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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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E-767 erkannten die Aktion als das, was sie war: eine ziemlich typische und ritualisierte russische Übung. Aber da nun einmal Kampfflugzeuge beteiligt waren, wurde ihr Interesse geweckt; außerdem übten die Russen auf Routen, auf denen vermutlich amerikanische Flugzeuge anfliegen würden, so wie die B1, die vor kurzem ihre Luftabwehr »gekitzelt« hatten. Das Interesse der Japaner führte dazu, daß die beiden E-767 geringfügig in nördlicher und östlicher Richtung von ihrem Kurs abwichen, wobei die Begleitjäger dieser Abweichung folgten. Die AWACS-Reservemaschine wäre auch beinahe zum Start abkommandiert worden, aber dann entschied der Flugabwehrkommandant der Leitstelle vernünftigerweise, sie nur in Alarmbereitschaft zu halten.
    Die C-17A Globemaster-III war das modernste und teuerste Transportflugzeug, das sich jemals den Weg durch das Beschaffungsamt des Pentagons gebahnt hatte. Jeder, der mit diesem bürokratischen Alptraum vertraut war, hätte einen Flakangriff vorgezogen. Dabei war zumindest die Chance größer, daß eine Maschine durchkam. Diese Maschine startete kurz nach Mitternacht und flog wie ein Verkehrsflugzeug auf der Süd-Südost-Route nach Wladiwostok. Kurz vor der Stadt wurde sie von einem KC-135-Tankflugzeug aufgetankt - das russische und das amerikanische Lufttanksystem waren nicht kompatibel - und flog genau auf dem 132. Längengrad nach Süden aufs asiatische Festland zu. Die Globemaster war das erste Transportflugzeug überhaupt, bei dessen
    Planung und Entwicklung mögliche Sondereinsätze berücksichtigt worden waren. Hinter der normalen zweiköpfigen Flugbesatzung waren zwei Beobachterplätze installiert, die mit Instrumentenkonsolen ausgerüstet waren. Dort saßen jetzt zwei Offiziere der EWO, der Abteilung für Elektronische Kriegsführung, und lokalisierten die zahllosen Radarstationen, von denen es an der russischen, chinesischen, koreanischen und japanischen Küste nur so wimmelte, und lotsten die Piloten durch so viele Leitkorridore wie möglich. Dadurch wurde ein plötzliches Abdrehen nach Osten und ein rascher Sinkflug erforderlich.
    »Sind Sie auch so begeistert wie ich?« fragte First Sergeant Vega seinen Kommandanten. Die Rangers saßen im Frachtraum auf Klappsitzen und trugen Kampfanzüge, in denen sie vor einer Stunde unter dem wachsamen Blick des Lademeisters wie Enten an Bord gewatschelt waren. Bei der Army wurde immer wieder behauptet, daß die Air Force für die Flugzeugbesatzung Punkte vergab, bei der den meisten Passagieren speiübel wurde, aber in diesem Fall würde es keine Beschwerden geben. Jetzt begann der gefährlichste Teil ihres Auftrags - trotz der Fallschirme, die die Air-Force-Besatzung offensichtlich nicht einmal angelegt hatte - falls sie bis zum vorgesehenen Absprung von einem verirrten Jäger angegriffen wurden, nutzten die Fallschirme ihnen auch nichts mehr.
    Captain Checa nickte nur und wünschte, er hätte bereits wieder festen Boden unter den Füßen, wie es sich für einen Infanteristen gehörte, statt hier hilflos zu sitzen wie ein Ungeborenes im Bauch einer Frau, die für ihr Leben gern zu Discomusik tanzte.
    Vorne in der Maschine leuchteten die farbigen Displays der Instrumente. Auf einem rechteckigen Bildschirm, der an einen Fernseher erinnerte, zeigte der Computer jede bekannte Radarinstallation an der japanischen Westküste. Es war nicht besonders schwierig gewesen, ihn mit diesen Informationen zu füttern, da die meisten dieser Anlagen vor ein oder zwei Generationen von Amerikanern errichtet worden waren. Damals galt Japan als wichtiger Inselvorposten für einen möglichen Einsatz gegen die Sowjetunion und war damit der Gefahr eines russischen Angriffs ausgesetzt. Die Radaranlagen waren auf der ganzen Linie verbessert worden, aber jede Postenkette hatte ihre Schwachstellen, und die Amerikaner kannten die meisten davon schon seit längerer Zeit. ELINT-Satelliten hatten in der vergangenen Woche diese Einschätzung bereits bestätigt. Das Flugzeug war jetzt in südöstlicher Richtung unterwegs und flog bei der maximalen Tieffluggeschwindigkeit von dreihundertfünfzig Knoten in einer Höhe von zweihundert Fuß über der Wasseroberfläche. Dadurch wurde der Flug mehr als holprig, aber außer den Passagieren schien das niemand zu bemerken. Der Pilot trug eine Nachtsichtbrille und ließ seinen Blick über den Himmel schweifen, während die Kopilotin die Instrumente im Auge behielt. Sie trug wie die Jägerpiloten ein Helm-Display, das ihr

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