daten entschlüsselt, die über eine Echtzeitleitung aus Fort Meade in Maryland nach Werino gesandt wurden. Die Amerikaner wanden sich immer noch bei dem Gedanken, daß die Russen von ihnen einiges über die Möglichkeiten der elektronischen Datenerfassung und Datenanalyse per Satellit und mit anderen Geräten erfuhren - schließlich waren diese Fähigkeiten einmal entwickelt worden, um sie gegen die Russen einzusetzen. Die genauen Positionen der zwei im Einsatz befindlichen E-767 wurden präzise aufgezeichnet. Die Auszählung der visuellen Satellitendaten gab Auskunft über die Anzahl der Kampfflugzeuge - zumindest derer, die nicht in Schutzbunkern untergebracht waren, und die KH-12 hatten bei ihrem letzten Umlauf die in der Luft befindlichen Flugzeuge und ihre Positionen festgehalten. Der befehlführende Colonel besprach noch einmal den Kurs durch die Linien, den er zuvor mit der Crew gemeinsam festgelegt hatte, und während vereinzelt Bedenken geäußert wurden, kauten die beiden jungen Captains, die die C-17A-Transportmaschine fliegen sollten, auf ihren Kaugummis herum und nickten schließlich als Zeichen ihrer Zustimmung. Einer von ihnen scherzte sogar, es sei an der Zeit, diesen »Mülltransportern« ein wenig Respekt beizubringen.
Auch die Russen hatte ihre Rolle zu spielen. Acht MIG-31-Abfangjänger, begleitet von einer IL-85 Mainstay, einer Frühwarn- und Aufklärungsmaschine, starteten von der Basis Juschno-Sachalinsk zu einer Flugabwehrübung. In Sokol stiegen zehn Minuten später vier SuchoiKampfflugzeuge in die Luft, die als Angreifer fungierten. Die Suchois mit den Langstrecken-Treibstofftanks flogen in südöstlicher Richtung außerhalb des japanischen Luftraums. Die Controller in beiden
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