08 - Ehrenschuld
ihn letzte Woche beim Sport oder im Badehaus getroffen habe. Die An der Anspielung war nicht so wichtig wie der Inhalt der Botschaft, der stets laut und deutlich herüberkam. Die kleinen Zulieferer waren aufgrund dessen nicht gerade das Schaufenster der japanischen Schwerindustrie, das andere Länder im Fernsehen gezeigt bekamen und bewundenen. Die Arbeiter trugen keine Arbeitsanzüge mit Firmenlogo, sie aßen nicht zusammen mit dem Management in noblen Kantinen, und sie arbeiteten nicht in makellosen, vorzüglich organisierten Montagehallen. Diese Arbeiter erhielten auch bei weitem nicht den angemessenen Lohn, und für sie hatte ein Vertrag über eine lebenslange Anstellung, wie er selbst bei den Elitearbeitern mehr und mehr zur Fiktion wurde, noch nie existiert.
Bei einer der unbedeutenden Metallbearbeitungsfirmen wurden die nicht vollständig galvanisierten Bleche ausgepackt und von Hand in Fräsmaschinen eingeführt. Die quadratischen Bleche wurden mechanisch zugeschnitten und die Kanten geglättet - der Abfall ging zur Wiederverwertung ans Stahlwerk -, so daß jedes Blech exakt der vom Konstrukteur festgelegten Größe entsprach, stets mit Toleranzen von weniger als einem Millimeter, selbst bei diesem relativ simplen Teil, das der Besitzer des Autos vermutlich nie zu Gesicht bekommen würde. Die größeren zugeschnittenen Bleche wanderten dann in eine andere Maschine, wo sie erhitzt und gebogen und anschließend zu einem ovalen Zylinder zusammengeschweißt wurden. Gleich darauf wurden die ovalen Endstücke eingepaßt und angeschweißt in einem maschinellen Arbeitsgang, der lediglich von einem Arbeiter überwacht wurde. Auf einer Seite wurde in ein vorher eingeschnittenes Loch das später am Einfüllstutzen endende Rohr eingepaßt, auf der anderen die zum Motor führende Leitung. Bevor sie den Zulieferer verließen, wurden die Tanks mit einer Mischung aus Wachs und Kunstharz sprühbeschichtet, die den Stahl vor Rost schützen würde. Die Mischung sollte sich mit dem Stahl verbinden und eine beständige Einheit unterschiedlicher Materialien entstehen lassen, die den Benzintank dauerhaft vor Korrosion und einem daraus resultierenden Auslaufen von Kraftstoff schützen würde. Ein erstklassiges und recht typisches Stück vorzüglicher japanischer Technik, nur daß es in diesem Fall wegen des schadhaften Kabels beim Galvaniseur nicht geklappt hatte. Die Beschichtung verband sich nicht richtig mit dem Blech, hatte aber genügend innere Festigkeit, um bei der vorgeschriebenen Sichtkontrolle ihre Form zu wahren. Gleich darauf gingen die Tanks per Förderband in die Verpackungsabteilung am Ende der Fertigungshalle des Zulieferers. Don wurden sie in Pappkartons verstaut, die ein anderer Zulieferer produzierte, und per Lkw zu einem Depot gefahren, wo die eine Hälfte der Tanks auf andere Lkws verladen wurde, die sie zum Autohersteller beförderten, während die andere Hälfte in identischen Frachtcontainern verschwand, die per Schiff in die Vereinigten Staaten transportiert wurden. Dort würden die Tanks in ein fast baugleiches Auto eingebaut in einer Fabrik, die demselben internationalen Konglomerat gehörte, die aber in den Hügeln von Kentucky lag und nicht in der Kwanto-Ebene bei Tokio.
Dies alles hatte sich schon Monate vorher abgespielt, als der Punkt auf die Tagesordnung der Verhandlungen über inländische Materialien kam. Tausende von Autos waren montiert und mit defekten Benzintanks ausgeliefert worden, und alle waren in den durch sechstausend Meilen Land und Meer getrennten Montagefabriken durch die normalerweise exzellenten Qualitätskontrollen geschlüpft. Die in Japan montierten Autos waren verladen worden auf einige der häßlichsten Schiffe, die je gebaut worden waren, hochwandige Autotransporter, die bei der schwerfälligen Fahrt durch die Herbststürme des Nordpazifiks die Fahreigenschaften von Flußkähnen hatten. Durch die Belüftungsanlage des Schiffes war das Meersalz in der Luft zu den Autos gelangt. Das war nicht allzu schlimm, bis eines der Schiffe eine Front durchquerte und auf kalte Luft sehr schnell warme Luft folgte. Aufgrund der schlagartigen Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit außerhalb und innerhalb einzelner Tanks schlug sich auf dem Stahl, unter der defekten Beschichtung, salzhaltige Feuchtigkeit nieder. Das Salz begann sofort den ungeschützten Stahl des Tanks anzugreifen, und die dünne Metallwand, die Benzin von 92 Oktan fassen sollte, rostete und wurde mürbe.
Was immer seine
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